Luisa

Die Geburt von Luisa am 31.12.2015

Bereits mit dem positiven Schwangerschaftstest stand für uns damals fest, dass wir nach Möglichkeit nicht im Krankenhaus entbinden wollen. Die Geburt unserer ersten Tochter war im Krankenhaus sehr fremdbestimmt. Es wurde auf unsere Bedürfnisse wenig bis gar keine Rücksicht genommen und viel über unseren Kopf hinweg entschieden. Das sollte dieses Mal anders werden.

Ich kannte das Geburtshaus bereits aus dem Schwangerschaftsgymnastikkurs den ich während meiner ersten Schwangerschaft besucht hatte. Damals hatte ich mich allerdings nicht getraut im Geburtshaus zu entbinden und wäre mit der Anmeldung auch etwas spät dran gewesen. Wir vereinbarten also rasch einen Termin im Geburtshaus. Nach dem Termin stand fest, dass wir ins Geburtshaus wollten. So sollte die zweite Geburt in aller Ruhe und Selbstbestimmtheit mit bekannten Hebammen und in einer schönen und angenehmen Umgebung erfolgen.
Meine Schwangerschaft verlief sehr gut. Ich hatte nur wenige Beschwerden und die Zeit verging unglaublich schnell. Einzig das Wachstum des Babys bereitete uns etwas Sorgen. Das Baby war stets sehr klein und zart bei den Ultraschallmessungen. Meine Frauenärztin ist eher der vorsichtigen Art und schickte mich mehrfach zum Doppler ins Krankenhaus. Das Kind war zwar klein und zart aber stets gesund und fit. Es wurde regelmäßig im Bauch Party gemacht.

In der 37. SSW hieß es dann plötzlich das Kind sei nicht mehr gewachsen. Wieder ging es zum Doppler ins Krankenhaus. Wieder war alles in Ordnung. Allerdings riet mir meine Frauenärztin dazu, das Kind doch lieber im Krankenhaus zu bekommen. Es sei doch so klein. Ich machte mir auch viele Gedanken und war schon ganz unglücklich mit der Situation.

Ich machte daraufhin am 29.12.15 einen spontanen Termin im Geburtshaus aus. Vorher schickte mich Sabine nochmal für eine weitere ärztliche Einschätzung in das Franziskuskrankenhaus. Die Gewichtsschätzungen der Ärzte eine Woche zuvor lagen alle unter 2500 g. Die Marke muss aber für eine Entbindung im Geburtshaus geknackt werden. Die Ärztin im Franziskuskrankenhaus war sehr nett und verständnisvoll. Sie nahm sich viel Zeit für die Messungen. Sie schätzte das Gewicht schließlich auf knapp über 2500 g und bescheinigte nochmals, dass das Kind gesund und fit sei, lediglich etwas zart. Ihrer Meinung nach stünde auch einer Geburt im Geburtshaus nichts im Wege. Daraufhin ging ich weiter zum Termin mit Sabine und Johanna im Geburtshaus. Wir redeten über die ganze Situation. Aus deren Sicht stand ebenfalls nichts einer Geburt im Geburtshaus im Wege. Als ich mit diesen Nachrichten nach Hause kam, fiel meinem Mann und mir ein Stein vom Herzen. Was wir allerdings nicht gedacht hätten, dass es so bald losgehen sollte:

Am 30.12.2015 waren wir über Mittag noch ein letztes Mal zusammen mit unserer 2-jährigen Tochter und meiner Schwester auf dem Weihnachtsmarkt und haben Backfisch gegessen und Kinderpunsch getrunken. Es war ein sehr schöner Ausflug. Danach waren meine kleine Tochter und ich aber sehr müde. Wir legten uns zusammen ins Bett. Mein Mann wollte noch ein paar Besorgungen machen. Meine Tochter war gerade eingeschlafen und ich auch am wegschlummern, als es plötzlich nass zwischen meinen Beinen wurde. Zuerst war ich etwas verdutzt… dann wurde mir klar, dass das wohl Fruchtwasser sein musste. Menno… ich war doch so müde und wollte schlafen. Ich sprang also auf und lief schnell ins Badezimmer. Den PH-Wert-Test aus dem Schrank gerissen und ab aufs Klo. Derweil wurde es immer nasser in meiner Hose. Den Test hätte ich eigentlich nicht mehr gebraucht, da Aussehen und Menge eindeutig auf einen Blasensprung hindeuteten. Der Test bestätigte den Fruchtwasserabgang aber auch nochmals. Da saß ich nun auf der Toilette und wusste nicht, was ich nun als erstes tun sollte. Erstmal sammeln. Wie spät ist es eigentlich? 14 Uhr. Dass das Kind eher kommen würde war mir klar. Ich hatte das irgendwie im Gefühl. Allerdungs hatte ich damit im Jahr 2015 nicht mehr gerechnet. Es waren ja auch nur noch die zwei Tage im Jahr 2015 übrig und der eigentliche Entbindungstermin erst am 15.01.2016. Eine Woche später der Geburtsbeginn… gut… aber jetzt… ich war noch nicht bereit. Wir wollten doch noch die letzten Sachen für das Baby vorbereiten und den Weihnachtskram abschmücken. Das sollte am Wochenende geschehen. Bei meiner ersten Tochter ging die Geburt mit Wehen los. Damit hatte ich diesmal auch wieder gerechnet und nicht mit einem Blasensprung. Half ja alles nichts. Also stopfte ich schnell eine Binde zwischen die Beine und rannte nach unten zum Mutterpass und Handy. Als erstes rief ich meinen Mann an: „Schatz, meine Fruchtblase ist gerade geplatzt. Komm schnell wieder nach Hause.“ Mein Mann war offensichtlich auch etwas verdutzt. So deutete 10 Minuten vorher ja noch nichts auf die baldige Geburt hin. Danach wählte ich die Bereitschaftsnummer des Geburtshauses. Sabine war dran. „Ich hatte gerade eben einen Blasensprung.“ Sabine war auch etwas überrascht, so schnell wieder von mir zu hören. Sie fragte mich ein paar Dinge und erläuterte mir das weitere Vorgehen. Wehen hatte ich noch keine. Wir haben uns dann gegen 18 Uhr im Geburtshaus verabredet um nach dem Baby zu schauen und das weitere Vorgehen zu besprechen, für den Fall, dass bis dahin keine Wehen in Sicht seien. Kurz nach dem Anruf war dann auch mein Mann wieder da.
An Schlafen war jetzt leider nicht mehr zu denken. Wir informierten die engste Familie und vor allem meine Schwester, die unsere große Tochter während der Geburt betreuen sollte. Sie war ja erst gerade wieder nach unserem gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch nach Hause gefahren. Eine Stunde später war sie dann auch schon mit gepacktem Rucksack da. Vermutlich würde die Geburt über die Nacht gehen und sie war bereit die Nachtschicht bei uns Zuhause zu übernehmen. Mein Mann erledigte im Eiltempo die letzten Babyvorbereitungen. Ich packte meine Tasche fertig.
Und dann… tat sich erstmal gar nichts. Mein Mann und ich hüpften nochmal unter die Dusche. Wer weiß, wann es richtig losgeht. Dann war es auch schon Zeit für den Termin im Geburtshaus bei Sabine. Dem Baby ging es prima. Der Muttermund war leicht geöffnet und ich verlor eindeutig Fruchtwasser. Wehen waren noch keine nennenswerten zu vermelden. Der Blasensprung war nun 4 Stunden her. Sabine schlug vor die Geburt sanft anzutreiben. Dazu gab sie uns Kapseln mit Rizinusöl. Die sollte ich Zuhause nehmen.

Wieder Zuhause nahm ich die Kapseln. Meine Mutter verordnete mir zudem noch wehenfördernde homöopathische Mittel. Wir brachten unsere Tochter ins Bett und ich legte mich auch hin und versuchte nochmal zu schlafen. Was allerdings aufgrund der Aufregung und der Tatsache, dass unsere zweite Tochter innerhalb des nächsten Tages wohl auf die Welt kommen würde schwierig war. Ich legte mich trotzdem hin und schloss die Augen um Kraft für die Geburt zu tanken und mich von meiner Schwangerschaft zu verabschieden.

Allmählich merkte ich die ersten richtigen Wehen. Sie waren aber noch unregelmäßig und sehr gut im Liegen auszuhalten. Ich habe mir erstmal eine Wehen-App auf mein Handy geladen. Das war einfacher, als sich die Abstände und Dauer der Wehen selbst zu merken. Gegen 21:30 Uhr rief ich Sabine an, dass die Wehen langsam in Fahrt kämen. Die zweite Hälfte der Rinzinuskapseln sollte ich daher nicht mehr nehmen. Dann hieß es weiter abwarten und vor mich „hinwehen“. Den Abstand und die Länge der Wehen habe ich weiter mit der Wehen-App gemessen. Mein Mann hat mit unserer Tochter im Schlafzimmer geschlafen. Meine Schwester und ich harrten der Dinge im Wohnzimmer aus. Allmählich wurden die Wehenabstände kürzer und ich musste die Wehen richtig veratmen. An Liegen war nicht mehr zu denken. Gegen 23:30 Uhr war der Zeitpunkt gekommen. Die Wehen waren so stark und die Abstände so kurz, dass mir Zuhause nicht mehr wohl war. Ich weckte meinen Mann und rief Sabine an, dass wir uns jetzt auf den Weg machen würden.

Erfreulicherweise blieb ich während der halbstündigen Autofahrt ins Geburtshaus von schlimmen Wehen verschont. Guter Dinge stieg ich aus dem Auto aus und bekam direkt die nächste Wehe, die ich an das Auto gelehnt veratmen musste. Dann gingen wir ins Geburtshaus. Sabine erwartete uns schon. Und es folgte die nächste Wehe. Sabine fragte wie es mir ginge und guckte nach dem Muttermund. Der war bei 4 cm. Das Köpfchen auch noch recht weit oben. Die Wehen waren stark aber noch gut auszuhalten, indem ich mich auf dem Wickeltisch abstütze und ruhig ein und ausatmete. Lautes Tönen liegt mir nicht. Hilft mir persönlich auch nicht. Ich habe lieber leise in mich hineingehorcht und versucht unter den Wehen zu entspannen, damit sich der Muttermund gut öffnen kann.

Recht schnell wurden nun aber die Abstände zwischen den Wehen kürzer, die Wehen immer stärker und zogen ganz furchtbar in den Rücken. Zum Glück massierte mein Mann meinen Rücken, so dass die Schmerzen deutlich besser zu ertragen waren. Zudem musste ich mich zweimal übergeben. Damit hatte ich schon gerechnet. Musste ich unter der ersten Geburt auch mehrfach. Irgendwann drängte sich bei mir der Gedanke auf: „Wo ist doch gleich das nächste Krankenhaus? Ich will eine PDA! Jetzt gleich!“ Da war mir klar, dass ich in den letzten Zügen der Geburt liege bzw. stehe und bald die Presswehen kommen würden. Für eine PDA wäre es jetzt eh zu spät. Sabine meinte, ich solle auf mein Gefühl hören. Wenn mir danach sei, solle ich ruhig leicht mitschieben. Das machte ich dann auch. Ich merkte, wie das Kind langsam nach unten wanderte. Sabine rief bei Johanna an und meinte, dass sie sich langsam auf den Weg machen könne. Da dachte ich noch: „Langsam? Dann wird sie die Geburt wohl verpassen.“

Kurz darauf hatte ich tatsächlich das dringende Bedürfnis richtig zu pressen. Sabine breitete auf dem Boden ein kleines Tücherlager aus. Ich zog meine Hose aus und kniete mich vor das Bett. Ich hielt mich an meinem Mann fest, damit ich Kraft zum Drücken hatte. Dann fing ich an zu pressen. Langsam Stück für Stück wurde der Kopf geboren und plötzlich war das ganze Kindchen da. Ich guckte nach unten und da lag der Winzling. So klein und ganz voll mit Käseschmiere. Ich nahm meine kleine Tochter sofort hoch. Dann legten wir uns ins Bett mit der Kleinen auf meiner Brust. Da kam dann auch Johanna. Dachte ich es mir doch, das „langsam“ nicht mehr hinhauen würde. Etwas später wurde dann auch die Plazenta geboren. Die ließen wir uns diesmal von Sabine zeigen und waren ganz fasziniert.

Geburtsverletzungen hatte ich im Prinzip keine. Nur leichte Abschürfungen und diese taten bereits am nächsten Tag nicht mehr weh. Mir ging es insgesamt prima. Auch der Kreislauf war kein Problem. Wir kuschelten noch zu dritt eine Weile. Dann brachten uns Sabine und Johanna noch Hühnersuppe und Brote. Als wir mit dem Essen fertig waren, zogen mein Mann und Sabine die Kleine an und machten die U1. Vorher haben alle Schätzungen zum Gewicht abgegeben. Unsere Luisa hatte ein Gewicht von 2420 g, war 48 cm groß und hatte einen Kopfumfang von 34 cm. Also eine kleine Maus. Aber wieder bestätigte sich: Sie ist top fit. Sie wurde übrigens zwölf Stunden nach dem Blasensprung und anderthalb Stunden nach der Ankunft im Geburtshaus geboren.

Ich ging mit Johanna ins Badezimmer zum duschen. Das klappte ganz gut und tat auch gut. Hilfe benötigte ich im Prinzip keine. Ich hatte keinerlei Schmerzen und fühlte mich zu 100 % fit. Spontan hätte ich noch so eine Geburt hinlegen können. Drei Stunden nach der Geburt ging es dann zu dritt und sehr glücklich nach Hause. Dort erwartete uns schon meine Schwester, die den neuen Erdenbürger begrüßen wollte. Die große Schwester hat ihr Geschwisterchen am nächsten Morgen kennenlernen dürfen. Da haben wir dann das erste Mal zu viert im Bett gekuschelt.

Vielen Dank an das Team vom Geburtshaus und insbesondere an Sabine und Johanna, die uns diese traumhafte Geburt ermöglicht haben. Es war toll zu erleben, dass die Geburt ein ganz natürlicher Vorgang ist und man dafür einfach nur auf seinen Körper und seine Instinkte hören muss. Geholfen haben dabei natürlich die nette und kompetente Betreuung durch die Hebammen und die angenehme und entspannte Atmosphäre. Es ist einfach toll jemanden bei der Geburt dabei zu haben, auf den man sich fachlich verlassen kann, der einen aber nicht bedrängt. Diese Geburt war ein ganz tolles Erlebnis als Paar. Mein Mann hat mich toll unterstützt und auch ihm gehört mein Dank. Schöner hätte man eine Geburt nicht erleben können. Vielen Dank euch allen.

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