Polly

Es ist immer enttäuschend, wenn sich Wünsche nicht erfüllen. Das gilt, in besonderer Weise, natürlich auch für eine Geburt. Auch wenn sich die meist gar nicht wirklich planen lässt, wäre es doch schön wenigstens die Wahl des Ortes – ob im Geburtshaus oder Krankenhaus- mit zu entscheiden. Leider hat in meinem Fall die Beckenendlage (BEL) für mich entschieden und ich musste ins Krankenhaus.
Von dieser Erfahrung möchte ich hier gern berichten, um vielleicht anderen werdenden Müttern Mut zu machen und ihnen möglichen Ärger zu ersparen….
Ich war wohl von einer sonst so problemlosen Schwangerschaft etwas verwöhnt und entsprechend geschockt als mir meine Gynäkologin in der 35. Woche wegen der konsequenten BEL des Babys die Überweisung zur Geburtsplanung fürs Krankenhaus gab. Die Kleine wollte sich, trotz aller Bemühungen, einfach nicht umdrehen! Und das war dann leider auch das k.o-Kriterium für die Geburt im Geburtshaus. Schade! Sehr sogar! Aber noch viel schlimmer war für mich die Vorstellung nun einen Kaiserschnitt planen zu müssen. Horror! Da blieb ja wirklich nichts mehr von meinen ursprünglichen Wünschen übrig und ich war richtig traurig, schockiert und verzweifelt. Alles gleichzeitig! Ich wollte einfach auf keinen Fall eine „bestellte Geburt“ mit geplantem Datum und Uhrzeit, also KEINEN Kaiserschnitt! Und jetzt sollte ich genau das planen?
Nachdem ich mich dann -wohl oder übel- näher mit dem Thema beschäftigen musste, wurde mir immer klarer, dass es gar nicht zwangsweise zum Kaiserschnitt kommen muss. Eine natürliche Geburt ist auch bei einer BEL weiterhin möglich. Das macht nur kaum noch jemand, weil es zum einen natürlich zusätzliche Risiken birgt und zum anderen für z.B. Krankenhäuser der Kaiserschnitt viel einfacher, schneller und planbarer ist. Vom zusätzlichen Personal mal ganz abgesehen.
Die Info, dass es auch ohne Kaiserschnitt geht, war für mich immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer, dem ich erst einmal weiter nachgehen wollte. Also bin ich los und habe mir Termine in den beiden Krankenhäusern in Bielefeld besorgt, die auch bei einer BEL eine „normale“ Geburt ermöglichen.
In der ersten Klinik erklärte uns die Ärztin geduldig, worauf es aus Ihrer Sicht bei der Spontangeburt in BEL ankommt und welche Risiken es gibt. Bedauerlicherweise hielt Sie in meinem Fall das Risiko für zu groß und riet mir dann doch zur Sectio. Damit war mein Hoffnungsschimmer doch wieder dahin. Frustrierend!
Ich bin dann, obwohl mir die erste Klinik von der Spontangeburt abgeraten hat, einige Tage später zur zweiten Klinik, um mir eine zweite Meinung einzuholen. Dort fühlte ich mich auf Anhieb sehr gut aufgehoben. Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet! Die allgemeine Einstellung zur BEL-Geburt war dort total positiv und wurde ganz und gar nicht also großes „Problem“ gehandelt. Die Oberärztin nahm sich viel Zeit und erklärte uns in aller Ruhe nochmal alle entscheidenden Kriterien und Möglichkeiten einer BEL-Geburt. Das klang alles sehr zuversichtlich und nach all dem Stress hat mir das richtig gut getan. Die anschließende Sonographie bestätigte die Annahme der Ärztin einer problemlosen Ausgangslage für die ersehnte natürliche Geburt sogar noch.
Wieso auch immer es zu zwei so unterschiedlichen Meinungen kam, wir konnten nun also doch die Geburt so planen wie gewünscht (zumindest theoretisch). Sogar mein Wunsch nach einer ambulanten Geburt, also möglichst ohne stationäre Aufnahme, wurde berücksichtigt und notiert.
Am errechneten Entbindungstermin sollten wir dann wieder zur Vorsorge erscheinen. Nun wurden die aktuellen Gegebenheiten wie Lage, Größe, Gewicht, Kopf- und Hüftumfang des Babys erneut kontrolliert. Gedreht hatte sich die Kleine leider immer noch nicht, dafür hatte sich aber auch die Ausgangssituation nicht verschlechtert und die Spontangeburt rückte immer näher. Am späten Nachmittag waren wir wieder zuhause und haben die letzten Stunden zu zweit verbracht.
Nachts gegen 3 Uhr war es dann soweit. Durch einen gezielten Tritt platzte die Fruchtblase und wir machten uns auf den Weg zur Klinik. Dort angekommen wurden die Wehen auch kontinuierlich und schnell stärker. Ich war überrascht von der Intensität und ganz froh, dass mein Mann mir zur Seite stand und ich nicht allein war. Die Hebammen im Krankenhaus waren nämlich nicht pausenlos zur Stelle, sondern schauten nur alle halbe Stunde mal kurz rein und erkundigten sich nach dem Befinden. Nach dem Schichtwechsel (!) der Hebammen, wechselte ich vom Bett in die Geburtswanne. Dort war zwar die Geburt zwar leider nicht möglich, aber es entspannte die Eröffnungs- und Übergangsphase etwas. Nun hatten wir zwei nette und motivierte Hebammen, die uns nicht mehr alleine ließen und uns hilfreich zur Seite standen. Nach einer knappen Stunde war es dann auch schon soweit. Die Hebamme stellte überrascht fest, dass der Muttermund schon vollständig geöffnet war. Dann musste alles relativ schnell gehen: Ich musste noch aus der Badewanne heraus, bevor die Presswehen einsetzten und die Oberärztin musste gerufen werden. Dazu kamen noch einige weitere Ärzte, was zur Routine bei einer Spontangeburt in Beckenendlage gehört. Also es wurde schon recht voll im Kreißsaal! Nach Ankunft der Oberärztin und etwas Lachgas zur Entspannung, hatte ich dann eine ganz wunderbare Geburt im Vierfüßlerstand. Nach nur 4-5 Presswehen war die Kleine um 8:15 Uhr endlich da! Es ging also alles ganz schnell, wie es in so einem Fall auch sein sollte.
Da die Kleine während der kompletten Geburt sehr entspannt geblieben ist, wurde sie mir vor allen Untersuchungen und Messungen direkt auf die Brust gelegt. Ein wirklich unbeschreiblicher Moment!
Die nächsten Stunden vergingen wie im Fluge und meine Erinnerung daran sind auch nur sehr schwach. Was ich genau weiß ist, dass wir nach 4 Stunden und einer wunderbar-unkomplizierten Geburt das Krankenhaus mit unserer Tochter verlassen konnten. Und ich habe keine Sekunde lang bereut mich für die Spontangeburt trotz BEL entschieden zu haben!
Ich würde mir wünschen mit diesem Bericht den ein oder anderen Ärger zu ersparen, oder auch weitere werdende Mütter zu motivieren eine normale Geburt trotz Beckenendlage zu versuchen. Auch wenn ich wirklich sehr gern ins Geburtshaus gegangen wäre, hatte ich auch im Krankenhaus eine ganz wunderbare Geburt und fühlte mich gut aufgehoben.
Die Entscheidung direkt nach Hause zu gehen war für uns auch in jedem Fall die richtige. Dort wurden wir dann in den nächsten Wochen ganz wunderbar von den Hebammen des Geburtshauses betreut. Diese großartige Betreuung, bei der Vor- und Nachsorge, möchte ich wirklich nicht missen. Das hat sehr geholfen bei einfach Allem.
Ganz lieben Dank dafür!

3 Kommentare zu “Polly

  1. Yasmina schrieb am :

    Hallo polly, dein Erfahrungsbericht hat mich beeindruckt und mir Hoffnungen gegeben.
    Weil ich mich momentan in der gleichen Situation befinde. Könntest du verraten in welchem Krankenhaus du in bel spontan entbinden konntest.
    Liebe Grüße

  2. Steffi schrieb am :

    Hallo Yasmina,
    freut mich sehr, dass wir Dir Mut machen konnten! Na klar verrate ich Dir das Krankenhaus: wir waren in Bethel. Das Franziskus Hospital bietet die BEL-Entbindung aber auch an. Meld Dich gern bei weiteren Fragen.
    Viel Erfolg & eine schöne Geburt wünsch ich Euch!
    Liebe Grüße zurück

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