Tamina

Unser größtes Wunder, Geschenk und Segen! (und der Bericht ist doch viel länger geworden als gedacht :D, ich hoffe wen’s interessiert hält bis zum Ende durch 😉

Als ich das erste Mal von einem Geburtshaus gehört habe, war ich noch der festen Überzeugung Single und kinderlos zu bleiben und meine erste Reaktion war auch „Hallo? Wer macht denn so etwas riskantes bitte freiwillig und geht für eine Geburt nicht ins Krankenhaus???“

Ein paar Jahre später und noch vor der Schwangerschaft tigerte ich dann schon mal hin und wieder über die Internetseite des GH Bi und stöberte neugierig in den Infos und Geburtsberichten. Da ich gelesen hatte, dass die Plätze relativ früh vergeben werden, hab ich uns dann auch schon im ersten Trimester zum Vorgespräch angemeldet und nach dem ersten Gespräch mit Jule und einem Rundgang durch das GH war ich umso erleichterter als mein Mann Denis fast noch vor mir gejubelt hat „Wie cool ist das denn, ja klar melden wir uns an!“ Seitdem fieberte ich immer meinen Vorsorge Terminen im GH entgegen, vertröstete mich in der Zwischenzeit mit den Geburtsberichten und erzählte jedem der es hören wollte (oder auch eben nicht :D) „Ich entbinde im Geburtshaus!!! Die sind da so nett und da ist es so schön! Ich kann es kaum erwarten!!!“ Natürlich erntete ich so manchen skeptischen Blick (schöne Geburt?) und auch die Reaktion „wer geht denn bitte freiwillig nicht ins Krankenhaus…“ Jetzt im Nachhinein kann ich nur sagen „Wer mit einer komplikationslosen Schwangerschaft geht bitte freiwillig ins Krankenhaus??“

Meine Schwangerschaft war vom ersten Tag an wundervoll! Nachdem ich in den ersten Wochen noch auf all die grässlichen Beschwerden gewartet habe und weder Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Heißhunger etc. verspürte, dachte ich schon ich würde mit Sicherheit eine Fehlgeburt haben. Aber mein kleines Mäuschen wuchs und gedieh ganz prächtig und meine Gyn und auch die Hebammen waren immer sehr zufrieden mit uns. Ich spürte die Kleine schon relativ früh, in der 17/18 SSW, und wenn ich sie nicht spürte, vergaß ich manchmal sogar, dass ich schwanger war.

Der ET 6.4. (Ostermontag) rückte näher und ich hoffte doch stark, dass die Kleine sich etwas früher auf den Weg machen würde (ich hab mit einem riesigen Kind gerechnet und gehofft jeder Tag früher, wären ein paar Gramm leichtere Entbindung) aber so richtig daran geglaubt habe ich nicht. Ich stellte mich also schon mal auf die Tage danach ein und versuchte mich zu entspannen. An das ganze Thema Geburt ging ich ziemlich blauäugig (vielleicht zu blauäugig?) und hab gedacht „egal wie furchtbar es werden kann, da muss ich durch und vorher verrückt machen bringt eh nichts“. Ich war schon sehr gespannt und neugierig auf die Schmerzen und die ganze Erfahrung.
Am Karsamstag waren Denis und ich noch viel unterwegs und haben viel mit Freunden gemacht, als wir abends ins Bett gingen hab ich dann wie schon seit zwei Wochen gedacht „wie schön wenn’s heute losginge“ aber ich hatte den ganzen Tag nicht mal ein Zwicken und war nicht allzu großer Hoffnung. Wir waren grade am wegdämmern ca. um ein Uhr als sich unter mir auf einmal eine Pfütze bildete, die immer größer wurde und ich sagte zu Denis noch ganz ungläubig „die Fruchtblase ist geplatzt!“ Denis fragte nur „echt?“ und sprang direkt auf um mir Handtücher zu bringen und anschließend vor Freude durch die Wohnung zu hüpfen „es geht los!!! Fahren wir ins Geburtshaus??“ Also musste ich ihn erst mal beruhigen und erklären, dass sich das noch den ganzen Tag ziehen kann und wir erstmal nichts tun. Das Fruchtwasser war zwar ziemlich sicher klar, aber doch so viel, dass ich lieber die Rufbereitschaft anrufen wollte. In dem Moment wäre mir jeder Recht gewesen und als Edith ran ging hab ich mich sehr gefreut. Sie hat mich dann beruhigt und wir haben uns für neun Uhr im Geburtshaus verabredet. Ich hab dann noch geduscht und einen Tee getrunken, weil ich natürlich erst mal aufgeregt war. Dann haben wir uns nochmal hingelegt, aber bevor ich einschlafen konnte, fingen leichte Wehen an aber ich versuchte einfach weiter zu schlafen.
Die Wehen kamen überhaupt nicht regelmäßig aber wurden relativ schnell stärker, dass ich immer wieder aufspringen musste und veratmen und vertönen und schon um drei Uhr am liebsten geheult hätte und zu Denis gesagt habe „ich schaff das nicht!!!“ (ich war auch der festen Überzeugung ich muss noch durch mindestens sechs Stunden Eröffnungsphase und der Schmerz wird immer schlimmer…) Um kurz nach vier hatte ich so starken Wehenschmerz, dass Denis mir mein Handy gebracht hat und gesagt hat „ruf nochmal Edith an!“ also musste ich Edith mitten aus dem Schlaf reißen, erklärte ihr meine Lage und als sie gerade ansetzen wollte sie komme mich zu Hause untersuchen, musste ich den Hörer an Denis abgeben und dann besprachen die beiden, dass wir uns doch im Geburtshaus treffen. Also haben wir uns angezogen und los ging‘s. Unterwegs hatte ich immer wieder mal ne Wehe und stellte mich schon darauf ein, dass Edith mich untersucht und sagt „Muttermund 2-3cm“ immerhin hatte ich grad mal drei Stunden Wehen, was kann da schon passiert sein. Wir kamen also im GH an und ich weiß noch, dass ich Edith begrüßt habe mit den Worten „Edith, ich bin so ne Lusche! Ich schaff das nicht!!!“ Dann hat sie mich untersucht und gesagt „gar nicht, du bist einfach schon weit unter der Geburt“ und ich wartete auf die cm Angabe, vllt 5-6? und dann sagt sie „ja, der Muttermund ist schon komplett offen! Wenn du magst, darfst du schon mitschieben!“ In dem Moment hätte ich sie einfach nur umarmen können (und dann war der Schmerz auch nicht so schlimm, weil ich ja schon was geschafft hatte!), aber ein bisschen hatte ich noch vor mir. Bald kamen dann auch Jule und Johanna dazu und dann ging’s bei der nächsten Wehe in die tiefe Hocke und fleißig mitschieben. Ab da habe ich ein bisschen das Zeitgefühl verloren…
Edith und Jule haben das super gemacht! Die ganze Zeit waren beide komplett entspannt und ruhig, haben mich motiviert und unterstützt, es war wirklich eine wundervolle Atmosphäre um ein Kind zu bekommen!
Zwischendurch wurden die Wehen schwächer, dann hat Jule mir den Bauch mit einem Öl massiert, was total gut funktioniert hat. Edith hat nach den Wehen immer nach den Herztönen gehört, die immer super waren und immer wenn ich nach einer Wehe gesagt habe „ich schaff das nicht, ich kann nicht mehr!“ Haben beide gesagt „doch du schaffst das, du machst das total gut und es geht richtig voran!“ (keine Ahnung ob das stimmte, aber es hat geholfen) Zwischendurch mal Positionswechsel, auch wenn ich darauf keine Lust hatte, bin ich froh, dass Edith und Jule da waren und ein Wörtchen mitzureden hatten. Dann irgendwann wurde der Druck stärker und das Köpfchen machte sich auf den weg und dann durfte ich kurz nicht pressen. Gerade als ich dann dachte ich kann wirklich nicht mehr, war der Kopf aber schon draußen und um 6.36 dann der Körper (was ich fast nicht gespürt habe) und dann lag meine kleine Prinzessin vor mir und Denis und ich hatten Tränen in den Augen. Dieser Augenblick war unbeschreiblich, das Gefühl es geschafft zu haben und endlich das eigene Baby in den Armen halten zu dürfen, ich durfte sie dann auch direkt hochnehmen und mein kleines Wunder bestaunen – sie war perfekt!
Zehn Minuten später war dann die Plazenta auch da und wir durften aufs Bett kuscheln, ich weiß noch, dass dann mein Handy-Wecker anfing zu klingeln und ich rumwitzelte und zu Denis sagte „los, wir müssen ins Geburtshaus“, ich hätte mir ja nicht träumen lassen, dass es so schnell geht“! Edith schaute nach Geburtsverletzungen und stellte nur eine Schürfung fest, auch das hatte ich beim ersten Kind nicht erwartet. Nach einer Kuschelrunde mit Mama und Papa kam dann die U1: 50cm und 3450g (niemals hätte ich mit so einem kleinen Würmchen gerechnet!) Dann hat leider mein Kreislauf etwas schlapp gemacht, ich wollte nur schlafen. Die Gebärmutter hat sich nicht direkt zurückgezogen und Edith und Jule vermuteten eine Blutung. Nachdem mir ein Mittel gespritzt wurde und die beiden das eine Weile beobachtet haben, sagten sie mir dann, dass ich doch in die Klinik verlegt werden müsse um auszuschließen, dass noch Gewebe oder Blut in der Gebärmutter sind. Auch hier waren beide aber komplett souverän und ruhig und haben mir bzw. uns keine Sekunde Panik oder Angst vermittelt. Also wurde ich dann verlegt (was echt super und unkompliziert geklappt hat) nach einer Nachtastung im Franziskus Hospital und einer Nacht Beobachtung durften wir dann auch nach Hause.
Auch wenn ich mir das mit der Verlegung natürlich nicht so vorgestellt habe (hatte mich so auf ein entspanntes Frühstück im Geburtshaus und dann zu Hause gefreut) war doch im Endeffekt alles gut 🙂
Im Nachhinein kann ich sagen, dass es echt eine schöne Geburt war!! Natürlich mit Schmerzen, aber die paar schmerzhaften Wehen zu Hause (tatsächlich empfand ich die Eröffnungswehen schlimmer als nachher die Presswehen) waren nichts im Vergleich zu der Belohnung die man dafür bekommt!(da hab ich direkt Lust auf noch eine Geburtshaus-Geburt bekommen, oder zwei oder… 😉

Ganz, ganz herzlichen Dank an Edith, Jule, Marina, Meike und Sabine für die wundervolle Begleitung in der Schwangerschaft und eure Geduld und liebevollen Erklärungen auf alle nervigen Fragen einer Erstschwangeren 🙂 Ihr habt entschieden dazu beigetragen, dass ich eine entspannte Schwangerschaft und positive Geburts-Einstellung hatte!! Danke an Marina, die einen tollen Geburtsvorbereitungskurs gemacht hat! Vielen Dank an Edith und Jule die unsere kleine Maus so wundervoll und liebevoll in dieser Welt begrüßt haben, Danke an Johanna für die Unterstützung bei dem ersten Stillversuch und die Begleitung meiner beiden Schätze ins Krankenhaus und danke an Edith für eine bestens, rundum-Nachsorge, die wir zur Zeit noch genießen dürfen, für uns ganz ohne Sorgen 🙂
Danke auch an Denis, der mich unglaublich wundervoll und liebevoll die ganze Zeit unterstützt hat.
In erster Linie und vor allem danken wir Gott, dass einfach alles so reibungslos gelaufen ist und wir eine gesunde Tochter haben.

Ein Kommentar zu “Tamina

  1. monika schrieb am :

    Herzlichen Glückwunsch zur geburt eurer Tochter. Wahnsinn dein geburtsbericht ähnelt in vielen zeilen meinem geburtsbericht aus September 2014 von meiner tochter charlotte. Beim lesen kamen viele schöne Erinnerungen wieder. Wünsche euch alles gute. 🙂

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