Jakob Alexander

Die Geburt von Jakob Alexander am 13.01.2011

Eigentlich stand für uns schon ziemlich früh fest, dass wir, als Gütersloher,  im Geburtshaus in Bielefeld entbinden wollten, und so meldeten wir uns an. Doch all die Bedenken unserer Freunde, Familie und anderer „Experten“ führten letzten Endes dazu, dass wir einige Monate vor der Geburt einen Rückzieher machten und nur noch den Geburtsvorbereitungskurs bei Lisa besuchten –  EIN GLÜCK! Denn an diesem Wochenende, mit einer so kompetenten Kursleiterin vor Augen, in diesen entspannenden Räumlichkeiten, wurde uns wieder bewusst, weshalb wir uns damals so sicher für eine Geburt jenseits von Krankenhausatmosphäre und Co. entschieden hatten und bereuten unseren Schritt von vor wenigen Monaten sehr. Dies sagten wir auch Lisa am Sonntagabend. Und  wir hatten Glück, denn am Montag sagte tatsächlich eine andere Schwangere ab und so stand unserer Geburt im Geburtshaus nichts mehr im Wege!

Endlich geht es los!

Der errechnete Termin rückte näher, und nach ein paar Vorsorgeuntersuchungen und drei Sitzungen geburtsvorbereitender Akupunktur fingen die ersten Wehen pünktlich am 13. Januar in den frühsten Morgenstunden an. Sie kamen gleich alle 10 Minuten (oder vielleicht hatte ich die Wehen zuvor einfach nicht richtig mitbekommen?), waren aber von der Intensität so, dass ich es gut mit „Wegatmen“ aushalten und so immer wieder zwischen den Wehen ein wenig wegnicken konnte. Der Badewannentest gegen 5h ergab, dass die Intensität, aber nicht die Häufigkeit der Wehen eher abnahm und so stellte ich mich auf einen „Blinden Alarm“ ein. Die Abstände verkürzten sich bis zum Nachmittag auf 8 Minuten, nahmen aber nach wie vor kaum an Stärke zu, und hörten schließlich ganz auf, was für uns am späten Nachmittag ein Grund war, von Anne einmal prüfen zu lassen, was denn nun los war. Im Geburtshaus angekommen stellte sie fest, dass die Wehen tatsächlich den Muttermund schon auf 2-3cm geöffnet hatten, und so verkündete sie uns feierlich, dass unser Kleiner sehr wahrscheinlich noch heute Nacht geboren werden würde, aber wir noch auf jeden Fall zu Hause in Ruhe warten sollten, bis die Wehen regelmäßig alle 5 Minuten kamen. Wir waren ganz glücklich und aufgeregt!
Als sei diese Verkündung von Anne ein Startschuss gewesen – sobald wir im Auto auf unserem Weg zurück nach Gütersloh saßen, kamen die Wehen nun alle 6-7 Minuten, und auch die Intensität hatte ganz leicht zugenommen. Aber ich war nach wie vor überrascht, wie gut dieses „Wegatmen“ funktionierte. Zu Hause legte ich mich wieder ins Bett, veratmete meine Wehen, und wartete auf die starken Wehen, dass diese endlich alle 5 Minuten einsetzen. Und obwohl die Wehen jedes Mal fast genau  1 Minute dauerten, so kamen sie mir immer viel, viel kürzer vor – gefühlte 10 Sekunden.
Eine Freundin, die kurz zuvor ebenfalls ihr erstes Kind geboren hatte, las mir später in einer Wehenpause  am Telefon noch eine wunderschöne Geschichte vor, die mich zum Weinen brachte – und ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Weinen den Wehen den letzten Kick gegeben hatte. Denn die nächste Wehe war das erste Mal an diesem Tag so heftig, wie ich mir Wehen ungefähr vorgestellt hatte,  mein ganzes Becken brummt und sie haute mich fast um. Ich wartete noch eine weitere ab und war mir sicher: Wir mussten JETZT, SOFORT los! Mist!! Plötzlich war mein sehnlichster Wunsch, jetzt schon im Geburtshaus, „in Sicherheit“  bei Jule und Anne, zu sein. Aber es lag noch der ganze Weg von GT nach Bi vor uns… Mein Mann war ganz überrascht von meiner Hektik, Panik, Eile und konnte dies glaube ich nicht so recht einordnen – er wollte sich noch schnell vor der nun anbrechenden Geburtsnacht einen Espresso ziehen („um die Nacht zu überstehen“)!! Ich glaube, ich habe ihn noch nie so zusammengepfiffen, wie da… Irgendwie hatte uns das plötzliche Einsetzen dieser starken Wehen nach einem ganzen Tag leichterer Wehen total überrumpelt. Zum Glück verging die Fahrt nach Bielefeld aber erstaunlich schnell, auch wenn ich vor Wehenschmerz kaum noch richtig sitzen konnte und mich mit den Füßen am Boden abstützte. Und dann kam eine Wehe, als wir gerade auf der Wertherstraße unterm Ostwestfalendamm durchfuhren, bei der mein Körper nach einem „Pressen“ verlangte, ich aber genau wusste, dass das nun fatal wäre. Also hielt ich die Wehe durch kämpfte gegen das Pressverlangen an.

Im Geburtshaus angekommen

Wir kamen um 20.38h im Geburtshaus an und  Anne und Jule empfingen uns mit einem warmen „Schön, dass Ihr da seid!“. Aufgang und Flur zum Geburtszimmer waren mit Kerzen erleuchtet, und Jule hatte bereits eine Badewanne für mich eingelassen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich tatsächlich so viel von der Atmosphäre und diesen Kleinigkeiten während der Geburt wahrnehmen würde. Aber all diese Dinge vermittelten mir ein so sicheres Gefühl, gut aufgehoben und nun am richtigen Ort angekommen zu sein. Der Gedanke an die Badewanne allerdings war fürchterlich – ich hatte Angst, dass ich da nicht mehr rauskommen würde. Jule untersuchte mich im Stehen, da ich mich nicht mehr aufs Bett legen wollte/konnte und ihr Blick verriet alles: Der Kleine kam JETZT! Mit den nächsten Wehen! Mit Hilfe der beiden setzte ich mich dann doch in die wohlig warme Badewanne und sofort entspannte sich mein Körper. Mein Mann setzte sich daneben und nahm meine Hand. Zur Kühlung legten mir die Beiden ein feuchtes Tuch auf die Stirn, und ich wunderte mich über mich selbst, über welche „Belanglosigkeiten“ ich in den Wehenpausen nachdachte: „Ob Jule wohl im SkiUrlaub war, sie ist so gebräunt…“  Und als Jule noch einmal sagte, dass mit den nächsten drei, vier Wehen der Kleine geboren werden würde, musste ich unweigerlich an meinen Fitnesskurs denken, wo unsere Trainerin uns auch immer bei den Sit-Ups mit der Salami-Taktik hingehalten hatte  „… und noch 3! Und noch 2! Und noch Eine! Und noch die allerletzten 3! Und die allerletzten 2 …“ Doch tatsächlich, mit der nächsten Wehe konnten sie bereits das Köpfchen und die Haare des Kleinen fühlen, und zwei weitere Wehen – und der Kleine glitt oder schoss wie ein Pfeil in die Badewanne, so erlebte ich es zumindest. Unser Jakob war geboren! Jule legte mir dieses kleine Wunder sofort auf die Brust. Wir waren überglücklich, konnten aber noch gar nicht fassen, was gerade, in den letzten 17 Minuten passiert war – die Uhr zeigte 20.55h!

Jakob ist da!

Nach der Geburt verbrachten wir noch sehr entspannte und entspannende 3 Stunden mit Anne und Jule, stießen auf den gesunden Kleinen und diese Turbo-Geburt an und erzählten fröhlich. Während ich noch mit der Nachgeburtsphase beschäftigt war, hatte Anne im Geburtszimmer Jakob bei meinem Mann auf die nackte Brust gelegt. Für ihn war dieses Alleinsein in den ersten Minuten mit unserem kleinen Floh ein ganz besonderes Erlebnis. Und ich war einfach nur glücklich und fasziniert von der Tatsache, dass ich gerade einen Menschen geboren hatte…  der wenige Minuten später an meiner Seite lag und das erste Mal in seinem (und meinem!) Leben aus meiner Brust trank. Anne und Jule sorgten für unser weiteres leibliches Wohl – da mir überhaupt nicht der Sinn nach Pasta und Co stand, bekam ich einen riesigen leckeren Obstteller mit Joghurt und Honig. Und der tapfere Mann an meiner Seite eine ordentliche Brotzeit.
Um ehrlich zu sein: Ich bin fast ein wenig traurig, dass ich nur so kurze Zeit der Geburt im Geburtshaus verbringen konnte, was nicht heißt, dass ich mir eine längere Geburt gewünscht hätte! Ich habe einfach meine Wehen falsch eingeschätzt, weil sie bis kurz vorm Finale so schwach waren. Und da es ja heißt, die zweite Geburt kürzer dauert als die erste, werde ich mich dann beim nächsten Mal einfach schon am Abend vorher im Geburtshaus einquartieren 😉
DANKE für dieses sehr kurze, aber wunderschöne Geburtserlebnis bei Euch im Geburtshaus, den besten und liebevollsten Ort, den wir uns für die Geburt unseres Jakobs wünschen konnten!

4 Kommentare zu “Jakob Alexander

  1. Anna schrieb am :

    Welche ein schöner Geburtbericht! Mir kamen beim Lesen richtig die Tränen.

  2. Simone schrieb am :

    Oh mein Gott, mir ging es genauso wie Anna.
    Mir stießen auch die Tränen in die Augen.
    Wirklich sehr schön geschrieben.
    Ich hoffe, ich erlebe auch so schöne Momente im Geburtshaus.

  3. Simone schrieb am :

    Wow 🙂 eine tolle Geburt – genauso wie die unserer Maja. Herzlichen Glückwunsch zum sehr süßen Nachwuchs!

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