Fabian

Lieber Fabian,

nun bist du schon vier Monate alt und ich finde endlich die Zeit zu erzählen wie deine Geburt verlaufen ist. 🙂

Wir haben uns Dich sehr gewünscht und du hast nicht lange auf Dich warten lassen. Dein Brüderchen Liam war noch nicht mal ein Jahr alt, da warst du schon bei mir im Bäuchlein. Dein Brüderchen brachte viel Unruhe und Freude in unser Leben. So verlief auch die Schwangerschaft mit dir ganz anders als die Erste. Ich empfand sie als anstrengend und leider waren die ersten Wochen von Übelkeit und Depression geprägt. Ab Mitte des 4 Monats wurde alles besser. 🙂 Aber auch die letzten Wochen der Schwangerschaft waren wirklich nicht einfach. Täglich versuchte ich mit dickem Bauch unseren kleinen Wirbelwind Liam nicht zu kurz kommen zu lassen und den täglichen Wahnsinn zu bewältigen, 2. Stock hoch runter, ständig tragen, zum Spielplatz gehen, deinem Brüderchen hinterherlaufen…. So wurdest du im Bäuchlein schon ordentlich durchgeschaukelt lieber Fabian.

Trotzdem hattest du dir gegen Ende der Schwangerschaft so viel Zeit gelassen. Deine Oma Mary (aus Leipzig) hatte sich schon bei uns auf der Couch einquartiert, um für dein Brüderchen zur Stelle zu sein, wenn du geboren wirst, aber du wolltest einfach nicht kommen.

12 Tage nach errechnetem Geburtstermin waren wir noch auf dem 10 Jährigen Jubiläum des Geburtshausen. Dort haben die Hebammen und wir noch gespaßt, ob du wohl das 1000 Baby des Geburtshauses wirst, das bald erwartet wurde. Insgeheim habe ich es mir ja gewünscht. 😉 Dabei bist du aber sowieso etwas ganz besonderes und wir wollten Dich einfach nur endlich in unseren Armen halten. Nun können wir dir aber den Zeitungsausschnitt zeigen in dem steht „ Fabian macht das Rennen“ und wir werden noch in vielen Jahren über diese Story schmunzeln. Denn du kamst dann doch sehr plötzlich und tatsächlich als das 1000 Baby im Geburtshaus zur Welt.

Am 12 Tag nach ET versuchte ich noch ganz viel zu machen, Treppen zu steigen, spazieren, staubsaugen…. wobei ich mich über körperliche Betätigung eh nicht beklagen konnte. Aber ich wollte dass du endlich raus kommst, einzig und allein aus dem Grund, weil ich befürchtete, dass du am 14 Tag nach ET im Krankenhaus zur Welt kommen musst. Die Vorstellung einer Krankenhausgeburt erzeugte in mir Stress, den ich mir und dir ersparen wollte. Am Vorabend der Geburt war die Stimmung aus dem Grund bei mir im Keller und es kullerten Tränen der Anspannung und Angst. Dein Papa und ich machten noch einen langen abendlichen Spaziergang und Oma Mary passte zu Hause auf dein schlafendes Brüderchen auf. Am nächsten Tag sollte im Geburtshaus mit einem Wehen Cocktail eingeleitet werden. So haben wir es mit den Hebammen im Geburtshaus besprochen, die uns immer alles lieb und kompetent erklärten und entscheiden ließen.

In der folgenden Nacht machtest du dich aber von ganz allein auf den Weg, ich war so erleichtert! Um 2 Uhr nachts wurde ich unruhig und um 4 Uhr nachts bemerkte ich erste Wehen. Ich ließ deinen Papa noch schlafen. 😉 Ich legte mich ins Bett und alles war noch entspannt. Ich machte mich sogar fertig für den Tag und um 6 Uhr weckte ich dann deinen Papa. Die Info dass ich Wehen habe kam aber irgendwie nicht an 😉 so dass dein Daddy noch bis 7 Uhr weiterschlief, als dann dein Brüderchen Liam wach wurde. Ich bat deinen Papa ihn zu versorgen, wickeln etc.. und derweil kochte ich Kaffee für mich und deine Omi. Es war irgendwie noch alles entspannt. Das sollte sich aber schnell ändern. Deine Omi vergoss sogar ein paar Tränchen, da sie sich so sehr auf dich freute und dass du bald da bist.

Ich informierte die Hebamme des Geburtshauses, die liebe Edith und erzählte dass ich erst jetzt anfangen würde die Wehen zu veratmen. Zurück am Frühstückstisch bekam ich nichts mehr in den Magen und die Wehen wurden plötzlich sehr schmerzlich. Deine Omi drängte, wir sollten los fahren und auch ich merkte es wird Zeit. Ich ging noch schnell auf Toilette und gab schroffe Anweisungen an deinen Papa, was er noch einzupacken habe und dass er schnell-schnell machen soll. Innerhalb von fünf Minuten hatten sich meine Wehen so heftig verändert dass ich befürchtete es nicht die zwei Stockwerke runter zu schaffen. Alles ging so schnell und ich hatte anders als bei der Geburt deines Brüderchens echt Angst. Zwischen den Wehen war plötzlich kaum Zeit um nach Luft zu ringen und sich von der Wehe zu erholen. Alles ging zu schnell und ich hatte deswegen ein wenig Panik.

Ich lief die zwei Etagen ganz schnell runter, bevor die nächste Wehe kam und zack schnell ins Auto und los. Es muss ca. 8:30 Uhr gewesen sein. Dein Brüderchen verstand noch nicht, was los war, zwischen den Wehen erklärte ich ihm, dass ich weg müsste und das Baby komme. Er spielte unbekümmert zu Hause mit der Omi.

Und wir hatten ganz viel Glück dass es Samstagmorgen war und wenig Verkehr auf den Straßen war, denn du solltest schon bald da sein. Die Wehen waren nicht auszuhalten und schmerzlich. Bis heute verstehe ich nicht wie sich die Wehen von 0 auf 100 so verschlimmern konnten. Das war bei der Geburt deiner Brüderchens ganz anders der auch im Geburtshaus zur Welt kommen durfte. Im Geburtshaus angekommen versuchte ich auf dem Parkplatz noch eine Wehe zu überstehen und lief in der Wehenpause zur Tür des Geburtshauses, dein Papa mit der Tasche hinterher. Dann war auch schon die nächste Wehe da und ich kann gar nicht in Worte fassen wie dankbar ich war, als sich die Tür des Geburtshauses öffnete und eine Hebammenhand meine nahm, um die Wehe gemeinsam zu schaffen. Ich erkannte Sabines Stimme. Mir kullern gerade die Tränen, wenn ich dies schreibe, oh man, das war wirklich ergreifend und ist es immer noch wenn ich zurückblicke. Ohne der Hebamme wäre ich durchgedreht. Weil alles so schnell ging und die Wehen dafür umso schlimmer, wusste ich nicht wie ich es aushalten sollte und wohin mit mir. Was sollte noch passieren, wie sollte ich die nächste Wehe überstehen? Da wusste ich natürlich noch nicht, dass es nur noch ganz wenige Wehen sind und du kleiner Fabian gleich da bist. Ich wurde ins zweite Geburtszimmer begleitet und Sabine versuchte mich zwischen den Wehen zu untersuchen, das war gar nicht so einfach. 8-10 cm Muttermunderöffnung sagte sie, aber es könnte noch ein wenig dauern. Das gefiel mir natürlich gar nicht. 😉 Lange halte ich das nicht mehr aus, dachte ich.

Die nächsten 1 oder2 Wehen atmete Sabine mit mir, damit ich mich orientieren konnte und während der kurzen Pause wieder ruhiger wurde. Ich schnaufte so oft „ das geht mir alles zu schnell und ich habe Angst“. Ich habe das noch so sehr vor Augen.

Sabine ging dann nur kurz aus dem Zimmer um Unterlagen zum Unterlegen zu holen, denn du kleiner Fabian solltest schon bald kommen. (Die zweite Hebamme, Edith war im Nebenzimmer bei einer anderen Geburt behilflich.) Und da kam eine Wehe die nicht enden wollte und ich habe den Druck und Schmerz rausgeschrien: DAS BABY KOMMT! Und dein Papa drückte mich zurück aufs Bett, denn ich wollte wohl aufstehen. Daran kann ich mich seltsamerweise nicht mehr erinnern. Dein Papa schrie ebenfalls nach der Hebamme DAS BABY KOMMT! Sabine und Edith kamen zurück angerannt und da war dein süßes Köpfchen bereits in den Händen von Papa, der dich entgegennahm. Wahnsinn! Du kamst wirklich….

Edith und Sabine waren völlig überrascht, was innerhalb der letzten Minute passierte. Keiner hatte dich so schnell erwartet, eine einzige Presswehe und zack du warst da! Sabine übernahm den Rest der Geburt und holte Dich mit ihren liebevollen Händen. Edith sprach mit gut zu und bat ich noch ein Mal zu drücken, damit du vollkommen da bist. Ich zerquetschte derweil die Hand deines Papas, so wie es sich für eine Gebärende gehört. 😉 Dein Papa war einfach super, der Erste, der dein Köpfchen halten durfte, quasi Geburtshelfer, und ist ganz schön stolz darauf. 🙂

Ich war so sehr erleichtert, als du raus warst und endlich auf mir lagst. So wundervoll und süß, weich und warm, und gefühlt so schwer. Alles ging so schnell, es war für mich schwierig zu realisieren was innerhalb der letzten Minuten passierte. Es ist einfach zu verrückt. 7 Minuten im Geburtshaus und da liegst Du schon auf mir. 🙂

Die Hebammen beobachteten noch einen Moment ob alles ok ist. Aber du atmetest und fingst an Laute von dir zu geben, es ging Dir gut. 🙂

Wir kuschelten und bestaunten Dich. Wobei ich gefühlt nicht ganz da war, ich war in Gedanken zu Hause. Wahrscheinlich ging echt alles zu schnell und ich hatte vor den gemeinsamen Tagen nun zu Viert ganz schön viel Respekt. Irgendwie war ich unentspannt dem gegenüber. Ich wusste ja nicht, wie es wird mit deinem Brüderchen und dem Alltag. Dein Papa war recht wenig zu Hause, da er arbeitet und unser Häuschen saniert.

Im Geburtshaus verbrachten wir noch entspannte Stunden, wir kuschelten und aßen und du kleiner süßer Fabian wurdest als 1000 Baby ein wenig gefeiert. Mir ging es gut, die Hebammen untersuchten mich nach der Geburt und es war nichts gerissen oder verletzt. Auch dir kleiner Fabian ging es super, die Hebammen überprüften natürlich alles und die U1 war geschafft. 😉 Ich duschte und auch du süßer Fabian wurdest abgeduscht, da du durch den Stress der Geburt im verfärbten Wasser warst.

Du wogst 3940 Gramm und warst 53 cm groß. Heute bist du schon ein Wonneproppen und ich habe dich immer mehr und mehr lieb. Du lachst so viel und bist absolut zuckersüß. Auch unser Alltag klappt gut und dein Brüderchen mag Dich auch sehr. Er wäre ganz schön einsam ohne Dich. Er schaut immer wie es Dir geht, ist besorgt, wenn du weinst und schiebt Dir Kuscheltiere und Schnullis zu. Auch dein Milchfläschchen möchte er immer stolz zu dir tragen, wenn du Hunger hast. Ich freue mich auf alles, auf das Extra Kinderchaos mit euch Jungs, große alltägliche Emotionen, die ihr in mein Leben bringt, viel Freude und Lachen, Trösten und schlichten und kuscheln, alles ist schön mit euch. Ihr macht Lust auf mehr davon. 🙂

Danke liebes Geburtshaus Team ! ! ! Ihr wisst wofür 😉 einfach für alles was eure wertvolle, liebevolle und kompetente Arbeit ausmacht !

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