Jule – eine Traumgeburt

Unsere Tochter kam am 10. August 2021 nach einer unkomplizierten Schwangerschaft in der SSW 37+2 ganz überraschend auf die Welt. Als ich nach einer ungewöhnlich unruhigen Nacht um 7 Uhr aufstand merkte ich sofort, wie meine Hose nass wurde. Ich stürzte ins Bad und überrumpelte meinen Mann, der gerade unter Dusche stand mit den Worten „Es geht los!“. Ich entdeckte auch den Schleimpfropf und fühlte dann doch kurz Panik in mir aufsteigen: die Geburt stand jetzt so bald bevor. Wir riefen im Geburtshaus an und Alex ging ans Telefon. Sie meinte wir sollten uns entspannen und den sowieso geplanten Vorsorgetermin bei Edith um 10 Uhr wahrnehmen. So frühstückten wir noch ein wenig und machten uns dann auf den Weg. Im GH angekommen rannte ich erstmal zur Toilette, weil ich immer wieder Fruchtwasser verlor. Zu diesem Zeitpunkt spürte ich höchstens ab und zu ein ganz, ganz leichtes Ziehen im Bauch, aber noch keine wirklichen Wellen. Da der Teststreifen, den Edith benutzte nicht positiv war, wirkte sie kurz etwas verwundert, meinte dann aber, wir könnten in Ruhe wieder nach Hause fahren und es wäre wahrscheinlich, dass es irgendwann in der Nacht soweit wäre. Um 11 Uhr waren wir wieder zuhause und es gab noch ein kleines zweites Frühstück. Schon auf der Rückfahrt merkte ich, wie ich immer deutlicher kleine Wellen spürte. Ich hatte mich mit der Methode „Die friedliche Geburt“ von Kristin Graf vorbereitet und machte es mir also mit meinen Kopfhörern und der Hypnose im Ohr im Bett bequem. Ich konnte mich gut entspannen und atmete während der Wellen tief in den Bauch, so wie ich es geübt hatte. Mein Mann kam regelmäßig herein, um die Abstände der Wellen zu messen, mir Wasser oder ein Körnerkissen für den Rücken zu bringen. Ich konnte sehr deutlich spüren, wie die Wellen immer stärker und regelmäßiger kamen und ich immer mehr den Drang verspürte sie auch etwas zu vertönen. Um 14:15 rief mein Mann wie vereinbart erneut im Geburtshaus an, da die Wellen jetzt sehr regelmäßig mit kurzen Abständen kamen. Alex meinte am Telefon, dass es bestimmt noch dauern würde, da ich es im Bett ja noch ganz gut aushielt, das würde eher noch für die Latenzphase sprechen. Kaum hatten sie das Gespräch beendet bekamen die Wellen plötzlich eine ganz andere Qualität. Ich musste aufstehen und verspürte einen starken Druck nach unten. Ich tönte jetzt bei jeder Welle mit und bat meinen Mann darum erneut anzurufen und darum zu bitten, dass wir kommen dürften. Ich hatte schon kurz Sorge, dass wir es nicht mehr schaffen würden und gleichzeitig die Angst, dass sich noch garnichts getan hatte. Alex bot uns also an zu kommen und jetzt hieß es die 3 Stockwerke runter und ins Auto zu kommen. Ich vertönte eine Wehe im Treppenhaus und eine ans Auto gelehnt, begleitet von den schockierten Blicken eines Radfahrers. Da wir zum Glück nur eine kurze Fahrt hatten schafften wir es gut ins GH und wie in Trance taperte ich auch direkt los zum Eingang um dort direkt die nächste Wehe zu veratmen. Um 15:20 Uhr untersuchte Alex mich und verkündete ganz erstaunt, dass der Muttermund schon komplett geöffnet war und ich in der Übergangsphase sei. Ich war so erleichtert und erstaunt! Der Drang mitzuschieben wurde unter den Wehen nun immer stärker und ich war selbst erstaunt, was für Töne ich von mir geben kann, aber es fühlte sich sehr kraftvoll an. Wir probierten dann eine Weile Positionen „an Land“, die mir unter den Wehen aber alle sehr schwer fielen weshalb ich darum bat in die Wanne zu dürfen. Um 16 Uhr konnte ich dann in die Geburtswanne, was ich als sehr angenehm und erleichternd empfand. Im Wasser fühlte ich mich viel beweglicher und leichter. Wir experimentierten auch dort eine Weile bis ich schließlich die perfekte Position gefunden hatte. Unserer kleinen Tochter ging es die ganze Zeit super. Ich schob mittlerweile kräftig mit und Alex leitete mich dabei super an. Überhaupt begleiteten sie und die Hebammenstudentin Franzi mich die ganze Zeit ganz wunderbar, versicherten mir, dass ich alles super mache und halfen mir dabei mitzuschieben, auch in den Schmerz hinein. Um 17:03 habe ich dann schließlich den Kopf geboren und die Kleine fing direkt an sich zu bewegen und versuchte den Kopf zu drehen, was doch ein sehr seltsames Gefühl war. Die nächste Welle ließ tatsächlich 5 Minuten auf sich warten und mit ihr wurde auch der Rest ihres Körpers geboren. Ich bekam sie auf die Brust und nach einem kurzen Moment schrie sie uns zum ersten Mal an und öffnete ihre Augen. Wir waren völlig überwältigt, erleichtert und froh. Und die Schmerzen waren wirklich von einer Sekunde auf die andere verschwunden. Nach dem Auspulsieren durchtrennte ich die Nabelschnur und mein Mann ging mit unserer Tochter und Marisa zur U1, während ich noch die Plazenta gebar und mich etwas abduschte. Dann konnten wir uns endlich alle zum Kuscheln in das schöne Bett legen und es gab eine extra große Pizza. Ich bekam Hilfe beim ersten Stillen, wurde von Marisa genäht und um 21:15 Uhr verließen wir das Geburtshaus mit unserer Tochter. Ich schaffte es zuhause dann tatsächlich noch zurück in den 3. Stock und da waren wir, plötzlich zu dritt und hatten alles noch garnicht so richtig realisiert.

Wir möchten uns von ganzem Herzen beim gesamten Team des Geburtshauses für alles bedanken: die netten Vorsorgetermine, bei denen wir alle Fragen loswerden konnten, die Betreuung von Alex, Franzi und Marisa unter der Geburt, die Hilfe und Unterstützung im Wochenbett von Jana, Lisa und vor allem Alex und den genau passend anstrengenden Rückbildungskurs von Johanna. Wir sind so dankbar, dass wir einen Platz bei euch bekommen haben und unser erstes Kind in einer so schönen, liebevollen Umgebung geboren werden konnte. Wir haben uns die ganze Zeit absolut sicher und gut aufgehoben gefühlt und hatten keinen Zweifel daran, dass ihr in jeder Situation richtig reagieren würdet. Eine solche Möglichkeit würden wir allen Frauen wünschen und wir ziehen unseren Hut vor eurer fordernden Arbeit, die ihr mit soviel Freude und Ruhe jeden Tag macht. Bleibt so wie ihr seid!

Alles Liebe, Judith & Tim mit Jule

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