Kolja

Unser Kolja ist da!!!

Nachdem ich die Geschichte der Geburt nun schon so oft erzählt und dabei gemerkt habe, dass ich mich an Details leider nur noch vernebelt erinnern kann, möchte ich sie nun so genau wie möglich aufschreiben. Vorweg sei zu erwähnen, dass viele meiner Freundinnen, die bereits entbunden haben, ein wenig neidisch auf alle glücklichen Umstände während meiner Geburt sind. Und ich kann es bis heute nicht fassen (mittlerweile ist es bereits drei Wochen her), was für ein Erlebnis die Geburt war!


Für alle, die noch überlegen, wo sie entbinden wollen, möchte ich erwähnen, dass es für uns keine Alternative zum Geburtshaus in Bielefeld gibt. Also, wir meldeten uns nämlich auch auf den letzten Drücker an und hatten großes Glück noch einen Platz bekommen zu haben. So lernten wir in den Vorsorgen das Team B kennen und immer wieder auch die anderen Hebammen. Wirklich alle unglaublich aufmerksam, nett und sehr kompetent. Meinem Freund und mir war ziemlich schnell klar, dass die Hebammen ihr Handwerk wirklich gut verstehen. Meine Ärztin reagierte etwas skeptisch, als ich sie über unser Vorhaben, im Geburtshaus zu entbinden, informierte. Aber ich glaube, dass müssen die Frauenärzte einfach – immer auf Nummer sicher gehen.

Nun aber endlich zur Geburt. Der Befund der Ärztin und unserer Hebammen war schon ca. 14 Tage vor dem Geburtstermin so gut und Kolja lag schon so „tief“ im Becken, dass er eigentlich jeden Moment kommen konnte, wenn er und ich das so wollten. Meine Ängste, die ich vorher nicht hatte, steigerten sich kurz vor dem Entbindungstermin. Wie würden die Geburtsschmerzen wohl sein? Würde ich das Muttersein überhaupt bewerkstelligen können? Undundund… Ich muss sagen, auch in diesen schwierigen Phasen stand mir das Team immer gut bei. Kolja, unser Sohn, ließ sich nach dem errechneten Termin (19.01.12) noch genau eine Woche Zeit, bis wir uns beide entschlossen, die Geburt gemeinsam anzugehen. In der Woche davor gingen mein Freund, Mika, und ich essen, bereiteten in der Wohnung noch einige Dinge vor und entspannten uns. Fast stellte sich nun schon wieder der„normale“ Alltag ein. In dieser Woche hatte ich immer wieder Wehen. Es war ein Ziehen, was mir hinten am Steißbein entlang zog.

Am Tag bevor es losging, war ich noch bei Jule zur Vorsorge, sie gab mir ein paar Globuli mit, die ich über den Tag verteilt einnehmen sollte. Als sie mich anzwinkerte und sagte: „ Vielleicht sehen wir uns ja heute Abend“, war mir nicht klar, dass sie recht behalten sollte. Am Abend vor der Geburt (gegen 23 Uhr), ich hatte noch meine Mittwochabendserien geguckt, erschlich mich plötzlich so ein Gefühl… Sollte ich mich vielleicht noch einmal ausruhen und lieber ins Bett gehen?!? Und schon ging es los, alle sechs Minuten kamen Wehen, naja waren sie das schon??? Mein Freund stoppte die Zeit! Die Wehen wurden regelmäßiger – nun kamen sie alle 2-3 Minuten, den Wehentest in der Wanne hatte ich auch schon hinter mir, als wir Jule um halb eins in der Nacht aus dem Bett klingelten. Sie riet mir, mich noch ins Bett zu legen, da ich viel zu entspannt klingen würde. Gesagt getan. Leider war nicht mehr viel mit ausruhen… Die Abstände wurden kürzer und immer wieder sprang ich im Bett auf alle Viere, steckte den Kopf ins Kissen und veratmete die Wehen. Mein Wehenschmerz lässt sich wie sehr starke Regelschmerzen beschreiben, die man manchmal am ersten Tag der Regel hat – man merkt, wie sich die Gebärmutter zusammenzieht. Manche Wehen fühlten sich wie schmerzende Wellen, die durch den Unterleib gehen, an. Jede Berührung am Po tat mir weh. Zum Glück war Mika für mich da und hat jedes Mal, wenn ich schreienderweise danach verlangte, die Bettdecke oder auch das T-Shirt weggehalten. Alle, die es noch vor sich haben, sollten sich wirklich daran halten, ruhig in den Bauch zu atmen und sich nicht zu verkrampfen, das macht die Schmerzen wirklich schlimmer.

Nachdem ich mich nun auch noch übergeben musste, riefen wir Jule an, die dann so gegen drei Uhr nachts zu uns nach Hause kam. Der Muttermund war leider erst 3-4 cm geöffnet, was mich natürlich deprimierte. Jule verordnete uns, nochmals in die Wanne zu gehen und gab meinem Freund Mika ein Öl, mit dem er mich massieren sollte. Jule fuhr wieder. Ich dachte, das Öl würde mich entspannen…naja…einmal aufgetragen und ich sprang aus der Wanne, weil ich eine „Monsterwehe“ bekam. Gut, dass ich nicht so genau um die Wirkung bescheid wusste. Endlich kurz nach sieben am Morgen – zu dieser Zeit hatten wir ein weiteres Telefonat mit Jule vereinbart. Nun konnte ich mich leider kaum noch entspannen. Es fühlte sich an, als würden die Wehen gar keine Pausen mehr machen.

Jule kam um 9 Uhr morgens zu uns und eröffnete uns, dass der Muttermund nun vollständig geöffnet war. Das interessierte mich zu dem Zeitpunkt aber gar nicht mehr. Das war der Punkt, an dem die Schmerzen am stärksten waren und ich nur noch nach meiner Mami winselte. Jule ging die Situation sehr gelassen an und sagte: „Ich fahre dann schon mal ins Geburtshaus und bereite alles vor, ihr kommt dann jetzt auch!“ Ahhh…wie sollte ich es schaffen mit dem Auto zum Geburtshaus zu kommen und das ohne Jule??? „Du schaffst das schon“ waren ihre Worte. Jule wusste genau, wie sie die Situation angehen musste, denn wäre sie jetzt zu sehr auf mich und mein Gewinsel eingegangen…naja, ich weiß nicht, ob ich mich dann so behände auf den Weg zum Geburtshaus gemacht hätte. Ich wusste einfach: „Das musst du jetzt durchziehen!“ Und so war es auch, ich kniete mich auf die Rückbank und merkte Mikas Nervosität, schließlich musste er unbedingt noch die Wohnungstür abschließen, obwohl ich schon unten am Auto stand. Also machten wir uns auf den Weg (ca. 1 km Strecke, 5 Minuten Autofahrt) – acht Ampeln auf dem Weg – alle rot! Die letzte Ampel, also fast geschafft, auch gerade auf rot umgesprungen. Nachdem wir sie bei trotzdem überfuhren, blinkte es hinter uns „Halten Sie an!“ auf und so wurden wir die letzten Meter von der Polizei zum Geburtshaus eskortiert. Netterweise wurde von einer Geldstrafe oder dergleichen abgesehen.

Es war ein wunderschöner, sonniger aber kalter Tag und ich wurde um 9:44 Uhr von Jule im sonnendurchfluteten Geburtsraum empfangen. Bevor ich in die Badewanne ging, sollte ich probieren, Buscopan-Zäpfchen zu verwenden… gar nicht so einfach, mit Wehen so ein Ding einzuführen. Aber es wirkte und kaum war ich in der Wanne, hatte ich wieder längere Erholungsphasen zwischen den Wehen und alles war wieder viel besser. Dann durchfuhr es mich und ich äußerte meine Sorgen, mein großes Geschäft im Wasser verrichten zu müssen. Jule wirkte erfreut und gab mir die Anweisung, beim nächsten Druckgefühl richtig zu pressen. Mir wurde schnell klar, dass die Presswehen einsetzten und ich war so überglücklich, weil ich wusste, bald ist es vorbei. Das Pressen war super, ich empfand es kaum mehr als schmerzhaft und gab alles. Es ist tatsächlich so, wie viele andere es vor mir auch schon beschrieben haben, man hat endlich das Gefühl, auch etwas bewegen zu können. Als sich das Köpfchen immer wieder vor und zurück schob, entschied Jule, dass es nun an der Zeit wäre in den Geburtsraum zu gehen, um die Hockposition einzunehmen. Wir hatten bereits beim Vorbereitungskurs herausgefunden, dass diese Position wohl die geeignetste für uns wäre und so war es auch.

Nun war auch Meike dazu gekommen, zwischen den Wehen war ich wieder sehr klar und wir unterhielten uns sogar ein wenig. Jule gab mir super Anweisungen. Ich bin so froh, dass sie das so toll gemacht hat. Alles, was sie sagte und gemacht hat, war einfach nur richtig und gut für mich. Jule warnte mich vor, dass es bald einen Schmerz geben würde, von dem manche Frauen berichten, sie hätten das Gefühl, es würde sie von innen zerreißen und genau an diesem Punkt müsste ich weiter drücken und nicht aufgeben. Alle spornten mich so gut an, ich wollte es schnell schaffen und dieser eben beschriebene Schmerz blieb bei mir aus. Jule schützte meinen Damm mit einem in heißem Kaffee getränkten Waschlappen. Dies gab mir echte Erleichterung. Es gab einen kurzen brennenden Schmerz und schon guckte der Kopf ein Stück raus, das spürte ich. Noch zwei Wehen und der Kopf war draußen. Es war witzigerweise ein Gefühl, als würde man ein Ei legen und plopp ein Gefühl, als wäre eine Blase geplatzt, war der Kopf komplett geboren. Der Rest war ein Kinderspiel und es ist wirklich vergleichbar mit der Geburt eines Kalbes oder Fohlen, so kam unser Kolja um 11:10 Uhr in einem Schwung heraus. Beim Zurückdenken an diesen Moment bekomme ich jetzt mehr als drei Wochen später noch eine Gänsehaut. Da lag er nun bläulich und er kam mir so unglaublich riesig vor, ich hatte Probleme damit zu realisieren, dass er in mir drinnen gewesen war. Kurz war ich ein bisschen traurig, schließlich war die Schwangerschaft eine wirklich schöne Zeit, aber dann freute ich mich unglaublich, weil er endlich da war. Mika war total „geflasht“ und konnte gar nichts mehr sagen, auch der kleine Mann meldete sich mit keinem Wort. Er schmatzte nur ein wenig vor sich hin. Es war ein unbeschreiblich ruhiger Moment und ich möchte diesen nie wieder missen müssen.

Bevor wir nun zu dritt nach Hause fuhren, gab es ein tolles Frühstück und in netter Runde stießen wir mit einem Sekt an.

Mein größter Dank gilt Mika. Er hat mich die ganze Schwangerschaft immer so gut unterstützt und ich wünsche jedem für die Geburt auch so einen starken, liebevollen Partner an der Seite. Außerdem möchte ich mich insbesondere bei Jule bedanken, ohne die Mika und ich das in dieser Nacht nie so hätten meistern können. Vielen Dank, liebe Jule, du bist eine wunderbare Hebamme!!!

Vielen Dank auch für die verständnisvollen Vor- und Nachsorgen von Sabine und Marit. Ich würde mich immer wieder für das Geburtshaus entscheiden.

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