Marja Victoria

In der Nacht vom 15. auf den 16. September wachte ich ziemlich genau gegen 01:00 Uhr auf , weil ich ein seltsames „Plopp“ verspürt hatte. Im ersten Moment dachte ich, unsere Tochter hätte mich einfach nur seltsam getreten; mein zweiter Gedanke, der keine halbe Sekunde später kam, war: Das könnte auch ein Blasensprung gewesen sein (obwohl ich bis dato KEINE Ahnung hatte, wie sich ein Blasensprung anfühlte). Ich bin also auf die Toilette gestürmt, wo mir ziemlich schnell klar war, dass meine Fruchtblase offensichtlich tatsächlich geplatzt war. Leichte Wehen hatte ich in den letzten Tagen, auch und besonders an dem Abend, immer wieder gespürt, aber dass es nun tatsächlich losgehen sollte, kam für mich trotzdem total überraschend- trotz Meikes Vorahnung am Dienstag bei der Vorsorge, dass die Kleine statt Anfang Oktober wohl schon am Wochenende kommen würde. (Sie hat natürlich einmal wieder Recht gehabt 🙂


Ich habe also den zukünftigen Papa, der noch im Wohnzimmer war und dort fern gesehen hat, gerufen, ihm mitgeteilt, was passiert war und habe dann die Nummer der ersten Hebamme angerufen. Ich freute mich, als Meike abnahm. Ich erzählte ihr ebenfalls von den jüngsten Ereignissen und wir vereinbarten, dass ich mich wieder melden sollte, wenn ich regelmäßig stärkere Wehen bekäme, was mir aber irgendwie noch vollkommen abwegig erschien. Bis dahin sollte ich mich noch etwas hinlegen und ausruhen. Daran war allerdings plötzlich nicht mehr zu denken, obwohl die Wehen wirklich noch erträglich waren. Statt dessen hat Max erst einmal geduscht und ich eine Maschine Wäsche angeworfen, die Spülmaschine angestellt und die Kliniktasche noch einmal komplett aus- und wieder eingepackt und dann gemeinsam mit Max die fehlenden Sachen darin ergänzt. Als das erledigt war, waren meine Wehen schon stärker. Schnell habe ich mich auch noch unter die Dusche gestellt (was für ein Unsinn das war!), die Wäsche aufgehängt und Max dann nach dessen eindringlichem Bitten irgendwann doch jede einzelne Wehe zwecks zeitlicher Dokumentation mitgeteilt. Als wir feststellten, dass wir schon bei unter 3 Minuten regelmäßiger Wehen waren, die schon so stark waren, dass ich währenddessen kaum noch sprechen konnte, war es kurz vor halb 3. Ich rief Meike erneut an und wir verabredeten uns für eine halbe Stunde später im Geburtshaus.

Wir kamen dann in das schon wunderschön vorbereitete, warme Geburtszimmer mit erleuchteten Kerzen, die ich zu diesem Zeitpunkt sogar noch wahrnahm und ich fühlte mich sofort gut aufgehoben! Meike ließ mir auf meinen Wunsch hin Badewasser ein und stellte nach einer ersten Untersuchung fest, dass mein Muttermund bereits 3 cm geöffnet war. In der Wanne ging es mir anfangs richtig gut und ich konnte die Wehen unter Meikes Anleitung und Max‘ solidarisches Mittönen gut veratmen. Irgendwann änderte sich das, als ich einen seltsamen, schmerzhaften Druck verspürte. Schon an meiner veränderten Atmung merkte Meike, was los war und fragte, ob die Kleine schon „schiebt“. Ich hatte bis dahin keine Ahnung, wie sich „Schieben“ anfühlt- nun weiß ich es… Es fühlt sich „Aua“ an!

Irgendwann hatte ich genug von der Wanne und ich legte mich in das große Bett. Inzwischen war auch Sabrina, die zweite Hebamme, eingetroffen. Außerdem war Hebammenschülerin Annika, die ich auch aus der Vorsorge kannte, da. Ich war also rundherum betreut.

Zunächst ging auch alles weiter gut voran. Dann wurden die Schmerzen aber so stark und ich so müde, dass ich nur noch schlafen wollte. Ich hörte außerdem auf, während der Wehen zu pressen, weil ich merkte, wie ich damit das Kind tiefer drückte, was meine Schmerzen verschlimmerte; außerdem hatte ich plötzlich, da die Geburt der Kleinen tatsächlich nahte, schreckliche Angst vor einem Dammriss. Gleichzeitig kam es mir paradoxer Weise auch so vor, als lägen noch Stunden von Schmerzen und Wehen vor mir und irgendwie dachte ich, das nicht zu schaffen. Die Hebammen merkten schnell, dass ich nicht mehr mithalf und schauten sich das Ganze eine Zeit lang an und versuchten, meine Lebensgeister mit gutem Zureden, Traubenzucker, Banane und Apfelschorle wieder zu beleben. Leider hatte ich so abgeschaltet und aufgegeben, dass nichts mehr half. (Ich fragte mich in diesem Moment, warum ich mich nicht für einen Kaiserschnitt entschieden hatte.) Dann bekam ich von Meike eine rettende Dosis Globuli eines homöopathischen Mittels und Sabrina begann parallel, meinen Bauch mit einem Öl zu massieren. Welches dieser beiden Dinge geholfen hat, weiß ich nicht, aber plötzlich hatte ich wieder Kraft, Energie und Willen. Unter Meikes Anleitung und dammschonenden Kaffeewickeln presste ich nun wieder, trotz entsetzlicher Rückenschmerzen. Als nur noch ein kleines Stück Arbeit fehlte, ich aber kaum noch Kraft hatte, zwang mich das Hebammenteam zusammen mit Max, mich vom Liegen in die Hocke zu begeben. Zum Glück, denn Sekunden später war Marja mit etwas Hilfe der Schwerkraft geboren!

Sie schrie nicht, weinte nicht, sondern schlief nach einem kurzen beherzten Einatmen selig weiter (wie schon während der gesamten Geburt, wie an den Herztönen zu erkennen gewesen war).
Sie wurde mir direkt auf den Bauch gelegt und ich konnte nicht fassen, dass sie tatsächlich schon da war! So schnell war es plötzlich gegangen!
Nach den ersten Sekunden des Kennenlernens wurde sie dann von Sabrina und Max sauber gemacht, gewogen, gemessen, die U1 durchgeführt und angezogen, während Meike auf die Plazenta wartete und mich versorgte. Entgegen jeglicher Befürchtung, die ich gehabt hatte, hatte ich nur einen ganz kleinen Dammriss, der mit nur vier Stichen genäht werden musste. Ich habe Meike deswegen trotzdem halb verrückt gemacht und mindestens fünf Mal gefragt, ob sie mich denn auch wirklich betäubt und ich wirklich nichts spüren würde. Sie hat natürlich, wie in Allem, Wort gehalten und mich Angsthasen super, schnell und absolut schmerzfrei genäht, während Annika, die Hebammenschülerin, meine vor Schwäche zitternden Beine festgehalten hat, wofür ich ihr sehr dankbar war.

Als meine Wunde dann versorgt war und auch Marja „fertig“ war, war Familien-Kuschelzeit im großen Bett. Mir wurde bewusst, dass ich es tatsächlich geschafft hatte und wir nun zu Dritt waren. Meike, Sabrina und Annika zogen sich dezent zurück und brachten uns dann ein herrliches und so liebevoll angerichtetes Frühstück ans Bett, von dem ich zwar noch nicht viel zu mir nehmen konnte, das ich aber trotzdem sehr zu schätzen wusste. Nach etwas Ausruhen und einigen Telefonaten halfen dann alle, unsere Siebensachen zu packen und trugen erst Marja, dann quasi mich, zum Auto. Keine zehn Minuten später waren wir dann zum ersten Mal als kleine Familie zu Dritt zu Hause!

Für uns war die Entscheidung, unser erstes Kind im Geburtshaus zu bekommen, goldrichtig und je mehr Zeit vergeht, desto bewusster wird uns, WIE richtig die Entscheidung für uns war und wie gut wir es damit getroffen haben. Angefangen von der Vorsorge und dem Geburtsvorbereitungskurs über die wunderbare Geburt bis hin zur tollen Betreuung in der Nachsorge haben wir uns zu jedem Zeitpunkt immer Ernst genommen, verstanden und vor Allem kompetent beraten gefühlt. Sollte es irgendwann einmal eine Nummer Zwei geben, wird das Geburtshaus ohne Zweifel wieder unsere Anlaufstelle werden. Danke für alles!

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