Unser kleiner Junge…

Wenn ich gefragt werde, wie meine Geburt war und wo ich entbunden habe, kann ich glücklich antworten, dass unser Sohn im Geburtshaus zur Welt gekommen ist. Und ich kann sagen, dass wir eine traumhafte und schöne Geburt hatten, deshalb möchte ich dieses Wunder auch gerne teilen:

Ich war 33 Jahre alt und mit meinem ersten Kind schwanger. Für mich war ganz klar, dass ich ins Geburtshaus möchte. Nicht nur wegen meinen traurigen Erfahrungen, die ich mit Kliniken gemacht habe, auch weil ich felsenfest von den Vorteilen eines Geburtshauses überzeugt bin, welche bestimmt auch zu meiner guten Geburt beigetragen haben.

Natürlich fragte ich mich, ob es wohl ohne PDA auszuhalten ist und wie schmerzhaft es wohl werden würde. Deshalb traf ich auch sehr viele Vorbereitungen, um meinen Körper so gut wie möglich darauf vorzubereiten: Massagen, Dehn- und Kraftübungen, Physiotherapie, Osteopathie, tägliche Spaziergänge, Akupunktur, sowie eine gesunde Ernährung, sowie Himbeerblättertee, Datteln, Louwen Diät.

Während der Schwangerschaft lernte ich alle Hebammen des Geburtshauses zu den Vorsorgeuntersuchungen kennen. Ich war begeistert von allen! Jede für sich hat eine ganz liebe, unterstützende und freundliche Art. Sie nahmen sich alle Zeit um sämtliche Fragen, die man hatte zu klären. In diesen Gesprächen wurde ich auch ausführlich darüber informiert, bei welchen Szenarien eine Verlegung ins Krankenhaus notwendig wäre. Auch das fand ich richtig gut, denn so wurden mir die Sorgen über genau diese Situation genommen, sollte es doch zu Komplikationen kommen. Ich hoffte, dass weiterhin in der Schwangerschaft alles gut und die Geburt komplikationslos verlief.

Und so war es auch: Man gab mir den Tipp, kurz vor ET tagsüber oft zu schlafen oder früh ins Bett zu gehen, da die meisten Geburten nachts starten und man dann ausgeruht ist. Und als hätte ich es gewusst, hielt ich zwei lange Mittagsschläfchen, bevor an diesem Abend (5 Tage vor ET) um 23 Uhr ganz leise die Fruchtblase platzte. Wir wurden nervös, freuten uns aber auch, dass es endlich los ging. Mein Mann rief sofort die Rufbereitschaftsnummer an. Eine beruhigende Stimme freute sich von uns zu hören und riet uns, so gut wie möglich nun zu schlafen bis die Wehen einsetzten. Wir wünschten eine gute Nacht und verabredeten uns für den nächsten Morgen zwischen 6 und 7 telefonisch.

Wir versuchten also zu schlafen. Nach ein paar Stunden spürte ich das erste Ziehen im Unterleib und dem Unterbauch, welches sich wie starker Periodenschmerz anfühlte. Es dauerte nur ein paar Sekunden und war in unregelmäßigen Abständen, mal nach 10 Minuten, mal nach 30 Minuten. Jede Wehe war im Liegen ohne irgendwelche besonderen Atemübungen verkraftbar.

Gegen 6 Uhr wurden sie dann so stark, dass ich aufstehen musste und ins Wohnzimmer ging. Mein Mann rief wieder bei der Bereitschaft an und wir wurden gefragt, wie der Verlauf ist, wie es uns geht und ob Kindsbewegungen zu spüren sind. Alles bestens! Wir vereinbarten, uns nochmal zu melden, sobald die Abstände regelmäßig werden (über den Zeitraum von 2 Stunden, alle 3 Minuten, eine Minute lang). Wir blieben im Wohnzimmer und aßen nochmal etwas zur Stärkung. Wir wussten ja nicht, was wir noch vor uns haben werden. Vornüber gebeugt am Tisch ging ich recht schnell über zum Vierfüßler vor der Couch. Die Wehen wurden jetzt stärker und schmerzhafter. Das Veratmen aus dem Geburtsvorbereitung war nun sehr hilfreich, auch die Hand von meinem Mann zu drücken. Die unregelmäßigen Wehen-Pausen nutze ich, um mich auszuruhen. Als die Pausen immer kürzer wurden, die Wehen aber nicht die Länge von 1 Minute erreichten, jedoch sehr intensiv wurden, riefen wir die Hebamme an: eigentlich müsste sich der Rhythmus noch einpendeln, sie kommt jetzt aber doch mal vorbei. Ein paar Wehen später stand sie schon in unserem Wohnzimmer und untersuchte meinen Muttermund. Dieser war bereits komplett geöffnet. Wir packten also unsere Sachen und fuhren mit dem Auto ins Geburtshaus. Es waren erst 5 Stunden seit der ersten richtigen Eröffnungswehe vergangen und die Abstände hatten sich nicht eingependelt, weshalb die startende Pressphase für alle doch überraschend schnell kam. Unser Weg dauerte nur 10 Minuten. Mein Körper spielte derweil sein Programm ab. Ich veratmete ein paar Wehen im Auto und ging dann in den großen Geburtsraum, welcher bereits vorbereitet und schön beheizt war. Die zweite Hebamme empfing uns. Wieder im Vierfüßler diesmal an der Bettkante starteten wir in die letzte Phase, welche ich als angenehmer in Erinnerung habe, als die Eröffnungsphase, denn jetzt konnte man aktiv mitschieben. Die Pausen nutze ich wieder zur Entspannung. Gerade jetzt erinnerte ich mich an einen Satz aus dem Vorbereitungssport, der hieß „du musst das Loslassen für die Geburt üben“ und gerade das half mir nun, mich für die nächste Presswehe auszuruhen und zu sammeln.

Gegen Ende, wenn das Baby spürbar fast rauskommt, wurden die Schmerzen nochmal intensiver. Der Dehnungsschmerzen tat höllisch weh, aber eben nur so lange wie die Wehe dauerte. Die Hebamme versuchte es mit einer wärmenden Dammmassage zu lindern und kommentierte immer wieder, was gerade passierte und motivierte mich. Die Erholungspause zwischendurch war notwendig, um Kraft und Motivation für den letzten Schub zu sammeln. Und dann war es auch schon geschehen. Unser kleiner Junge erblickte um 13:11 Uhr mit 3.300 kg und 51 cm das Licht der Welt. Er wurde mir sofort in meine Arme gelegt und wir durften uns bewundern. Mir zitterten etwas die Beine aber ansonsten hielten mich meine Hormone fit.

Während der Nachgeburt durften Papa und Sohn im Bett kuscheln, bis ich dazu kam und die ersten Trinkversuche gestartet wurden. Dabei war uns auch die Hebamme behilflich. Nachdem kontrolliert wurde, ob körperlich bei mir alles in Ordnung war, wurden wir zum Ausruhen und Bonding im Zimmer allein gelassen. So konnten wir uns in Ruhe kennen lernen. Vorher wurden wir noch mit Getränken versorgt und gefragt, ob wir Pizza bestellen wollen.

So geschah es, dass wir nach positiver U1, einer erfrischenden Dusche und einer leckeren Pizza gestärkt nach dieser schönen Geburt traditionell ein Foto vor der Tafel im Flur machten.

Mit dem Hebammen-Team gingen wir zum Auto und bedankten uns für diese wunderbare Begleitung. Wir fühlten uns jederzeit gut beraten und bestens aufgehoben.

Ein besseres Erlebnis für meine erste Geburt hätte ich mir nicht wünschen können. Für mich ist ganz klar, dass eine zweite Geburt definitiv wieder im Bielefelder Geburtshaus stattfinden würde.

Kommentar schreiben

Du kannst folgendes HTML verwenden: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>