Mathilda Emilie

Liebe Eltern, liebe Hebammen, hier der Bericht der Geburt von Mathilda Emilie am 2. Mai 2021 um 6.04 Uhr. Anna weckte mich um 6 Uhr morgens am ersten Mai. Sie lächelte mich an und sagte die Fruchtblase sei geplatzt. Ich war erschrocken und verschlafen zu gleich und da ich ihren Humor kenne und liebe dachte ich auch sie würde mich ver…..äppeln??. Nachdem sie drei mal insistierte nachdem ich mich versicherte ,ob das ein Scherz sei freuten wir uns mächtig und innig. Da wir gut vorbereitet aus dem Geburtsvorbereitungskurs gingen wussten wir, dass das platzen der Fruchtblase ein sicheres Geburtszeichen ist, aber kein Grund zur Panik. Entspannt und vorfreudig schliefen wir erst noch ein, zwei Stündchen. Dann riefen wir die Hebamme an. Es ging Johanna ans Telefon. Dies war schön zu hören, da sie uns beim ersten Kennenlernen sympathisch war und es bedeutete, dass sie sehr wahrscheinlich für die Geburt von Mathilda zuständig sein würde. Anna rief also an und es wurde besprochen bis 15 Uhr zu warten, wenn noch keine Wehen eingesetzt haben. Also warteten wir. Ich habe uns ein schönen Frühstück besorgt, Anna hat derweil Wäsche gemacht. Wir waren sogar noch Tulpen pflücken und so ging die die Zeit rasch vorbei. Im Geburtshaus dann wurden wir sehr angenehm empfangen und wir haben das weitere Vorgehen besprochen. Doch dann gab es eine Information die uns im ersten Moment so gar nicht gefallen hatte. Es durfte durch die Hebammen neuerdings kein Wehen förderndes Mittel gegeben werden. Aufgrund einer unzureichenden Studienlage zum  Rizinus Cocktail wurde es nun nicht mehr empfohlen dieses Mittel zu geben, obwohl es seit Jahren das Mittel der Wahl war. Wir sahen uns an und waren schockiert. Wir dachten wirklich: Scheiße! Wir werden im Krankenhaus entbinden müssen. Das wäre für uns sehr unschön gewesen, da wir uns im Geburtshaus sehr wohl fühlten und uns dort sicher gefühlt haben. Im Krankenhaus hätten wir uns auf neue Menschen, Räume, Eindrücke, Gerüche und Gefühle einstellen müssen. Und es fühlte sich an, als hätten wir was falsch gemacht. Das das Blödsinn ist weiß ich und im Krankenhaus die Betreuung bestimmt auch gut wäre ist mir natürlich klar. Aber so fühlte ich eben in diesem Moment. Wir hatten Zeitdruck, da nach dem Blasensprung 24 Stunden Zeit sind bis die Geburt in vollem Gange sein sollte, da es eine klare Gefahr eines aufsteigenden Infekts für das Kind gab. Dies würde halt das Krankenhaus notwendig machen. Johanna schien uns gut zu verstehen und war ihrerseits alles andere als einverstanden mit der neuen Situation, aber letztlich war es eine versicherungstechnische Frage und sie hatte keine Schuld, aber eben auch keine Handhabe. Wir haben uns dann aber schnell berappelt und eine sehr gute Freundin kontaktiert, die vor kurzem zum zweiten Mal mit einem Rizinus Cocktail eingeleitet hatte und haben uns bei ihr beraten wo wir das Mittel bekommen können. Es sprach ja nichts dagegen es uns selbst zu besorgen. Die Datenlage war ja so, dass es ja nicht hieß das Mittel sei schädlich, sondern nur, dass es nicht klar war, ob es wirklich wirkt. So haben wir also etwa eine Stunde später auf unser Glück angestoßen…. wir waren irgendwie erleichtert,  aber gleichzeitig noch angespannt, da es ja noch keine Wehen gab. Und wir hatten nicht mehr viel Zeit. Rein rechnerisch müssten die Wehen schon spätestens um 3 Uhr nachts beginnen, damit wir im Krankenhaus entbinden können. Also machten wir alles was so wehenfördernd ist. Vor allem bewegen, am besten auch mit liebevollem Sex ??…. aber bis zum Abend tat sich nichts bei Anna. Mit einem erschöpften und mulmigem Gefühl gingen wir ins Bett. Wir wussten wir haben alles gemacht was uns möglich war. Und es

war auch schlau ins Bett zu gehen, um noch etwas Kraft zu sammeln, falls es doch noch los ging. Naja, es ging dann auch los. Irgendwie erst diffus so etwa eine Stunde nachdem wir uns hingelegt haben. Diffus, weil es nicht so richtig klar für Anna war, ob das Wehen sind, da der Cocktail ja auch abführend wirkt.

Schnell wurde dann aber klar, dass es Wehen sind und Anna begann sie wegzuatmen. Ich habe neben ihr vielleicht noch eine Stunde geschlafen, bis es bei ihr immer heftiger wurde. Anna hat eine Wehentrackerapp benutzt, die dann anzeigte, dass die Wehen in immer kürzeren Abständen kommen und auch immer länger dauerten. Ab 0 Uhr habe ich Bedienung der App übernommen, da Anna ihre ganze Konzentration für ihre Atmung, ihren Körper brauchte. Sie musste sich übergeben. Die Wehen wurden heftiger und ich glaube ich habe mit ihr gemeinsam die Wehen ab etwas 1 Uhr weggeatmet. Sie sagte mir in einer Pause, das sie das sehr hilfreich findet, wenn ich im tiefen O Ton mit ihr atme. Das gab mir viel Sicherheit und eine Aufgabe neben der Bedienung des Trackers. Das ist auch etwas was wir Tage später auch noch mal reflektiert haben. Als Mann einfach da sein. Das hat ihr sehr viel Kraft und Halt gegeben.

So gegen drei Uhr wurde es dann so heftig, dass Anna mich bat die Hebamme anzurufen. Johanna war am Telefon ein wenig verschlafen, aber ganz liebevoll. Damit die Wehen auch bei einem Ortswechsel nicht aufhören (das kann in neuer Umgebung tatsächlich passieren), sollten wir noch eine halbe Stunde warten und noch mal anrufen. Bei Anna wurde es immer heftiger und so waren wir dann kurz vor vier Uhr im Geburtshaus. Es war für Anna nicht leicht ins Auto zu kommen. Sie hatte kurz vor dem Einstieg eine solche Wehe, dass sie vor der offenen Tür auf den Boden sinken musste. Ich habe viel Ruheund Halt ausgestrahlt sagte sie später, aber ich war unter Hochspannung. Im Auto fiel mir auf, dass ein Ausweis noch fehlte. Wir drehten noch mal um und Anna war ganz tapfer im Auto. Zu Hause wurde mir klar, das ich dich alles schon richtig eingepackt hatte und verfluchte mich kurz, tat dann im Auto so, als wäre alles okay und wir fuhren zum Geburtshaus. Tage später erzählte ich ihr, das ich doch nichts vergessen hatte und sie hat sehr schön darüber gelacht. In der Situation aber dachte ich, halt die Klappe und sei souverän. Im Geburtshaus legte sich Anna gerade auf das Bett und sofort gingen die Presswehen los. Ich legte mich hinter sie und atmete mit ihr mit. Johanna gab ihr Anweisungen auf nd war dabei aber immer sehr zugewandt und liebevoll. Sie holte die zweite Hebamme hinzu. Maresa. Das Zeichen, dass es jetzt wirklich ernst wird. Noch ernster? Puh, ja. Johanna und Maresa waren eng bei Anna,  aber eher vor ihr und ich meist hinter ihr. Sie schlugen immer wieder andere Positionen vor. Zwischenzeitlich sind wir auch in die Wanne gegangen. Dort hatte ich Schwierigkeiten eine sinnvolle Position zu finden was Anna glaub ich kurz mal auch nervig fand. Was machst du, fragte sie keuchend  und erschöpft? Ich versuchte auch sie weiterhin verbal zu unterstützen und als es immer heftiger wurde und sie Hebammen sie anfeuern, fing ich auch an sie anzufeuern was Anna aber dazu bewegte mir zu sagen, dass ich still sein soll. Ab da sagte ich nicht mehr viel, was aber auch völlig in Ordnung war. Ich hatte nur einen ganz kleinen Knick in meiner Krone und sie signalisierte mir nonverbal mit ihre Händen,  das es voll gut ist hinter ihr zu bleiben und sie zu halten. Ich wollte ja auch auf keinen Fall irgendwas falsch machen. Ich habe auch die Hebammen oft intensiv in deren Kommunikation beobachtet um mit zu kriegen wobei ich hilfreich

sein könnte  sie waren hoch konzentriert und haben ganz fein gespürt was sich gerade in Anna abspielt und haben sie in ihrer Haltung in dem wehen super beraten. Nur einmal hatte ich kurz den Eindruck sie bemerken,  dass es nicht gut voran geht. Sie waren sich schnell einig  wieder aus dem Wasser raus zu kommen und wieder vor das Bett zu gehen. Alle waren hoch konzentriert. Es wirkte so, als würde es nicht gut voran gehen und es wurden wieder verschiedene Positionen ausprobiert. Die was hilfreich, denn plötzlich konnte Johanna ein bischen vom Kopf von Mathilda erkennen. Ich freute mich plötzlich riesig und musste glaub ich immer mal wieder ein bischen weinen vor Glück. Anna hat gepresst und gepresst und dann war in einer hockenden Position

Tatsächlich der Kopf bis zu den Augen von Mathilda sehen. Ehrlich gesagt sah das skurril aus, aber mir war klar das es jetzt nur noch ganz wenige Minuten dauert. Und dann war das Köpfchen ganz da und plötzlich alles. Hurra! Sie sah aus wie ein Alien, da der Kopf, bzw der Hinterkopf durch das pressen durch den Geburtskanal in die Länge gezogen war. Aber das war egal. Ich war so aufgeregt und voller Freude, aber auch in Obacht, da ich wusste das es jetzt wichtig ist, das sie schnell anfängt zu atmen, sich zu bewegen und am besten zu schreien. Und das tat sie. Immer kräftiger und es war klar, sie ist gesund und es musste genau so sein. Anna war so erschöpft und glücklich und durfte sie sofort in ein Tuch gewickelt halten. In meiner Erinnerung durfte ich sie alsbald  nehmen und mir auf den knackten Oberkörper legen. Anna hat unterdessen noch die Plazenta geboren und dann durften wir drei zusammen auf dem Bett liegen und kuscheln und uns erholen. Ach ja. Irgendwann habe ich auch die Nabelschnur durchneiden dürfen. Es war ein so intensives Erlebnis, aber genau und chronologisch kann ich es gar nicht mehr genau wieder geben, da ich so voller Endorphine war, aber auch total erschöpft war. Und Anna natürlich erst. Was für ein heftiges Naturereignis durch sie hindurch ging. Was für Kräfte und Laute und Glück. Verrückt. Es ist das schönste und krasseste was ich jemals erlebt habe.

Wir haben dort noch ein wenig gegessen. Es hat ganz himmlisch geschmeckt und war genau richtig. Mathilda wurde noch vermessen und ich merkte langsam das es schön wäre zu Hause zu sein. Im eigenen Bett um sich zu erholen. Wir haben uns sehr herzlich von Johanna und Marisa verabschiedet und wir sind dann als Familie in unserem Häuschen angekommen.

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