Manchmal kommt es anders…

Manchmal kommt es doch anders als man es sich gewünscht hat…

Endlich war es soweit. Nach zahlreichen Versuchen des Einleiten, kamen die Wehen in regelmäßigen Abständen. Da wir mittlerweile bei Tag 14 angekommen waren, war ich sehr nervös aber auch voller Vorfreude. Die Nächte waren schlaflos, ich habe die Wehen immer wieder im Vierfüßler-Stand weggeatmet und getönt. Dann habe ich meinen Mann gebeten Maren anzurufen. Ich war der Überzeugung jetzt geht es los, die Wehen waren schließlich so schmerzhaft und so häufig. Maren gab mir die Entscheidung ob sie kommen soll, oder ob wir ins Geburtshaus fahren wollen. Ich wollte nur von zu Hause weg und außerdem gab es im Geburtshaus doch sicher bessere Möglichkeiten der Betreuung, dachte ich mir. Die Wehen blieben bei der Fahrt gleich stark, juchu. Wir trafen Maren vor dem Haus, es war mittlerweile 20Uhr, es war immer noch sehr warm draußen und ich merkte dass sich irgendetwas bei mir veränderte.. aber ich wollte da nicht soviel Energie reingeben. Maren bereitete das Zimmer vor, es war sofort ein Ort zum wohlfühlen. Sie untersuchte mich, leider war der Muttermund nur 2cm geöffnet. „Wie kann das sein??“ dachte ich mir. Die Wehen waren doch schon so lange so stark und regelmäßig. Ich war enttäuscht und traurig. Die Wehen wurden weniger… Maren meinte ich solle mich ein bisschen bewegen, also ging ich durch das Geburtshaus und juchu Wehen.. Währenddessen ließ sie mir ein Bad ein. Ich gebe nicht auf. Der Wunsch dass unser Sohn dort zur Welt kommt ist so groß, bloß kein Krankenhaus. Als die Wanne voll war, stieg ich ein, das tat gut aber die Wehen wurden wieder weniger. Währenddessen unterhielten wir uns mit Maren, ich fühlte mich die ganze Zeit sehr gut aufgehoben und sehr wohl.  Als ich aus der Wanne stieg, schlug sie uns  nochmal vor, dass mein Mann mir den Rücken massiert. Das tat zwar sehr gut, aber die Wehen kamen nur noch unregelmäßig. Schade…. Wir beschlossen uns am nächsten Morgen um sechs Uhr nochmal im Geburtshaus zu treffen um dann zu schauen wie es weitergeht. Wir bekamen den Tipp noch eine kleine Runde spazieren zu gehen. Aber zu Hause angekommen, wollte mein Körper nicht mehr. Ich war am zittern und wollte nur noch ins Bett. Aber daraus wurde nichts, ich musste mich übergeben und die Wehen wurden wieder stärker und häufiger. Die nächste schlaflose Nacht. Am nächsten Morgen trafen wir uns wie verabredet noch einmal mit Maren. Ich war sehr geschwächt und mir war leider bewusst, dass ich ohne Schmerzmittel und Einleitung eine Geburt nicht schaffe. Der Muttermund war immer noch nicht weit genug geöffnet. Maren rief im Krankenhaus an um uns anzumelden und gemeinsam fuhren wir dort hin. Ich war so froh, dass sie an unserer Seite war. Sie blieb so lange bis ich von der Stationshebamme übernommen wurde.

Leider hatte ich sehr hohe Entzündungswerte und die Ärzte haben uns zu einem Kaiserschnitt geraten.. das was ich mir natürlich überhaupt nicht gewünscht habe. Mein Mann rief noch einmal im Geburtshaus an um nach deren Meinung zu fragen. Auch dann noch die Unterstützung zu haben, beruhigte mich und ich war sehr froh darüber.

Dann ging alles ganz schnell, unser kleiner Junge wurde geholt und er hatte Gott sei dank nichts von der Infektion abbekommen. Ich hätte ihn nicht auf „normalem Wege“ bekommen können, denn er hatte sich wohl laut der Ärzte zusätzlich noch „verkantet“.

Ein paar Tage später besuchte uns Kathi im Krankenhaus, ich freute mich sie zu sehen. Sie beglückwünschte uns und hieß unseren kleinen Schatz willkommen. Ich fand die Geste des Besuches sehr schön, denn es zeigte mir, dass dann nicht einfach „zack“ alles vorbei ist. Da wir weiter vom Geburtshaus wegwohnen, haben wir uns nämlich eine andere Hebamme zur Nachsorge suchen müssen.

Ein paar Wochen später haben wir nochmal einen Termin ausgemacht. Uns war es sehr wichtig, dass wir uns noch einmal persönlich, vor allem bei Maren und Kathi bedanken konnten. Ich fühlte mich während der gesamten Schwangerschaft von jeder einzelnen Hebamme sehr gut betreut, aber Maren und Kathi haben an den letzten Tage wirklich alles gegeben damit unsere Sohn im Geburtshaus zur Welt kommt.

Aber es sollte wohl nicht so sein…

Mein Traum vom Geburtshaus

Während ich grade neben unserem mittlerweile etwas größeren Wunder liege, möchte ich euch von meinem Traum einer Geburt außerhalb einer Klinik erzählen. 

Bereits bei meinem 1. Kind wünschte ich mir eine Geburt hier im Geburtshaus.  Nachdem ich diese aber leider nicht im Geburtshaus zu Ende bringen konnte(was an mir lag), war klar: diesmal (6 Jahre später)soll es klappen und diesmal schaffe ich das! 

Besser vorbereitet als das letzte mal, fieberten wir also auf den errechneten Termin(18.11.22) hin. Fest davon überzeugt, dass unsere Maus 2 Wochen früher kommt und wir alle bereit waren, kam der ET schneller als gedacht – unser Baby hingegen dachte aber gar nicht daran auch nur ansatzweise um diesen Termin herum zu uns zu kommen. Also gingen wir am errechneten Termin erstmal Kuchen essen, (den ich zwecks der Vorbereitung lange nicht aß) und Tee trinken(was auch sonst). Meine Nerven lagen bereits gefühlt nach 2 Tagen über Termin schon blank. An Tag 3 ging’s zum CTG. Alles ruhig. Es blieb uns nichts anderes übrig als zu warten.

Nach 5 Tagen über Termin trafen wir uns mit Edith im Geburtshaus für ein weiteres CTG und Akupunktur. Voller Euphorie „verabredeten“ wir uns für das kommende Wochenende zur Geburt. 

Was soll ich euch sagen? Wir haben uns nicht am Wochenende gesehen, dafür aber aber zu regelmäßigen CTGs (abwechselnd bei meiner Ärztin, weil sie näher ist und im Geburtshaus)

Spätestens nach 10 Tagen über dem errechneten Termin wurde ich wirklich nervös. Nicht nur wegen der Ungeduld, endlich unser entzückendes Baby kennenzulernen, sondern wegen der Sorge ab ET+14 in eine Klinik zu müssen. 

Uns blieben also noch 4 Tage für unsere (Traum)Geburt im Geburtshaus.   

Meine Frauenärztin machte an ET+10 ein CTG, massierte mir nochmal den Muttermund und besprach mit mir die Verlegung ab ET+14 in die Frauenklinik in Paderborn.

Kurz vor dem schlafen gehen an diesem Tag entschied ich mich dem Nelkenöl für ein Tampon nochmal eine 2. Chance zu geben, dass mir Edith mitgab. Um kurz vor 2 in der Nacht an ET+11 wachte ich das erste mal von einem Ziehen im Unterleib auf. Ich startete meine App um mich nicht zu früh zu freuen und verzeichnete sehr unregelmäßige Wehen. Ich döste also noch ein paar Stunden und stand irgendwann auf weil ich auf Toilette und nach dem Tampon sehen wollte. Auf dem Tampon sah ich den sogenannten Schleimpropf und musste mir die Hand vor den Mund halten um nicht vor Freude los zu schreien und alle zu wecken. Juhu es kann also heute soweit sein!  Bis 6.30 verbrachte ich die Zeit noch auf der Couch und rief dann im Geburtshaus an und erwischte Jana, berichtete ihr von dem Abstand der Wehen, (jetzt alle 2-5min). Wir verabredeten uns auf 9 Uhr. Mittlerweile oder davon war auch der zukünftige Papa wach, dem ich die freudige Nachricht berichtete. Er war genauso wie ich ganz aus dem Häuschen. Da wir aber noch ein Schulkind zu versorgen hatten, machte ich mich fertig und bereitete zwischen den Wehen sein Frühstück für die Schule vor. Die Wehen waren jetzt schon deutlich intensiver und kräftiger, weshalb ich mich immer wieder auf den Pezziball setzen musste zum Atmen. Maui(der zukünftige Papa) brachte unseren Großen fix zur Schule, um danach direkt ins Geburtshaus zu fahren. Während der 45-minütigen Fahrt konzentrierte ich mich voll auf meine Hörmeditation und aufs Atmen, was mir dank meiner Kopfhörer sehr gut gelang, auch wenn ich wirklich erleichtert war dann endlich angekommen zu sein. 

Jana begrüßte uns herzlich an der Tür und wir konnten direkt in das große schöne Entbindungszimmer. Ich setze mich direkt aufs Bett um eine Wehe wegzuatmen. Nach dem wir uns ausgetauscht hatten in welchem Abstand die Wehen grade kamen, kontrollierte Jana meinen Muttermund auf 4cm . Danach bekamen wir etwas zu trinken und ich freute mich sooooo arg darüber einen Kaffee trinken zu dürfen/können.  Zu diesem Zeitpunkt(1std im GH) muss man ehrlicherweise sagen, dass die Wehen schon recht doll waren(für mein Empfinden), weshalb wir ein Bad einließen, dass ich mich etwas entspannen konnte. Auch bekam ich ein paar Globuli, um meine Wehen etwas regelmäßiger kommen zu lassen. Kathi, die zweite Hebamme kam nach ca 3std dazu. Wir wechselten also zwischen Badewanne und Entbindungszimmer und probierten unterschiedliche Positionen. Denn am Tag der Geburt, kann einfach alles anders sein. Der Pezziball und Entbindungshocker waren es für mich nicht, sondern die meiste Zeit der Vierfüfßler (auch in der Wanne) und dann tatsächlich die Toilette ? wo ich am meisten nachgeben konnte, so dass das Baby tiefer rutschen konnte. Nichtsdestotrotz war es für mich wahnsinnig kräftezehrend und ich unheimlich müde.

Der Muttermund war inzwischen 8cm geöffnet und wir wechselten zwischen Toilette und Geburtsraum. Leider war die Muttermundlippe noch im Weg, weshalb sich der Vorgang etwas hinzog und wir 2-3 mal dachten, jetzt ist es soweit, aber dann musste ich wieder in die Badewanne weil sich die Muskulatur und alles andere entspannen musste, das der Kopf dann den Geburtskanal passieren kann. Das hatte zur Folge, dass ich wohl wohl 1-2 Mal erwähnte, ob wir nicht doch ins Krankenhaus sollten, was aber nicht zur Debatte stand. Von Beginn der Schwangerschaft an instruierte ich meinen Freund, das es keine Option diesmal sei in die Klinik zu gehen, es sei denn es ist notwendig natürlich. 

Hier ein rieeeeesen Dankeschön vor allem an Jana, mit der ich viel Zeit alleine auf Toilette verbrachte, weil ich hier am besten „entspannen“ und dem Druck nachgeben konnte. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft! Wirklich nicht! Sie redete mir stets gut zu und motivierte mich, dass es auch wirklich nicht mehr lange dauert! Es wäre ja auch wirklich 1-2 Stunden schneller gegangen, wenn diese Lippe nicht im Weg gewesen wäre, die Jana im Geburtsraum unter Wehen auch noch massiert hat. Puh das war anstrengend ? 

Eine weitere Stunde fuhren wir Achterbahn: ab in die Badewanne, dann auf den Hocker und dann wieder ins Bett zur Massage der Lippe, welche ENDLICH vollständig zur Seite geschoben werden konnte!! Also wieder ab auf Toilette, mein Place to be haha 

Auf Anraten von Jana und Kathi, habe ich mich dann in den Geburtsraum geschleppt, da eine Geburt auf Toilette ja vielleicht doch nicht so der schönste Ort sei zum entbinden ? danke auch dafür im Nachhinein. Wobei: es war einfach wirklich der angenehmste Ort bzw Position für mich. Zurück im Geburtsraum und im Bett, mein Partner hinter mir stützend, ging’s dann schnell, auch wenn ich in dem Moment natürlich keinerlei Kräfte mehr hatte und schon gar nicht um ein Leben aus mir raus zu pressen. Das Pressen ist wirklich einfach eine enorme Leistung des Körpers und mit nichts vergleichbar. Ich musste daran denken wie viele Geburtsberichte ich gelesen habe und fast ausnahmslos jede Frau in den letzten Minuten vor der Geburt dachte, sie kann nicht mehr und dann nochmals Vollgas geben muss. Aber ich sage euch: ihr könnt! Fragt mich nicht wie. Ich weiss es nicht. Aber es geht. 

Ich bekam Kaffeekompressen am Damm(danke danke danke!!! auch dafür) und schob in den Wehen mit , obwohl die Abstände größer waren. Jana und Kathi haben mich einfach perfekt angeleitet , mir gesagt wann ich pressen soll und wann nicht, um Pause zu machen . 10min später war der Kopf geboren, was ich auch deutlich spürte(oh Hilfe). Auch da dachte ich im Nachhinein, aus den Geburtsberichten entnommen: ja jetzt weißt du wie sich das brennen anfühlt, wenn der Kopf geboren wird, den ich allerdings auf Janas Frage hin nicht spüren wollte – ich wollte einfach nur dass es vorbei ist. 2min später nachdem der Kopf geboren war, kam mit dem letzten Schub unsere wundervolle Tochter „Mana“, direkt schreiend auf die Welt und sofort in meinen Arm. Und diesen Moment werde ich mein lebenlang nie vergessen! 

Wir kamen um kurz vor 9 im Geburtshaus an und um 14:24 war unsere Tochter Mana geboren. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert hatte, schnitt der frisch gebackene Papa die Schnur durch. 8min später kam die Plazenta nach.

Wir kuschelten uns zusammen als Familie ein, genossen Kaffee & Cola UND Lebkuchen. Noch nie haben Lebkuchen so gut geschmeckt! Es war einfach alles perfekt in dem Moment.

Ich war danach noch in Begleitung von Kathi duschen und konnte auch schon auf Toilette, wenn natürlich sehr wackelig. Exakt 3 Stunden später sind wir mit einem Familienmitglied mehr und überglücklich nach Hause gefahren, wo der große Bruder voller Freude schon auf uns wartete.

Auch wenn ich an diesem Tag jede meiner mentalen Grenzen überschritten habe und dachte „wie soll ich das schaffen bitte“, möchte ich diese Erfahrung nicht missen und würde jedes Mal wieder so entbinden.

Und während ich hier sitze und alles Revue passieren lasse, kullern mir literweise die Tränen vor Dankbarkeit. Dankbar, in einem so kleinen Kreis, in aller Ruhe und Fürsorge  entbunden haben zu können. Was Kathi und Jana an dem Tag für uns geleistet haben werde ich nie vergessen und auf ewig dankbar sein! 

Eure Catha & Maui, Baby Mana & großer Bruder 

Juna – Eine wunderschöne Wassergeburt

Nach einer schönen und unkomplizierten Schwangerschaft, in der ich das Geburtshaus bereits durch die Vorsorgetermine, und den tollen Vorbereitungskurs bei Maren kennenlernen konnte, setzten am 03.07.2022 nachts gegen 4 Uhr meine Wehen ein. Gegen halb 6 weckte ich meinen Mann, und da die Geburt meines ersten Sohnes schon sehr flott vonstattenging, meldeten wir uns recht prompt im GH. Johanna nahm ab und bat uns, auf einen kürzeren Wehenabstand zu warten und uns wieder zu melden. Die Abstände wurden sehr schnell kürzer, so dass sie uns dann um 6.20 Uhr ins Geburtshaus bestellte. Dort angekommen erklärte sie meinem Mann, dass sie vor wenigen Minuten eine andere Frau verlegt hatten, und schon die ganze Nacht auf den Beinen seien. Sie schlug uns vor, noch eine halbe Stunde spazieren zu gehen und dass sie in der Zeit die Wanne einlassen würde. Es war ein wunderschöner, für die frühe Uhrzeit bereits sehr warmer Morgen und wir genossen den Spaziergang, auf dem die Wehen nun stärker wurden, und vereinzelt schon veratmet werden mussten. Zurück im Geburtshaus ging ich dann gegen halb 8 in die Badewanne. Die Wehen wurden stärker und ich begann zu tönen. Johanna setzte sich, eine enorme Ruhe ausstrahlend, zu uns ins Bad und unterhielt sich mit meinem Mann. Ich konnte ganz bei mir sein, fühlte mich in keiner Weise dazu gedrängt, am Gespräch teilzunehmen und genoss die leisen Stimmen im Hintergrund. Johanna kontrollierte gelegentlich Junas Herztöne, die während der ganzen Geburt immer entspannt blieben und ließ mich ansonsten vollkommen in Ruhe. Genau das hatte ich mir von der Geburt im GH erhofft und das schien Johanna genau zu spüren. Nach einem Gang zur Toilette stellte sie die Frage, ob ich erneut in die Wanne wolle, und da ich mir nicht vorstellen konnte, weiter zu sitzen oder auf dem Rücken zu liegen (die Wehen waren inzwischen sehr stark) schlug sie den Vierfüßler vor. Dankbar für diese großartige Idee stieg ich um 9 Uhr zurück in die Wanne. Johanna holte Edith hinzu und um 9.14 Uhr nahm ich überglücklich, unendlich dankbar und erleichtert unser Mädchen aus der Wanne und legte sie auf meine Brust. Ganz in Ruhe durfte die Nabelschnur auspulsieren und wurde dann von meinem Mann durchschnitten. Er begleitete Edith und Juna nach nebenan, während ich, nach wie vor voller Ruhe die Plazenta gebar. Ich konnte mich direkt abduschen und fühlte mich schon wieder recht frisch, als ich mich mit meinem Mann und Juna in das schöne Himmelbett legen durfte. Das erste Stillen funktionierte prompt und nach einem leckeren Brötchen und Kaffe und einem ausgiebigen ersten Kuscheln durften wir bereits um halb 12 wieder nach Hause fahren.  

Ich hatte das große Glück, schon bei meinem Sohn eine schöne, schnelle Geburt erleben zu dürfen, aber genau das, was ich damals im Krankenhaus vermisst hatte, wurde bei Junas Geburt im Geburtshaus wahr. Ich war die ganze Zeit über selbstbestimmt, aber dennoch total sicher und Johanna, Edith und die wundervollen Räumlichkeiten haben mir wahnsinnig viel Ruhe und Kraft gegeben. Auch mein Mann, dem eigentlich eine Klinikgeburt lieber gewesen wäre, hat sich letztendlich die ganze Zeit sehr sicher und gut aufgehoben gefühlt und war froh über die Entscheidung für das GH.

Ich danke dem ganzen Team für die tolle Arbeit und die liebevolle Atmosphäre, Johanna und Edith für eine super ruhige, respektvolle und sichere Begleitung der Geburt, bei der man ihnen nie anmerkte, dass sie schon so lang auf den Beinen, und sicherlich sehr erschöpft waren, und vor allem Maren für den tollen Vorbereitungskurs und noch mehr für die zuverlässige, liebevolle Nachsorge im Wochenbett.

Wie schön, dass Frauen in Bielefeld die Möglichkeit einer solchen Geburtserfahrung haben.

Vielen Dank!

Die Geschichte einer Fehlgeburt

Die Schwangerschaft unserer ersten Tochter war, abgesehen von kleinen Zipperlein, eine sehr gute Schwangerschaft. Somit hatten wir uns auch direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest für die Begleitung während der zweiten Schwangerschaft und für die Geburt im Geburtshaus gemeldet. Leider sollte dieses Mal aber alles anders werden.

Nach dem ersten Ultraschall in der fünften Woche war ich zufrieden und beruhigt und habe die nächsten drei Wochen, bis zum nächsten Ultraschalltermin voller Freude verbracht und wir haben uns schon ausgemalt, wie es wird mit zwei kleinen Kindern ein gemeinsames Leben zu führen. Der „Projektname“ für diese Schwangerschaft und das kleine Wesen in meinem Bauch war Rudolpho. Freunde haben sich mit uns gefreut und schon bald war der Name Programm.

In der achten Woche stand dann der nächste Ultraschalltermin an. Mein Freund und ich hatten den Babysitter organisiert und sind voller Vorfreude auf den ersten Herzschlag zu meiner Frauenärztin gefahren. Leider gab es keinen Herzschlag zu sehen. Ich konnte kaum atmen als sie immer weiter guckte, ob nicht doch etwas zu sehen ist. Mir liefen die Tränen aus den Augen und es waren so viele Gedanken in meinem Kopf, dass ich mich nicht sortieren konnte. Sie überwies uns dann an das Krankenhaus. Sie sagte, dass dort bessere Geräte wären, aber im Inneren wusste ich, dass diese Schwangerschaft zu Ende ist. Im Krankenhaus mussten wir fast drei Stunden warten. Ich fing immer wieder an zu weinen, hatte aber auch immer wieder einen kleinen Funken Hoffnung, dass es doch noch nicht vorbei ist.

Auch bei dieser Untersuchung konnte kein Herzschlag festgestellt werden. Leider war auch die Ärztin erst in ihrem ersten Jahr und man merkte ihr die Aufregung an. Für mich kaum aushaltbar. Sie setze immer wieder an uns zu erklären, welche Möglichkeiten wir jetzt haben (abwarten, Medikamente zu Einleitung der „Geburt“ und eine Ausschabung), mittendrin unterbrach sie sich aber immer wieder, sagte mir kurz das kein Herzschlag zu sehen sei und setzte wieder an, welche Möglichkeiten, inklusive Risiken es bei Variante eins und zwei geben könnte. Über die Risiken einer Ausschabung wurde ich nicht ein Mal informiert. Am Ende wiederholte sie noch einmal die nun vorhandenen Möglichkeiten und sagte mir, ich müsse mich nun entscheiden was ich möchte. In meinem Kopf drehte sich alles und es war unmöglich eine Entscheidung zu treffen. Auch wollte ich alles in Ruhe mit meinem Freund besprechen, aber ich fühlte mich auch unter Druck etwas sagen zu müssen. Noch ohne Hose stand ich im Untersuchungsraum, war am Weinen und versuchte einen Gedanken fassen zu können. Zum Glück sagte dann mein Freund, dass wir jetzt erst einmal nach Hause gehen, da ja an sich alles gut sei und wir dann gemeinsam alles Weitere überlegen würden. Ich war ihm so dankbar, mir hätte die Kraft dafür gefehlt!

Die nächsten Tage haben wir getrauert aber auch gelacht. Wir haben sofort mit Freunden und unserer Familie über alles gesprochen und dadurch sehr viel Zuspruch erfahren. Für uns war es nie eine Option die Fehlgeburt nicht zu kommunizieren. Und es wurde schnell deutlich, wie vielen anderen Frauen es auch so geht. Das eine Fehlgeburt nichts ist, dass selten ist. Und wir waren überrascht, wie viele Menschen um uns herum diese Erfahrung bereits gemacht haben oder jemanden kennen, der eine Fehlgeburt hatte. Vorher haben wir das so nicht erfahren. Und genau dieser Zuspruch hat uns Halt und Kraft gegeben. Wir waren nicht alleine! Zudem hatten wir das Glück, dass uns Jule aus dem Geburtshaus telefonisch zur Seite stand. Ebenso haben wir mit einer Hebamme aus Spanien gesprochen (mein Freund ist Spanier), die selber eine natürliche Fehlgeburt hatte. Somit waren wir gut vorbereitet und begleitet für die kommenden Tage, da ich ebenfalls abwarten wollte, bis die Natur die Schwangerschaft beendet und „Rudolpho“ auf natürlichem Weg zu uns kommen mag. Und auch wenn es eine andere Art der Geburt ist hatte ich das Gefühl, das bin ich ihm oder ihr schuldig. Auch wenn das

kleine Herz wohl nie angefangen ist zu schlagen. Die Vorstellung einer Ausschabung war für mich so schmerzhaft, dass ich mir das nicht vorstellen konnte.

Ich fühlte mich in den nächsten Tagen sehr merkwürdig. Das Wissen, etwas Totes in mir zu tragen war schon sehr komisch. Auf der anderen Seite wollte ich es manchmal auch nicht wahrhaben und hatte immer wieder den Gedanken, dass evtl. doch noch alles gut wird. Ich wusste auf welche Anzeichen einer beginnenden Entzündung ich achten muss, wusste aber auch, dass ich Anzeichen einer beginnenden Geburt erwarten kann. Ich habe mich dann entschieden, die Zeit immer nah an Bielefeld dran zu bleiben, nicht weg zu fahren und zu gucken, was mein Körper mir sagt. Ich habe Akkupunktur bei einer Freundin gemacht und in der halben Stunde habe ich mich von „Rudolpho“ verabschiedet. Mein Freund hat sich gut um unsere Tochter gekümmert und wir haben immer wieder viel über die Fehlgeburt und wie es uns damit geht gesprochen. Mir hat es sehr gutgetan.

Ca nach einer Woche fühlte ich mich nicht gut. Meine Frauenärztin hatte keine Zeit, somit bin ich zu meiner Hausärztin. Da mein unterer Bauch druckempfindlich war sollte ich ins Krankenhaus gehen. Dort konnte der Arzt nicht verstehen was ich von ihm wollte, da ich ja nicht dortbleiben und auch keine Ausschabung haben wollte. Das ich erst einmal darum gebeten hatte, dass er schaut, ob es eine Entzündung oder andere Komplikationen gibt, wollte er erst nicht hören. Am Ende hat er die Untersuchungen gemacht. Der Ultraschall und auch die Blutergebnisse waren in Ordnung. Für mich wieder ein Termin im Krankenhaus bei dem ich mich dem Arzt ausgeliefert gefühlt hatte. Wäre ich nicht voller Sorge um eine evtl. Komplikation gewesen hätte ich mich nicht eine Sekunde von dem Arzt berühren lassen. Aber es ging nicht anders. Ich hatte dann noch mit Jule gesprochen, die mir Sicherheit gegeben hat, dass ich auch weiterhin abwarten kann.

Zum Glück hatten wir diesen Mut. Drei Tage später, an einem Sonntag, hatte ich mittags auf einmal ein ziehen im Unterleib. Es fühlte sich wie leichte Periodenschmerzen an. Ich habe mich dann ins Bett gelegt. Die Schmerzen blieben unverändert über mehrere Stunden. Ich habe immer wieder meine Temperatur kontrolliert. Gegen sechs Uhr abends hatte ich dann etwas über 38° Temperatur. Ich sagte meinem Freund, ich  würde nun noch ein wenig abwarten wollen, aber wenn die Temperatur weiter steigen würde, wollte ich doch ins Krankenhaus fahren. Fünf Minuten später musste ich auf Toilette und fand „Rudolpho“ dort auch wieder. Ich habe ihn bzw. aufgesammelt und in ein Glas gelegt. Die Idee war, einen Baum zu pflanzen und „Rudolpho“ darunter zu beerdigen. Danach sind wir erst einmal eine rauchen gegangen. Ich war glücklich das es nun geschafft war und wir eine natürlich kleine Fehlgeburt haben durften. Aber das sollte es noch nicht gewesen sein. Nachdem wir wieder in der Wohnung waren merkte ich, dass scheinbar noch mehr raus wollte. Klar, eine Plazenta gab es ja auch da schon. Ich stand breitbeinig unter der Dusche und bis zum nächsten Tagen habe ich immer wieder Blut und Gewebe verloren. Ich war sehr überrascht und irgendwann auch verunsichert. Ich hatte sogar noch einmal im Krankenhaus angerufen, weil ich so beunruhigt war, aber ich wollte, nach den vorherigen Erfahrungen nicht noch einmal dort hin. Auch hier hat Jule mir die Sicherheit gegeben, dass alles gut ist. Am Ende dauerte es dann nicht mehr lange und die Blutungen haben sich beruhigt. Am nächsten Tag hatte ich einen Termin bei meiner Frauenärztin. Ich muss zugeben, die Nachwehen waren stärker als nach der ersten Geburt, ich war absolut schlapp, weil ich viel Blut verloren hatte und sie sagte mir, dass leider noch Gewebe in meinem Körper ist, dass bald rauskommen müsste. Zwei Tage später war auch das zum Glück so weit. Ich war erleichtert, als auch wirklich der letzte Rest Gewebe meinen Körper verlassen hat. Nun konnte ich wirklich Abschied nehmen. Jule war in diesen Tagen noch da aber ich habe gemerkt, dadurch, dass wir gemeinsam, aber auch mit vielen anderen Menschen unsere

Erfahrung, Gefühle und Gedanken geteilt haben, war der Verarbeitungsprozess so schnell, dass es sich innerlich für mich sehr ruhig aber auch rund angefühlt hat. Wir waren nie alleine.  Wir haben alles selbstbestimmt machen dürfen. Es gab keine Komplikationen und wir waren nie alleine mit unseren Fragen und Gedanken, sondern immer gut beraten.

So schwer die Erfahrung einer Fehlgeburt auch ist hat uns diese Zeit doch auch gutgetan. Wir haben noch einmal mehr die Erfahrung gemacht, dass wir gemeinsam auch gute Wege in schweren Zeiten finden können, dass wir uns auf unseren Partner, aber auch auf unser Gefühl verlassen können und, was am heilsamsten war, dass wir viele Menschen um uns herumhaben, die da sind und uns ein offenes Ohr schenken und wirklich zuhören, wenn es notwendig ist. Ich würde es heute genauso wieder machen und jedem, der ein gutes Gespür für seinen eigenen Körper hat, auch diese Erfahrung wünschen. Eine Fehlgeburt ist kein versagen, nichts, wofür man sich schämen sollte, sondern etwas, dass vielen Frauen/Familien passiert. Es sollte kein Tabu in unserer Gesellschaft sein, sondern etwas, dass von vielen getragen wird, damit wir als Frauen es gut verarbeiten und somit bereit für eine weitere Schwangerschaft sind. Ich persönlich freue mich darauf, bald wieder neues Leben unter meinem Herzen tragen zu dürfen. Wie die Zeit wird, dass wird sich zeigen, aber Angst, Sorgen und Befürchtungen habe ich keine.

Mademoiselle…

Eigentlich war ich ja ganz gut gewappnet, mich diesmal nicht verrückt machen zu lassen, wann das Kind endlich kommt: Ich hatte mich mit meinem Countdown bis 14 Tage ÜBER den ET ganz gut selbst verarscht und war sehr entspannt, dass ich schon merken werde, wenn es richtig losgeht. Da ich ein sehr gutes Körpergefühl habe, habe ich die ganze Schwangerschaft jedes Zwicken in meinem Körper gespürt. Senkwellen, Vorwellen, Übungswellen… alles habe ich intensiv wahrgenommen aber immer in die richtige Schublade gesteckt: Geburtsbeginn fühlt sich anders an!
Tag 0: In Woche 39+3 ging ich nachmittags spazieren und auf einmal wurde es richtig unangenehm zu laufen, der Bauch steinhart, der Druck nach unten stärker und die Wellen kamen häufiger. Aber ich war durch die Geburt vom Monsieur vor 20 Monaten vorgewarnt, damals hatte mein Körper drei Tage gebraucht um mit den Wellen so richtig in Schwung zu kommen. Also stellte ich mich darauf ein, dass das Baby in den nächsten 24-72h wohl kommen würde. 
Ich ging in den kommenden Tagen verdammt viel spazieren, hatte jeden Abend meine 10.000 Schritte voll. Das Baby war mittlerweile so tief gerutscht, dass ich meine Finger wieder unter den Rippenbogen graben konnte. Mal hatte ich regelmäßige Wellen aber nicht so intensiv. Mal waren sie intensiv aber unregelmäßig. Ich hörte die verschiedenste Hypnosen: Geburtsbeginn fördern, Geburtshypnose, Abschied von der Schwangerschaft. Zwischendurch tastete ich selber nach meinem Muttermund, der Gebärmutterhals war schon seit vielen Tagen ist komplett verstrichen und mit meinen laienhaften Kenntnissen nahm ich eine kleine Öffnung des Muttermundes war.
Tag 2: An 39+5 riefen wir meine Mutter an, mit der Bitte heute Nacht mit Monsieur im Nachbarzimmer zu schlafen, die Wahrscheinlichkeit, dass es in der Nacht kommt, war hoch. Ich hatte den ganzen Tag über nonstop leichte aber regelmäßige Wellen gehabt. Wir bereiteten das Wohnzimmer für die Hausgeburt vor, bauten den den Pool auf, legten Malerplanen aus, räumten Möbel an die Seite… Ich legte mich früh ins Bett, weil ich es für sinnvoll hielt noch ein oder zwei Stündchen Schlaf zu sammeln, bevor ich dann von den Geburtswellen in der Nacht geweckt werden würde. 

Tag 3: Acht Stunden später wachten wir auf und das Baby war noch drinnen, die Wellen aber immer noch schön regelmäßig aber leicht da. Da wir einen baldigen Fortschritt erwarteten, nahm meine Mutter Monsieur mit zu sich nach Hause. Der Tag verging mit Spaziergängen und regelmäßigen aber nicht stärker werdenden Wellen. Abends gingen wir unter den gleichen Voraussetzungen wie am Vortag ins Bett… und schliefen schon wieder die Nacht durch. 
Tag 4: Der ET war erreicht und ich so langsam mit meinem Latein am Ende.
Bis hierhin hatte ich es noch mit Humor nehmen können, aber jetzt fing ich an so richtig an mir zu zweifeln. Ob ich mir das alles nur einbildete? Ob ich nun völlig mein Körpergefühl verloren hatte? Das schlechte Gewissen, den Monsieur mit seinen zarten 19 Monaten „wegorganisiert“ zu haben und unser ganzes Netzwerk aus Eltern, Schwiegereltern, Mutter von Madame (meine achtjährige Bonustochter) einzuspannen, ohne dass etwas passierte, ließ mich verzweifeln. Es war Montag und mein Mann musste wieder (im Homeoffice) arbeiten. Zwischendurch, wenn ich mal wieder bitterlich weinend in der Küche stand, kam er raus und tröstete mich. Wir beschlossen, den Kontrolltermin beim Gynäkologen und die geburtsfördernde Akupunktur im Geburtshaus abzuwarten, abends aber die Kinder wieder zu uns zu holen und dann erst wieder wegzuorganisieren, wenn das Kind schon halb da ist.
Jana, die mich anderthalb Jahre zuvor bei Monsieurs Geburt betreut hatte, machte mir Mut und bestätigte mich darin, dass mein Körpergefühl super war, dass ich mir nichts einbildete, dass mein Körper einfach nur extrem viel Zeit brauchte um in Schwung zu kommen. Die größte Erleichterung gab mir dann der Befund vom Arzt, der mir einen zweifingerbreit geöffneten Muttermund diagnostizierte. Die letzten 4 Tage waren also nicht umsonst gewesen, mein Körper bereitete die Geburt vor. Meine Zuversicht kam zurück. Dennoch holte mein Mann nachmittags noch den Monsieur zurück zu uns, meine Mutter kam zum Glück noch einmal eine Nacht mit und auch Madame kam wieder zu uns. Und so gingen wir alle recht erwartungsvoll ist Bett. Ich natürlich mit leichten Wellen, die hatte ich ja nonstop seit vier Tagen.

Tag 5: Morgens um 4 wachte ich auf und die Wellen wurden etwas intensiver und regelmäßiger. Tatsächlich forderte ich jetzt eine Wärmflasche im Rücken und leichte Massage von meinem Mann ein, um es mir angenehmer zu machen. Ich ging wieder in die Geburtshypnose, konnte die Wellen hervorragend und schmerzfrei veratmen und freute mich darauf, dass es nun so weitergehen würde. Aber es war noch so viel Zeit, dass mein Mann die Madame noch zur Schule bringen konnte. In der Zeit machte ich mit meiner Mutter einen Spaziergang. Schock: die Wellen hörten auf!!! Ich war ernsthaft am verzweifeln, fühlte mich extrem verarscht von meinem Körper und hatte so ein schlechtes Gewissen und eine Scham in mir, dass ich meine ganze Umgebung auf Trab hielt, ohne voranzukommen. Nun beschlossen wir aber doch bei der Rufbereitschaft im Geburtshaus anzurufen und die Einschätzung der Hebamme zu hören. Jule kam gegen 10, befand 3cm Öffnung und machte mir wieder Mut, dass alles vorbereitet sei und nur noch Wellen mit ordentlich Schmackes fehlten. Also machten mein Mann und ich den 27.345. Spaziergang der letzten fünf Tage: Wir brachten das Altglas weg. Das war auch beim Monsieur der letzte Spaziergang gewesen, bevor es richtig losging. Und, Gott sei Dank, es ging wieder los. Und sogar so intensiv, dass ich bei den Wellen stehen bleiben musste. Mittlerweile musste meine Mutter aber endgültig zur Arbeit und mein Schwiegervater übernahm den Monsieur. Ich zog mich zurück, döste in den nach wie vor langen Pausen zwischen den Wellen immer wieder weg, hörte die Hypnose und so vergingen einige Stunden. Ich tastete selber und konnte mittlerweile sehr deutlich das Köpfchen fühlen und darüber streichen. Es wurde immer intensiver und es fiel mir zunehmend schwerer die gelernte Atmung durchzuhalten. Ich fing an die Wellen zu ertönen und mein Mann musste mir in jeder Welle den Po und Rücken durchschütteln. 

Um 17 Uhr kam dann Jule erneut. Da auch Monsieurs Geburt am Ende dann sehr schnell ging, kam die zweite Hebamme Lisa und eine Auszubildende auch gleich mit. Endlich 5-6cm Öffnung! Für mich das Zeichen, dass ich jetzt in den Pool gehen konnte und dann vermutlich auch bis zum Ende drin bleiben konnte ohne dass mir kalt werden würde. Da ich den Hebammen in meinem Geburtsplan schon informiert hatte, dass ich gerne für mich sein möchte und sie nur eingreifen sollen, wenn sie das Gefühl hatten, ich renne in eine Sackgasse, machten sie es sich strickend neben mir gemütlich und ich wurde mir selbst überlassen. Durch ein kurzes Stöhnen signalisierte ich meinem Mann, dass die nächste Welle kam, hockte mich in den Vierfüßler und er begann sofort meinen Po durchzuwackeln. Es erleichterte mir die Wellen um mindestens 50%! Nach der Welle setzte ich mich wieder bequem hin oder legte meinen Kopf auf den Rand des Pools, ruhte mich kurz aus und da ich noch immer lange Pausen von ca fünf Minuten zwischen den Wellen hatte, konnte auch immer wieder entspannt mit den Hebammen reden.
Immer wieder tastete ich selber, auch während einer Welle, zwischen meinen Beinen. Irgendwann spürte ich das Köpfchen sofort in der Vagina und während einer Welle stülpte sich die Fruchtblase ganz prall aus mir heraus und zog sich dann aber wieder zurück.
Ich spürte, dass ich kurz vorm Pressdrang war, mein Mann wechselte für mich in die Hypnose zur Austreibungsphase und ich probierte einige Wellen auch aus zu pressen, aber es hatte einfach keinen Wums dahinter.
19.40 Uhr: Und dann kamen die wenigen Sekunden, die ich vermutlich nie in meinem Leben vergessen werde: Am Ende einer langen Welle (ohne Pressdrang) platze auf einmal die Fruchtblase, nächste Sekunde krasser Pressdrang, ich bäumte mich lautstark auf und dann war auch schon das Köpfchen da und sofort danach schwamm das Baby unter mir im Wasser. Ich war völlig überrascht und musste erst einige Male tief durchatmen, bis ich meine Tochter auf den Arm nehmen konnte. Kaum war ihr Kopf aus dem Wasser, schrie sie los. Auch die Hebammen waren etwas überrascht, sie saßen ja noch strickend auf dem Sofa, als das Baby ohne eine richtige Austrittsphase schon geboren war.

Ich versuchte es mir einigermaßen gemütlich zu machen, doch die Nabelschnur war recht kurz und mein Mann musste aufpassen, dass die Kleine nicht mit dem Mund unter Wasser rutschte. Die Erinnerung, dass ich bei Monsieurs Geburt keine Nachwellen hatte und die Plazenta erst mit viel Überredungskunst und nach insgesamt anderthalb Stunden geboren wurde, machte mir ein wenig Sorgen. Aber nach einigen Minuten kamen dann die ersten Wellen. Nachdem ich die gesamte Geburt jede Welle begrüßen konnte und mich über sie freute, da sie mich meinem Baby näher brachte, war ich nun ein jammerndes Häufchen Elend. Es tat weh, das erste Mal an diesem Tag definierte ich die Empfindungen meines Körpers als Schmerz. Ich saß unbequem, hielt mein Kind im Arm und konnte mich daher in der Welle nicht so bewegen, wie ich es vielleicht gebraucht hätte. Also quälte ich mich und jammerte, dass es aufhören soll. Mein Mann holte mir die Hypnose zur Plazentageburt und dann hatte ich es auch zum Glück bald geschafft. Die Nabelschnur war bereits auspulsiert und mein Mann schnitt die Nabelschnur durch. 
Nun war noch die zweite Hürde zu bewältigen: Bei Monsieurs Geburt war ich mehrfach ohnmächtig geworden, wenn ich versuchte zu stehen. Doch die wenigen Meter zum Bett schaffte ich diesmal zwar mit wackeligen Knien aber ohne Schwindel. Meine Tochter wurde mir wieder auf die Brust gelegt und wir zwei uns selbst überlassen. Mein Schwiegervater, der drei Stunden mit Monsieur spazieren gewesen war, ohne dass dieser eingeschlafen war, kam zurück. Also konnte der frischgebackene große Bruder noch einen ganz kurzen Blick auf seine 40 Minuten alte Schwester werfen, ehe mein Mann ihn im Nachbarzimmer schlafen legte.
Mademoiselle machte sich mit ungeheurer Kraft über meine Brustwarze her, ihre Erstuntersuchung verlief einwandfrei, ich musste nicht genäht werden, mein Kreislauf blieb stabil und tatsächlich konnten wir abends zu recht normaler Zeit ins Bett gehen, während mein Mann neben uns noch den Pool sauber machte. Morgens vor der Schule besuchte uns dann noch kur die Madame, die die Nacht bei ihrer Mutter geschlafen hatte und die Familie war vollständig.