Emma Malies

Emma Malies

Ich war nun also in der 40. ssw, WOW! Naja, nachdem meine Schwangerschaft echt super problemlos verlief und ich bis zum Schluss ziemlich fit war, hatte ich dann doch seit zwei Wochen keinen Bock mehr. Ich fühlte mich nur noch schwerfällig, war dauermüde und dazu kam noch, dass doch alles aus dem Vorbereitungskurs bereits ihre kleinen Mäuse in den Armen hielten. Ich wollte also auch einfach endlich dran sein! Ich war so gespannt auf die Geburt und natürlich auf unser Kind. Ich muss sagen, mir hat das Thema Geburt nie Angst gemacht. Im Gegenteil, ich fand es immer schon faszinierend. Und jetzt durfte ich das auch noch selbst erleben! Mega! Trotzdem war natürlich Aufregung und auch großer Respekt davor da.

ET wäre Freitag der 26.1.22 gewesen und genau eine Woche vorher löste sich dann mein Schleimpropf. Juhu, endlich tat sich also was. Auch Samstag löste sich dann noch immer weiter Schleim ab und ich wartete ungeduldig (ich wusste ja es könnte auch trotzdem noch dauern). Aber am Abend hatte ich dann die ersten leichten Wehen, die allerdings nach einem warmen Bad wieder verschwanden. Ok, weiter warten. Der Sonntag verlief dann ganz ruhig. Aber als ich dann gerade schlafen gehen wollte, merkte ich doch wieder ein komisches Ziehen im Rücken „Hm, bestimmt wie gestern, geh ich einfach trotzdem schlafen“, war so mein Gedanke. Ich schlief auch kurz ein, wachte dann aber um halb zwölf von den Schmerzen auf und ging ins Wohnzimmer, um meinem Mann zu sagen, dass es wohl doch losging. „Oh ne, ich wollt doch gerade ins Bett“, ja Schatz ich hätte es auch lieber erst morgen früh gehabt 😀 naja, die nächsten Stunden hatte ich immer wieder in 5-10 minütlichen Abstand Wehen, die ich aber noch gut veratmen konnte. Da meine Wehen aber ausschließlich im Rücken waren und doch ja schon relativ knackig hintereinander kamen, rief ich gegen frühen Morgen im GH an. Da war Johanna am Telefon und sagte mir ich solle ruhig noch warten, bis die Wehen auch eine Minute gingen. Puh, ok, fühlte sich doch eig schon heftig genug an. Naja, ich hielt es weitere vier Stunden aus, bis wir gegen Mittag nochmal anriefen. Jetzt hatte Alex übernommen. Sie kam dann mit einer Hebammenschülerin bei uns vorbei, um zu schauen wie weit ich war. Das war so erleichternd, da man beim ersten Mal doch wirklich keine Ahnung hat! Alex hat mich mit ihrer ruhigen Art so beruhigt und mir gesagt, dass alles so ist wie es sein soll und die kleine Maus wohl heute Abend oder spätestens heute Nacht kommen würde. Ahja, heute Nacht ? Sie lies mir ein Buscopanzäpfchen da und riet mir mich nochmal entspannt zu baden und so gut es geht auszuruhen und zu schlafen. Außerdem sollte ich mich möglichst oft nach vorne lehnen, damit sich mein MuMu nach vorne schob. Das Baden ging noch ganz gut, aber am schlafen war nicht mehr zu denken. Ich hatte solche Schmerzen im Rücken, dass Liegen eine Qual war und ich mich nur noch an dem (bis heute nie genutzten) Beistellbett festhielt. Mittlerweile vertönte ich auch schon ziemlich laut. Immer wieder legte ich mich auf den Gymnastikball und vertönte was das Zeug hielt. Langsam wurde es mir dann in unserem Mehrfamilienhaus zu unangenehm und Kevin rief erneut bei Alex an. Wir verabredeten uns für 16 Uhr. „Was noch eine Stunde ?!!“ irgendwie schaffte ich es und war froh, als wir endlich im Auto waren. Dank Feierabendverkehr dauert die fünf Minuten fahrt dann 20, klasse.

Als wir im GH ankamen, wusste ich aber sofort wieder wieso ich mein Kind unbedingt hier gebären wollte. Überall waren Kerzen an, es duftete gut, die Räume und Menschen waren alle vertraut. Ich war plötzlich wieder viel leiser und viel entspannter. Alex und  die Hebammenschülerin Amelie kümmerten sich direkt so liebevoll um mich. Während jeder Wehe bekam ich eine kleine Massage und dazwischen ein Wärmekissen auf den Rücken gelegt. Mein Mann wurde mit Snacks versorgt. So vergingen einige Wehen, dann sollte ich mit auf Toilette um drei Wehen zu schaffen. Alter, das war furchtbar! Die Atmosphäre war aber auch dort einfach toll. Das Licht war aus. Es brannten ein paar Kerzen, der Hahn tröpfelte leise und ich durfte mich an Alex Händen festhalten. Danach untersuchte Alex mich nochmal. Auch hier versicherte sie mir wieder, dass alles genau so verläuft wie es sein soll. Ihr Vorschlag: spazieren gehen, Berg rauf, Berg runter, am besten eine Stunde. Ich war motiviert, wollte schließlich endlich, dass ich mein Baby in den Armen halten kann! Es war definitiv der schlimmsten Spaziergang meines Lebens. Ich krallte mich alle paar Sekunden an meinem Mann fest, weil ich sonst vor Schmerz zu Boden gegangen wäre, was bei Minusgraden nicht so schön gewesen wäre. Irgendwie schafften wir es einmal bis nach oben und wieder runter. Nur ein Mann auf dem Fahrrad fragte kurz ob wir Hilfe bräuchten, gut der Rest dort kannte das Szenario vermutlich schon. Nach einer Stunden kamen wir wieder rein und ich sagte Alex, dass ich einen unglaublich Druck auf dem Steißbein hatte. Darüber freute sie sich, was ich als positiv deutete. Ich wechselte dann in den Vierfüßler und Alex drückte von hinten gegen mein Gesäß . Ich hab dabei krass gemerkt, dass sich etwas (ihr Kopf offensichtlich) in mein Becken schiebt. Mein Mann hielt mich von vorne fest und Amelie reichte mir immer wieder Wasser zum trinken an. Mein Gott, was die beiden da auch geleistet haben! Auf einmal meinte Alex dann ich solle doch meine Hose ausziehen. Ich war so verblüfft. Sie lachte nur und fragte mich, ob ich denn mein Kind in meiner Unterhose kriegen will. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es jetzt endlich losgehen sollte. Zumal ja auch meine Fruchtblase noch nicht geplatzt war. Dazu sagte Alex nur ich solle mitkommen. Oh nein, wieder zur Toilette. „Drei Wehen, du schaffst das!“. Ok die erste Wehe, ah unangenehm, die zweite Wehe BUM Zack endlich war diese Fruchtblase geplatzt und wie laut das war, meine Güte 😀 Alex freute sich tierisch und auch ich war erleichtert. Dann änderte sich irgendwie alles. Plötzlich fühlten sich die Wehen ganz anders an, ich musste einfach pressen, alles drückte, das war ein komplett anderes Gefühl. Das hätte ich mir niemals so vorstellen können.  Alex wusste, dass ich in der Hocke gebären wollte. Nach ein paar Wehen war ich aber doch für das ständige rauf und runter trotz Unterstützung von meinem Mann einfach schon zu kaputt, dass Alex wieder den Vierfüßler vorschlug. So lag ich den Kopf auf dem Schoß meines Mannes vorm Bett gekniet und hatte endlich das Gefühl richtig mitmachen zu können. Mit jeder Wehe schob ich also kräftig mit und wurde auch von Wehe zu Wehe mutiger und stärker. Mariesa kam dazu und alle drei motivierten mich und versicherten mir, das sich ganz viel tun würde. Ich war einfach nur fertig und dachte zwischenzeitlich mein Pressen würde gar nix bewirken. Aber durch diese ruhige und sichere Art der Hebammen, wusste ich alles ist gut und konnte noch einmal alle meine Kräfte sammeln. Da war er dann plötzlich der Moment, als ich den Kopf meiner Tochter gebar. Das werd ich wohl nie vergessen, ein brennen, ein ganz seltsames Gefühl und plopp, ist er da. Sorry, dass muss man selbst erleben 😀  kurz darauf (um 20:43 Uhr) kam dann problemlos der Körper hinterher und ich starrte meine kleine Maus einfach erstmal an, wie sie dort vor mir lag. Kein Weinen, sie war ganz entspannt und völlig rosig. Mir kam es vor wie ein kurzer Moment bis ich sie hochnahm, aber laut Bericht waren es sogar ein paar Minuten… das ist wohl der Moment, wenn deine Welt tatsächlich still steht. Wir kuschelten direkt, meine Plazenta kam mit etwas Hilfe und dann trank die Maus auch schon das erste mal. Auch das war pure Magie. Alex nähte mich  irgendwann zwischendurch, davon bekam ich aber kaum was mit. Dank ihrer Maßnahmen unter der Pressphase (warme Kompresse waren es, glaube ich ) waren auch nur zwei Stiche nötig.

Nach einer Dusche und einer leckeren Pizza (plus Cola und Süßigkeiten, endlich war die Louwen Diät ja vorbei !) ging es dann nach Hause und seitdem war kein Tag mehr wie der andere. Das Leben steht Kopf, du veränderst dich, ihr verändert euch und es könnte für mich nichts schöneres geben. Dank der fürsorglichen Nachbetreuung durch Edith haben wir auch die für mich echt harte Zeit des Wochenbetts gut überstanden.

Ich bin unendlich dankbar, dass meine erste Geburt so ein unfassbar positives Erlebnis war. Das Geburtshaus war und ist für mich der perfekte Ort sein Kind zu bekommen. Alles und jede*r dort strahlt Ruhe, Sicherheit und Natürlichkeit aus. Danke euch!

Von Karina, Kevin und Emma

Gregor 01.12.21

Vorab ein riesen Dankeschön an alle Hebammen und das gesamte Team des Geburtshauses Bielefeld! Ihr seid einfach toll!

Ich durfte bereits meine Tochter Daria im Oktober 2015 und meinen Sohn Robert im September 2018 im Geburtshaus Bielefeld zur Welt bringen. Jede Schwangerschaft und vor allem Geburt war für sich einzigartig und schön.

Mein Mann und ich entschieden uns für ein weiteres Kind. Im März 2021 habe ich erneut positiv testen dürfen und habe mich umgehend um einen Platz im Geburtshaus gekümmert. Dies hat auch geklappt und ich konnte mit einer Sorge weniger die aufregende Zeit der Schwangerschaft antreten.

Mein ET war der 02.12.21. Da meine beiden Kinder jeweils in der 38 SSW und einmal in der 39 SSW zur Welt kamen, war ich der festen Überzeugung, auch diesmal weit vor ET und vor allem im November zu entbinden. Und so neigte sich der November dem Ende zu und es tat sich nichts…

Am Donnerstag den 25.11.21, bei SSW 39+0 angelangt, bat ich Edith darum mich zu akupunktieren. In der Hoffnung das Baby Mal einwenig anzustupsen. Es tat sich nichts und so verabredeten wir uns für Montag den 29.11.21 für eine weitere Akupunktur und diesmal auch mit der Akupunktur der kleinen Zehen. Das sollte sich positiv auf den Muttermund auswirken.

Am Dienstag Abend den 30.11.21 auf dem Sofa sitzend, bemerkt ich ein ziehen im Unterleib. Ich fing an, das Ziehen im Unterleib zu tracken und stellte fest, dass es regelmäßig in etwa 10 Minuten Abständen kam.
Ich konnte jedoch trotzdem gegen 23 Uhr zu Bett gehen und habe auch gut schlafen können.

Als ich Mittwoch morgens, den 01.12.21, um 7 Uhr wach wurde, spürte ich kurze Zeit später wieder das Ziehen im Unterleib. Ich fing wieder mit dem Aufzeichnen an. Die Abstände hatten sich verkürzt auf etwa 5 – 6 Minuten. Jetzt glaubte ich so langsam, dass es wohl leichte Wehen sind. Sie waren aber nicht wirklich schmerzhaft, von daher machte ich alles wie bisher und schrieb die Wehen weiter auf.

Gegen 12:30 h sagte ich meinem Mann Bescheid, dass ich Wehen habe und wir später sehr wahrscheinlich ins Geburtshaus fahre müssten. Er rief darauf hin seine Eltern an und bat darum unsere beiden großen aus der Kita abzuholen und bei sich zu behalten bis wir uns melden.

Gegen 14 Uhr wurden die Wehen etwas kräftiger, so das ich in der Wehe etwas innehalten musste. Die Wehen waren aber immer noch gut auszuhalten.
Ich ging mich noch ausgiebig duschen und zog mir frische und bequeme Sachen für die Geburt an.
Um 15 Uhr wählte ich schließlich die Nummer der Rufbereitschaft und erreichte Alexandra. Sie begrüßte mich freundlich, ich schilderte ihr meine Situation mit den gut auszuhaltenden Wehen.
Wir verabredete uns in etwa einer Stunde im Geburtshaus, damit sie mich untersuchen konnte, um festzustellen, ob die Wehen wirklich Muttermundwirksam sind.

In der Zwischenzeit wärmte ich die Käsesuppe vom Vortag auf und mein Mann und ich aßen gemeinsam zu Mittag. So gestärkt machten wir uns mit Sack und Pack auf den Weg ins Geburtshaus.
Um 16 Uhr waren wir angekommen, wir wurden von Alexandra ins Geburtszimmer geleitet. Es war alles vollkommen ruhig und entspannt. Es war niemand sonst im Geburtshaus anwesend. Es war herrlich!
Sie untersuchte mich, sagte dass die Fruchtblase ziemlich prall sei und das Köpfchen ordentlich nach unten drücke. Es könne aber noch etwas dauern. Zudem sei das Baby sich noch am drehen von rechts nach links. Idealerweise liegt es aber mit dem Rücken nach vorne, sonst kommt es als Sternengucker raus. Aber auch das sollte für mich kein Problem werden, wenn es in der Position verbleibt.
Sie schlug meinem Mann und mir vor, etwa für eine Stunde spazieren zu gehen. In den Wehen sollte ich mich nach vorne bücken. So sollte sich das Baby richtig in Position legen, mit dem Rücken nach vorne.

So machten wir uns um ca. 16:20 rauf auf den Johannisberg.
Die Wehen wurden jedoch schlagartig stärker und ich drückte bei jeder Wehe mit meinen Händen gegen mein Steißbein um einen Gegendruck zu erzeugen. Nach nicht Mal 30 Minuten wollte ich so langsam zurück, weil der Druck der Fruchtblase enorm war und ich auf Toilette wollte.
Mein Mann zog um 16:48 h noch schnell ein Parkticket und kurz darauf kam die nächste starke Wehe, bei der ich kräftig mitdrückte. Dies brachte die Fruchtblase endgültig zum platzen und ich war komplett nass ( gut das wenig Leute unterwegs waren und es war schon dunkel). Der große Druck war erstmal weg und ich erleichtert.

Wir gingen zügig zurück, mein Mann rief bei Alexandra an, sagte ihr meine Fruchtblase sei geplatzt und ich wünschte mir ein Bad.
Die nächste Wehe kam und ich spürte wie das Köpfchen bereits raus wollte. Oh Schreck, ich befürchtete, es nicht mehr ins Geburtshaus zu schaffen.
Johanna war gerade mit ihren Hunden spazieren und kam im gleichen Moment zurück wie wir. Sie schloss uns schnell die Tür auf und ich versuchte mich irgendwie zusammen zu reißen, um das Baby nicht im Flur zu gebären.
Johanna feuerte mich an und sagte, dass ich es noch bis ins Geburtszimmer schaffe.
Ich sammelte meine Kräfte, fing im gehen an, meine klatschnasse Hose runterzuziehen. Alexandra und mein Mann kamen zu Hilfe und zogen mich weiter aus.
Ich hockte mich schnell tief vor das Bett und fing an mitzuschieben. Möglichst vorsichtig, ich sollte laut Alexandra“ Pa, Pa, Pa“ machen, damit das Köpfchen nicht zu schnell kommt.

Und da war das Köpfchen auch schon da. Ich schob noch einmal mit und unser wunderbarer Sohn Gregor war um 17:06 h, mit einem Gewicht von 3860 g, 53 cm Körpergröße und 35,5 cm Kopfumfang geboren.
Ich zog mir schnell Pulli und BH aus und nahm Gregor auf die Brust. Er weinte noch etwas, aber beruhigte sich schnell beim kuscheln.

Es ging dann mit der Geburt doch schneller als gedacht.
Alexandra sagte, bei Ankunft im Geburtshaus war mein Muttermund bei etwa 4 cm. Daher ging sie davon aus, dass es noch etwas dauern wird mit der Geburt.

Nach der Geburt haben wir ganz viel gekuschelt und ich habe meinen Sohn auch direkt zum Stillen angelegt. Etwas später wurde dann auch die Plazenta geboren. Während bei Gregor die U1 gemacht wurde, hat Alexandra sich um meine kleine Verletzung gekümmert. Die Naht von der vorherigen Geburt hatte sich wieder gelöst und wurde mit zwei Stichen genäht.

Anschließend konnten wir alle zusammen weiter kuscheln. Die Hebammen haben uns Tee, Kaffee, Kekse und Schokoriegel zur Stärkung gebracht und wir haben uns gut erholt.

Nachdem ich mich geduscht hatte und sowohl unser Sohn als auch ich frisch angezogen waren, fuhren wir gegen 20:30 h nach Hause.

Mein Mann holte noch die beiden Geschwisterkinder ab und dann durften auch sie das neue Familienmitglied kennenlernen.

Es wahr in allem eine wunderschöne Geburt und ich wünsche jedem eine so tolle Erfahrung im Geburtshaus!

Ich verabschiede mich nun mit einer gewissen Traurigkeit, denn es ist wahrscheinlich meine letzte Schwangerschaft und Geburt gewesen. Umso glücklicher bin ich, alle meine Kinder in einer so wunderschönen Umgebung, mit so wundervollen Menschen bekommen zu haben!

Vielen herzlichen Dank und schön das es euch gibt!

Margarita und Familie

Jonte

Nachdem die Geburt unseres ersten Sohnes ein absoluter Krankenhausalptraum gewesen war, stand für uns fest: Die zweite Geburt muss unbedingt anders werden. Mein Bedürfnis dabei war, so weit wie möglich weg von Kliniken und Ärzten zu entbinden. Deshalb meldete ich mich früh im Geburtshaus. Im Laufe der Schwangerschaft bei den Vorsorgeuntersuchungen mit den verschiedenen Hebammen wurde sowohl für mich als auch für meinen Mann immer deutlicher: Dieser Ort ist ein guter Ort für uns. Die Hebammen nahmen sich alle viel Zeit für uns und unsere Geschichte und signalisierten uns – jede auf ihre eigen Art – dass wir im Geburtshaus in jedem Fall eine andere Erfahrung machen würden. Mit der Zeit entstand ein unglaublich sehnlicher Wunsch, hier, in diesem schönen Raum mit dem großen Himmelbett, begleitet von diesen tollen Hebammen, unser zweites Kind zur Welt zu bringen.

Vorher wurde ich jedoch noch auf eine Zerreißprobe gestellt: Das Baby wollte einfach nicht kommen. Eine Woche nach dem errechneten Termin wurden meine Nerven dünn, ab dem neunten Tag weinte ich jede Nacht bitterlich vor Enttäuschung und Verzweiflung, denn ich wusste genau: Das Geburtshaus darf mich nur 14 Tage über den Termin begleiten, danach muss ich in die Klinik zur Einleitung – mein Alptraumszenario. Ich probierte sämtliche Hausmittel aus, aber es tat sich nichts. Gott sei Dank stärkten mich die Hebammen bei den eng getakteten Kontrollterminen sehr und gaben mir das Vertrauen, dass es meinem Baby gut geht. Den Nachmittag des 12. Tages verbrachten wir mit engen Freunden im Kindertrubel, aßen selbstgebackene Zimtschnecken und bestellten uns abends ungesundes Essen. Vielleicht war das die Entspannung, die ich gebraucht hatte, denn in der Nacht bekam ich endlich, endlich Wehen.

Um halb 6 morgens am 13. Tag rief ich die Rufbereitschaft an und hatte eine verschlafene Edith am Telefon. Wir organisierten einen Babysitter für den Großen und machten uns gegen 7 Uhr auf den Weg. Ich war so glücklich, mit Geburtswehen in das schöne Himmelbettzimmer zurückzukommen! Bald schon holte Edith Alex dazu und außerdem die Hebammenschülerin Clara, sodass gleich drei Frauen an unserer Seite waren. Die Geburt geschah dann von ganz alleine, es war im Grunde überhaupt kein Eingreifen nötig. Und doch waren die drei Hebammen ganz nah bei mir, hatten mich immer im Blick, kontrollierten ganz regelmäßig die Herztöne des Babys, stärkten mich mit freundlichen Worten, motivierten mich sanft zu Positionswechseln, gaben mir Gegendruck, versorgten uns mit Getränken. Ich konnte ganz bewusst spüren, wie sich die Wehen veränderten, wie die Fruchtblase platzte, wie sich das Baby durch den Geburtskanal schob. Und ich erinnere mich an so viele kleine Momente, die mir unglaublich gut getan haben: Als ich eine ganze Zeit lang in der Seitlage verbrachte, hielt Clara mit stoischer Ruhe und Ausdauer meine Beine fest. Als ich nach einer intensiven Wehe anfing zu weinen, weil mich die Erinnerungen an die letzte Geburt einholten, hockte Edith sich neben mich, fragte mich ganz sanft, was mir durch den Kopf gehe und suchte mit uns nach Ideen zur Ablenkung. Als ich kaum noch konnte, gab sie mir Rückmeldung dazu, wie viel bei der letzten Wehe passiert sei oder sagte sie mir „Du bist so viel stärker als du denkst“. Und als ich – gehalten von meinem Mann – in der tiefen Hocke saß und das Köpfchen unseres Sohnes herauskam, hielt Alex uns strahlend vor Freude einen Spiegel hin, sodass wir alles selbst sehen konnten. Ein unglaublicher Augenblick.

Jonte kam um 10:51 Uhr zur Welt, an einem spätsommerlichen Augustsamstag. Dem 13. Tag nach dem errechneten Termin. Natürlich war die Geburt furchtbar schmerzhaft und zwischendurch dachte ich auch immer wieder, dass ich es nicht schaffe. Aber schon eine Minute nachdem Jonte da war, wurde sie zu einer wunderschönen Erinnerung. Und das ist sie bis heute. Auch die Stunden danach –

die Nachgeburt, das Kuscheln, das Nähen, das Frühstück, das Kreislaufaufpäppeln und der Abschied – sind mir in so guter Erinnerung geblieben. Ich bin unendlich dankbar für die ruhige, friedliche, herzliche und gleichzeitig professionelle Atmosphäre, die die drei Hebammen geschaffen haben. Ich habe mich in jeder Sekunde absolut sicher und liebevoll behandelt gefühlt. Noch lange Zeit danach war ich regelrecht beseelt und die schöne Erinnerung hat mich durch die Höhen und Tiefen des Wochenbetts getragen.

Jontes Geburt hat nicht nur meinen sehnlichen Wunsch erfüllt, sondern wirklich übertroffen. Tausend Dank dafür, von Herzen.

Mats

Am 25.09.21 begannen die ersten Veränderungen und ich spürte unregelmäßige Wehen. Mittags entschlossen wir uns dafür, die Rufbereitschaft des Geburtshauses zu wählen und Edith erklärte uns, dass es sich nach echten Geburtswehen anhört, aber es in beide Richtungen gehen kann: die Geburt geht relativ zügig los oder aber die Wehen verschwinden wieder. Also beschlossen wir, einfach abzuwarten und ab und zu die Wehendauer und -Abstände zu messen. Da es unverändert blieb, gingen wir am Abend zu Bett und am nächsten Morgen waren die Wehen etwas weniger geworden. 

Also machte ich noch einen langen Spaziergang mit unserer Hündin Lotte am Morgen und nachmittags waren wir ein Eis essen. Im Sitzen waren die Wehen intensiver- na klar, immerhin drückte sich der große Bauch ja auch zusammen. Also dachte ich mir nichts weiter dabei und so fuhren wir wieder nach Hause. Dort angekommen blieb die etwas stärkere Art der Wehen und ich entspanne mich auf dem Sofa. Als ich aus Neugier erneut getrackt habe, war ich doch etwas erstaunt. Mittlerweile hatte ich regelmäßig etwa alle 3-5 Minuten Wehen über 45-75 Sekunden. Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet, denn den Tag über habe ich diese Wehen nicht wirklich als sehr schmerzhaft oder voran treibend empfunden.

Also zog ich mich um, machte intuitiv vorher noch ein Foto von meinem geliebten Bauch und bemerkte beim Gehen, dass die Wehen bei der Bewegung doch etwas intensiver spürbar waren als im Liegen. Gegen 20 Uhr schrieb ich Dennis, er solle sich doch bitte auf den Weg machen weil ich denke ihn zu brauchen – gleichzeitig schrieb er mir, er habe Feierabend und komme nun nach Hause. Er musste leider den gesamten Tag über arbeiten.

Als er um 20:15 Uhr zu Hause war, erzählte ich ihm davon, dass die Wehen stärker und regelmäßiger waren und wir hatten beide den Wunsch erneut die Rufbereitschaft zu wählen um durch eine Untersuchung zu wissen, ob es echte Wehen sind und sich tatsächlich schon etwas tut.

Plötzlich verspürte ich den Drang, zur Toilette zu müssen. Also ging ich ins Bad und Dennis rief Edith erneut an und berichtete ihr den aktuellen Stand. In einer Wehenpause sprach ich mit Edith ab, dass sie erstmal zu uns nach Hause kommen solle um zu untersuchen, ob sich etwas tut was der Geburt näher kommt. Zu dem Zeitpunkt war ich total entspannt und befürchtete, dass die Wehen nichts bringen da ich sie als nicht schmerzhaft empfand. Denn das hatte ich mir immer vorgestellt. Aber bis dahin waren sie besser zu ertragen als so manche Übungs- oder Senkwehe. 

Kaum aufgelegt, sollte ich eines besseren belehrt werden. Wie aus dem nichts wurden die Wehen plötzlich ganz stark und krampfhaft und die Wehenpausen betrugen teilweise nur noch wenige Sekunden, sodass ich die Toilette nicht mehr verlassen konnte.

 Dennis sorgte dafür, dass Lotte abgeholt wird und er lief den Flur auf und ab und wir lachten uns gegenseitig aus, weil die Wehen so plötzlich schmerzhafter wurden, dass ich sie bereits veratmen musste und auch das ein oder andere Schimpfwort fiel. 

Um 21.15 Uhr traf Edith dann ein und ich empfang sie bereits unter dem Gefühl, pressen zu müssen. Gott sei dank drängte sie mich dazu, die Toilette zu verlassen und nach einigen Anläufen rannte ich in einer Wehenpause zum Sofa und schmiss mich davor. Als sie mich in einer etwas längeren Wehenpause endlich untersuchen konnte, war mein Muttermund bereits 8cm geöffnet und das Köpfchen unseres Babys drückte schon. Hui, damit hatte ich 60 Minuten vorher mal so gar nicht gerechnet! 

Nun hockte ich also im Wohnzimmer, schrie ins Handtuch und presste schon mit. Edith sagte, wir müssten uns zügig entscheiden wie es weiter gehen soll. Zeitlich würden wir es noch ins Geburtshaus schaffen, aber es würde auch nichts dagegen sprechen eine Hausgeburt zu machen. Ich konnte vor lauter Wehen nicht aussprechen, was ich dachte aber ja, eine Hausgeburt klang für mich als sei es die einzige logische Option. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich überhaupt noch ins Auto steigen sollte! 

Da ich nichts sagte, entschieden Dennis und Edith gemeinsam, dass wir blieben und Dennis besorgte Handtücher und Decken um den Boden auszulegen. Er war die Ruhe in Person und hatte sogar noch den Überblick, die alten Handtücher zu nehmen damit ich nicht sauer bin, wenn Neue verschmutzt werden. 

Währenddessen wurde mir langsam bewusst, dass wir unseren Sohn tatsächlich bald in den Armen halten würden und der Gedanke daran, machte die Schmerzen erträglich. 

Gegen 21.30 Uhr wurde Lotte abgeholt, die bis dahin die ganze Situation entspannt von ihrem Körbchen aus beobachtete. 

Um 21.55 Uhr traf Lisa mit dem Hausgeburtenkoffer ein und 10 Minuten später folgte die Auszubildende Franzi. Gerade noch rechtzeitig trafen sie ein, denn nach einem zeitlich perfekt von Edith angedachtem Positionswechsel in die tiefe Hocke und kurzer Intervention, um Dammrisse möglichst gering zu halten, drückte sich Mats heraus. Edith konnte ihren Satz „Das Köpfchen ist schon draußen“ kaum beenden, da presste ich in derselben Wehe noch einmal nach und sie verbesserte sich mit den Worten „Er ist da“. Um 22:14 Uhr erblickte Mats Lino in unserem Wohnzimmer das Licht der Welt. 

Ein unfassbares Gefühl, ihn das erste mal im Arm zu halten. Ganz neugierig schaute er uns mit seinen großen blauen Kulleraugen an und nach kurzer Zeit kam der erste Schrei. Er wirkte gesund und zufrieden. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war und Dennis sie durchschneiden durfte, konnte die Plazenta heraus gezogen werden. Sie war herzförmig und Mats hat sein kleines zu Hause auf Zeit perfekt ausgenutzt.

Nachdem die Formalitäten von den Hebammen ausgefüllt wurden, während wir die ersten Kuschelminuten genossen, begleiteten sie uns noch nach oben.

Edith half Dennis bei der ersten Versorgung von Mats, Lisa und Franzi halfen mir beim duschen. 

Anschließend lagen wir drei zusammen kuschelnd im Bett und die Hebammen verließen gegen 0.30 Uhr das Haus und wir genossen unsere erste Nacht als kleine Familie.

Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei den Hebammen des Geburtshauses, die uns sowohl in der Schwangerschaftsvorsorge, während der Geburt und auch im Wochenbett wunderbar unterstützt haben. Insbesondere geht uns Dank an Edith, die uns bei der spontanen Entscheidung zur Hausgeburt jederzeit ein sicheres und wohlfühlendes Gefühl gegeben hat und uns auch im Wochenbett mit Rat und Tat zur Seite stand! 

Von Herzen,

Michelle und Dennis mit Mats