Aurelie

Ich wusste direkt, dass ich schwanger werden würde und das Ziepen meines Eisprungs am
nächsten Tag bestätigte mir mein Gefühl. Zunächst überfiel mich Panik, da das Gerede vom
„guten Zeitpunkt, bald ein Baby zu bekommen“, nun doch sehr schnell konkret werden würde.
Nachdem der Schwangerschaftstest zwei Wochen später positiv war, berichtete ich meinem
Bruder, wenige Zeit später meiner Mutter und ihrem Partner. Ich konnte es kaum fassen, hatte ich
doch erst vor knapp einem Jahr das Gefühl bekommen, bald bereit für ein eigenes Kind zu sein!
Ben und ich waren gerade etwas über ein Jahr zusammen und befanden uns noch für 6 weitere
Monate in Neuseeland. Bin ich verantwortungslos, in einem so fernen Land schwanger zu
werden? Ohne jeglichen Pläne für die Zukunft? Ohne eine sichere Einkommensquelle in Aussicht?
Klappt das alles mit dem Zurückfliegen? Haben wir genug Geld, um eventuelle Extrakosten zu
decken?
Zu erfahren, dass meine Reiseversicherung keinerlei Vorsorgeuntersuchungen übernimmt,
schickte mich dann in unfassbare Ängste. Wie sollten wir das alles nur schaffen?
Dennoch überwog schnell die Freude über diesen neuen Lebensabschnitt und das Entstehen
neuen Lebens. Das wird schon alles irgendwie klappen, dachte ich.
Eine Woche nach dem positiven Schwangerschaftstest rief ich im Geburtshaus an, wo an zwei
verschiedenen Tagen niemand abnahm. Beim dritten Versuch antwortete jemand mit einem
unsicheren „Hallo…?“. Durchaus skeptisch wurde ich mit Bleistift in den Kalender eingetragen.
War nunmal eine seltsame Situation. Nach einer langen E-Mail mit persönlichen Details, Foto und
einem Anruf meiner Mutter im GH durfte ich meinen Platz glücklicherweise behalten.
Knappe sechs Monate später, nach 5 wöchigem Corona-Lockdown und drei Flugumbuchungen,
saßen wir im Flieger nach Hause. Alles hatte reibungslos funktioniert, wir konnten alle Arztkosten
decken und flogen sogar mit einem Plus auf dem Konto nach Hause – warum die ganze
Aufregung?
In Deutschland angekommen, war unser erster Kennenlerntermin im Geburtshaus bei Kathi. Die
sind ja wirklich nett hier, dachte ich. Ich fühlte mich bei den Vorsorgeterminen jedes mal wirklich
willkommen und gut aufgehoben. Am liebsten würde ich auch jetzt noch jede Woche ins
Geburtshaus, einfach so zum rumhängen und mich wohlfühlen.
Seit beginn der Schwangerschaft beschäftigte ich mich mit meinen Vorstellungen zu Geburten,
meinen vorhandenen Ängsten und Zweifeln. Wie läuft so eine Geburt ab? Warum habe ich Angst
davor? Was wünsche ich mir für die Geburt meines Kindes?
Was mir hierbei besonders auffiel, war das gesellschaftliche Bild von Schwangerschaft und
Geburt: „Dein Körper wird ruiniert“, „Da lebt ein Parasit in deinem Körper“, „Die Geburt ist ein
Kampf“ oder „Was kaputt gehen tut da unten eh immer, kannste nicht verhindern“. Wow! Sind
Geburten wirklich so furchtbar? Kann eine Geburt nicht auch ein schönes Erlebnis sein und nicht
nur der notwendige Schritt, um etwas zu erhalten?
Mental bereitete ich mich also sehr intensiv auf das Anstehende vor. Körperlich hielt ich mich
weiterhin mit Yoga fit, wobei ich gezielte Übungen für die Vorbereitung des Beckens sowie den
Beckenboden integrierte. Zusätzlich aß ich täglich 5 Datteln und trank Himbeerblättertee. Da ich
schon immer mal eine Akupunktur Behandlung ausprobieren wollte, nahm ich auch dieses
Angebot im Geburtshaus war. Die erste Sitzung drei Wochen vor ET war bei Johanna. Ich genoss
die Zirkulation der Energien in meinem Körper und die Stimmung des neuen Lebens, die mir der Geburtsraum bot. Ich hätte auch länger dort liegen bleiben können..
Johanna verabschiedete mich mit den Worten „Wir sehen uns dann wahrscheinlich nicht mehr, ich
bin ab Anfang September im Urlaub. Wobei, wer weiß… Ich habe Ende August noch einige
Bereitschaften.“ Nach dem Termin (Mittwoch, 19.08.) ging ich noch Einkaufen, die letzten
Babysachen zu besorgen. Abends merkte ich, wie die Akupunktur leichte Übungswehen auslöste.
Nachdem ich nun die Geburtstasche mit dem Gedanken fertig gepackt hatte, dass sie echt
nerven wird, wenn sie noch fünf Wochen rumsteht, überkam mich Abends das wohlige Gefühl,
nun bereit zu sein. Sowohl im Äußeren als auch mental und körperlich. Ich teilte dies auch dem
Baby mit, welches sich zustimmend bewegte.
Am nächsten Tag freute ich mich: ab heute darf ich endlich ins Geburtshaus. Der Gedanke, dass
in meinem Bauch nun ein „fertiges“ Baby wartet, überwältigte mich.
Abends nach der täglichen Dammmassage lag dann etwas schleimig, klumpiges auf dem Bett. Ist
das wirklich schon der Schleimpfropf?! Ben und ich gerieten in furchtbare Aufregung, etwas Panik
war wohl auch dabei. Es könnte schon bald losgehen, allerdings glaubten wir es nicht so wirklich.
Könnte ja auch komischer Ausfluss sein…
Samstag unternahmen wir einen sehr anstrengenden Ausflug ins Freilichtmuseum. Puh, so lange
war ich schon lange nicht mehr gelaufen. Den Gedanken, dass es bald losgehen könnte, schob
mein Kopf geschickt zur Seite.
Am darauf folgenden Tag kamen vier meiner Freundinnen zu Besuch und veranstalteten eine
Babyparty mit mir. Zwischen Lätzchen bemalen und rumalbern, blieb Essen und der tägliche
Mittagsschlaf auf der Strecke. Gegen 18:30 wollten die Mädels aufbrechen, aber noch Fotos mit
mir und vor allem von mir und dem werdenden Papa schießen. Die gackernden Hühner warteten, während ich noch aufs Klo ging. Zurück auf dem Weg nach draußen lief mir eine ordentliche
Menge Wasser die Beine hinunter – Die Fruchtblase war geplatzt. Konnte das wirklich meine
Fruchtblase sein? Muss, ich war ja gerade auf dem Klo gewesen… Ben und ich wurden sofort
nervös. War das also doch der Schleimpfropf am Donnerstag! Die Mädels waren fast noch
aufgeregter als ich, als sie dann kurz darauf das Weite suchten. Später berichteten sie mir, dass
draußen beim Warten auf mich, ein Luftballon zerplatzte und sie darauf hin eine Geburt
simulierten, da ja meine Fruchtblase geplatzt war. Irre komisch! Wussten sie in dem Moment ja
noch nicht, was passiert war.
Ich ging duschen und zog mir eine frische Hose an, die sofort wieder durchnässte. Also setzte ich
mich auf ein Handtuch und rief „Hebamme 1“ an. Niemand hob ab. Kurze Zeit später rief Lisa
mich zurück. Ich berichtete, was passiert war. Seelenruhig riet sie mir, mich erstmal schlafen zu
legen. Falls in der Nacht nichts passiert, sollte ich um 08:00 Uhr ins Geburtshaus kommen. Ok,
alles klar so weit. Ich legte mein Handy zur Seite und sah Ben, der wie aufgeregt mit dem
Wischmop durch die Wohnung lief, um mein Fruchtwasser aufzuwischen. Schlafen gehen konnte
ich jetzt nicht, ich hatte seit Stunden nichts Vernünftiges gegessen und war sowieso total fertig
mit den Nerven. Wir beschlossen also erstmal mit meiner Mutter und ihrem Partner noch etwas zu
essen. Hierbei ließ meine Aufregung immer mehr nach und ich konnte mich entspannen. Dem
Mann meiner Mutter gelang dies nach drei Gläsern Wein dann letztendlich auch. Gegen 22:00 Uhr
gingen wir ins Bett, bis jetzt hatte ich nur ein leichtes Ziepen im Bauch, wie bei den
Übungswehen. Ich war allerdings doch noch zu aufgeregt, um zur Ruhe zu kommen. Mit der Zeit
nahm die Wehentätigkeit immer mehr zu. Gegen 24:00 Uhr fing meine Gebärmutter an, sich
schmerzhaft zusammen zu ziehen, der Druck auf den Muttermund nahm zu. Ich konnte mich
Zuhause überhaupt nicht mehr entspannen. Obwohl ich wusste, dass alles in Ordnung war,
beunruhigte mich der ständige Abgang des Fruchtwassers. Ich lauschte immer wieder in meinen
Bauch hinein, ganz tief in mir drin wusste ich, dass alles in Ordnung war. Auch die Bewegungen
meines Babies bestätigten mir mein Gefühl. Trotzdem fragte ich mich ständig, wann der richtige
Zeitpunkt kommt, ins GH zu fahren. Ich konnte nicht richtig loslassen und auch den Muttermund
nicht entspannen. Ich war hundemüde. Dann wurde mir schlecht. Bis zum Klo schaffte ich es
nicht mehr, also schwammen halbe Champignonscheiben in unserem Waschbecken. So gut kaue
ich also, dachte ich. Das war um ca. 01:30 Uhr. Ben beruhigte mich, doch der Druck auf den
Bauch beim Erbrechen bereiteten mir Sorgen. Von Durchfall hatte ich gehört, aber war Kotzen
auch normal? Kurz darauf begann auf anderem Wege auch alles aus mir herauszuwollen. Wenn
das jetzt noch 12 Stunden so weitergeht, weiß ich nicht, wie ich das schaffen soll, plagte es mich.
Um 02:00 konnte ich dann nicht mehr. Ich war völlig fertig, müde und erschöpft. Ich hatte das
Gefühl, zuhause nicht weiterzukommen und einen Ortswechsel zu brauchen. Seit 12:00 Uhr waren
meine Wehen recht regelmäßig, also rief ich Lisa an. Sie und Jana seien eh im GH, eine andere
Familie bricht gerade auf. Wunderbar, wir bräuchten eine halbe Stunde. Beim Einsteigen konnte
ich direkt wieder umdrehen, mir war wieder schlecht. Wie hat Ben die Stückchen aus dem
Waschbecken entfernt? kam mir noch in den Sinn. Kurze Zeit später ging es dann los. Im Auto
war mir eiskalt, die Wehen wurden durch die Anspannung der Kälte schmerzhafter. Den Eimer
zwischen meinen Beinen brauchte ich dann zum Glück doch nicht.
Im GH angekommen fühlte ich mich erleichtert, der Drang einfach nur zu schlafen beherrschte
jedoch meine Gefühlswelt. Im Zimmer setzte ich mich aufs Bett, sofort ging es mir besser. Ich
konnte mich endlich entspannen. Jetzt waren auch die Wehen erträglicher. Lisa hatte sich
hingelegt, Jana war nun erstmal für uns da. Jana sagte mir, dass ich die Wehen total gut veratme.
Hä echt? Ich atme doch nur. Tut trotzdem echt weh, waren meine Gedanken dazu.
Der Muttermund war erst bei zwei Zentimetern. Scheiße, das ist ja noch gar nicht weit, dachte ich.
„Das ist nun der Moment wo wir euch eigentlich auf einen langen Spaziergang schicken, aber du
siehst ziemlich fertig aus.“, sagte Jana. „Ihr könnt hier bleiben, allerdings muss ich dich wieder
nach Hause schicken, wenn es in zwei Stunden keine Verbesserung gibt. Ansonsten müsstest du
wiederum eine Stunde später ins Krankenhaus.“
Wir entschieden uns dazu, zu bleiben. Zurück nach Hause wollte ich auf keinen Fall. Baden fühlte
sich in dem Moment sehr gut an, das konnte ich Zuhause auch nicht. Also ließ Jana mir
Badewasser ein, während ich mich in meiner Verzweiflung suhlte. Ich versuchte einen Schluck
Wasser zu trinken, der mir nach wenigen Minuten direkt wieder hochkam.
Als ich in die Badewanne stieg, merkte ich, wie kalt mir eigentlich war. Die wohlige Wärme gepaart
mit Entspannungsmusik verbesserte meinen Zustand zunehmend. Zwischen den Wehen machte
ich immer wieder die Augen zu, einnicken klappte jedoch nicht. So langsam bekam ich den Dreh
raus, wie die Wehen zu ertragen waren. ENTSPANNEN und ATMEN. Den Schmerz schön nach
Draußen pusten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich den Drang, wieder herauszusteigen. Das war das wohl
längste Bad meines Lebens. Wir setzten uns aufs Bett, Ben hinter mich. Direkt kam die Kälte
wieder und ich zitterte, was in Verbindung mit den Wehen echt schmerzhaft war. Ich fühlte mich in
einem Teufelskreis gefangen aus Kälte und Zittern in der Wehenpause und Hitze während der
Wehe. Kurze Zeit später wollte Jana mich wieder untersuchen, wir waren nun bereits zwei
Stunden im GH. Jetzt war der Muttermund bei fünf Zentimetern. Ohje, das dauert wohl noch ewig,
dachte ich. Allerdings hieß der Fortschritt, dass wir bleiben durften. Beim Nachsorgetermin 6
Wochen später erfuhr ich dann, dass mein Fortschritt eigentlich ziemlich gut war. Ich befand mich
in dem Moment jedoch weiterhin in einem Zustand aus Kälte und Hitze, ich konzentrierte mich
lediglich auf das Atmen und Entspannen. Etwas anderes als Sitzen konnte ich nicht. Der Versuch
zu Liegen endete in größeren Wehenschmerzen. Zum Glück darf Ben bei mir sein. Das Gefühl,
körperlich und energetisch von hinten gestützt zu werden, hätte ich auf keinen Fall vermissen
wollen. Schon bald wurde es hell und ich konnte mir langsam vorstellen, dass man eine lange
Geburt aushalten konnte. Die Zeit verging doch recht zügig. Ich blieb die ganze Zeit über sitzen.
Ich hatte mich so viel damit beschäftigt, welche Stellungen man einnehmen könnte, wie man sich
bewegen könnte und so weiter. All das passte in dem Moment nicht. Sitzen war das einzig
passende.
Kurz darauf kam Jana wieder und teilte uns mit, dass eine frische Kathi bald übernehmen werde,
da sie selbst total fertig sei. In der vorherigen Nacht gab es bereits zwei Geburten und vor uns war
ja auch schon eine. Wir sagten ihr, dass sie die Pause dann wirklich verdient hatte und freuten
uns, Kathi wieder zu sehen.
Bei ihrer Ankunft sagte Kathi auch, wie gut ich die Wehen veratmete. Ich hatte immer noch das
Gefühl, es könnte weniger schmerzhaft sein. Jedoch hatte der Schmerz der heftigeren Wehen mit
der Zeit nicht mehr zugenommen. Die Aussicht, dass es nicht schlimmer werden würde, tat mir
gut. Jedoch kam mit jeder Wehe mehr Trauer und Verzweiflung in mir hoch. Ich wusste wirklich
nichts mit mir anzufangen.
Schon kurze Zeit später meinte Kathi: „Tessa, ich glaube du kannst dich so langsam vors Bett
knien. Wir brauchen ja auch eine Position, in der dein Baby dann auch rauskommen kann.“ Total
verdutzt schaute ich sie an und fing sofort an aus Erleichterung zu weinen. Das war in dem
Moment das gefühlt schönste, was je jemand zu mir gesagt hatte. Ich hatte es tatsächlich bald
geschafft. Wow. Müdigkeit, Trauer und Erschöpfung lösten sich in meinen Tränen auf. Ich begab
mich also in die Hocke vors Bett und sollte bei der nächsten Wehe mitschieben, wenn ich wollte.
Das tat ich auch, was sich für die Abwechslung total gut anfühlte. Der Schmerz wich einem
starken Druck. Ein Schwall Pipi kam beim ersten Pressen raus. Hihi, da ist ja doch noch was in
mir drin Kathi rief Johanna an, damit sie sich auf den Weg begab. Keine fünf Minuten später war sie
wieder am Telefon: „Ich glaube die Hunderunde schaffst du nicht mehr, komm jetzt.“ Bei jedem
Mal Pressen dachte ich: Bald habe ich es geschafft. Es ging mir dann allerdings doch nicht
schnell genug. Das Köpfchen sah Kathi schon und es fühlte sich jedes mal so an, als wäre es
schon fast draußen. Ben fing hinter mir an zu schluchzen. Weinen konnte ich jetzt nicht mehr, ich
konzentrierte mich mit aller Kraft auf das Herausrutschen meines Kindes. „Du kannst jetzt selbst
mal fühlen, wenn du willst.“, meinte Kathi. Oh, wow. Das war mir in dem Moment doch etwas zu
viel. Ich presste nochmal. Jetzt fühlte ich nach dem Kopf meines Kindes. Hui, ganz schön
schleimig. Und doch noch so weit drin!, dachte ich. „Jetzt ist der Moment, in dem es immer
wieder ein bisschen zurückrutscht.“, kommentierte Kathi. Ach scheiße, komm schon raus jetzt..
Ich motivierte mich noch kräftiger zu pressen. Ich fühlte mich, wie in meinem Buch zur
Geburtsvorbereitung beschrieben, wie vor einer Gipfelbesteigung. Kurz vor dem Gipfel fühlt es
sich an, als würde man es nicht schaffen. Dann kam Johanna dazu, sah ich sie wohl doch
nochmal. Lange würde ich es in der Hocke nicht mehr aushalten. Kathi riet mir, kurz aufzustehen
und mich mit der nächsten Wehe wieder hinzusetzen. Das half wirklich kurz. Mit dem nächsten
mal schaffe ich es! Ich muss mich aufs Loslassen konzentrieren. Mein Kind darf sich jetzt von mir
trennen. Ich gab nochmal alles, und presste alles energetisch nach Unten. Ich atmete nichtmal
aus, um alles auf das Herauskommen des Babies zu lenken. Und dieses mal klappte es. Ich sah
etwas blau, weiß schmieriges zwischen meinen Beinen hervorkommen. So sieht also ein
Neugeborenes aus. Irre. Nun drehte sich das kleine Wesen noch einmal um 180°. Ich fand das
total Verblüffend, was die Kleinen bei einer Geburt selber leisten. Die wissen im Gegensatz zu uns
Gebärenden genau, was sie machen müssen. Beim erneuten Pressen wurde der Körper geboren.
Ich hatte es tatsächlich geschafft! Mein Baby war auf der Welt. Kurz darauf begann sie dem
Trauma der Geburt Ausdruck zu verleihen und schrie einige Momente, bis sie dann ganz ruhig um
sich blickte. Johanna half mir das kleine Wesen auf den Arm zu nehmen. Ich fühlte mich total
hilflos und wusste gar nicht, wie ich so einen kleinen Menschen anfassen und hochnehmen
musste. Die Plazenta kam wenige Zeit später und es verblieb ein unangenehmes Brennen im
Intimbereich. Ist wohl viel gerissen?, fragte ich mich.
Ich konnte das Wunder, was ich in meinen Armen hielt gefühlsmäßig noch gar nicht begreifen.
Mich beherrschte eine riesige Erleichterung, es geschafft zu haben. Ich fühlte mich wie neu
geboren, hatte ich während der Geburt bestimmt drei mal das Gefühl, dass ein Teil in mir stirbt.
Außer vier kleinen Rissen, die aussahen, wie Schürfwunden, war ich unversehrt. Die
Dammmassage hatte sich wohl gelohnt. Aurélie kam mit 2700g und 47cm um 6:49 Uhr zur Welt.
Meine ganze Vorbereitung machte sich bezahlt, war dies für meine erste Geburt doch sehr schnell
(Beginn der regelmäßigen Wehen um ca. 02:00 Uhr).
Ich bin unfassbar dankbar, dass ich im Geburtshaus entbinden durfte. Kein Ort hätte mir zu einer
besseren Entspannung verholfen. Die Ruhe und Gelassenheit der Hebammen vermitteln eine
riesige Sicherheit, dass alles OK ist. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, es könnte etwas
schief gehen. Ebenfalls dankbar bin ich für die dauerhafte Anwesenheit meines Partners, was im
Krankenhaus wegen Corona nicht möglich gewesen wäre. Ich habe ein tiefes Mitgefühl mit den
Frauen, die das Erlebnis der Geburt größtenteils alleine unter Hygienebestimmungen durchstehen
mussten und müssen. Ich habe wirklich kein Verständnis dafür, warum der Mann keine Rolle
hierbei spielen sollte. Die emotionale Unterstützung und der Halt, den der Mann bei einer Geburt
gibt, sind, meiner Meinung nach, von unfassbarer Bedeutung. Danke!

Eine wunderschöne Geburt

Der Tag, an dem es mit den Wehen und somit mit der Geburt unseres ersten Kindes losging, war ein Donnerstag im März und wir waren fünf Tage über dem errechneten Termin. Der Tag verlief super normal, so wie die vorigen auch. Mein Mann und ich waren Zuhause und verbrachten ihn mit Gassi gehen, Haushalt, Essen, Lesen, Yoga usw. Am Nachmittag machte ich Waffeln und verbrannte mich dabei am Waffeleisen. Die Wunde, die dabei entstanden ist, wird mich wahrscheinlich noch eine Weile an die Geburt unseres Kindes erinnern ?.

So weit so normal. An dem Tag hatte ich stärkere Rückenschmerzen und machte mir Gedanken, ob die Schmerzen bei der Geburt hinderlich und störend sein könnten. Deshalb bat ich meine Schwester um Tipps, wie ich die Schmerzen eventuell lindern könnte und versuchte mir mit ein paar Übungen ein bisschen Erleichterung zu verschaffen.

Am Abend las ich in einem schlechten Buch weiter, dass ich aber trotzdem zu ende lesen wollte. Irgendwann fing ich an, beim Lesen herumzulaufen, weil ich nicht mehr so gut sitzen oder liegen konnte. Anzeichen für eine bevorstehende Geburt gab es meines Erachtens aber noch nicht. Irgendwann um 22:30/23:00 Uhr rum bin ich auf die Toilette gegangen und stellte fest, dass sich der Schleimpfropf gelöst hatte. Da ich im Kopf hatte, dass die Geburt jetzt noch bis zu drei Tage auf sich warten lassen konnte, machte ich mir immer noch keine großen Gedanken, sagte meinem Mann aber Bescheid, dass es in nächster Zeit irgendwann losgehen könnte. Von nun an musste ich öfter auf die Toilette und hatte immer etwas Blut im Urin. Ich machte noch ein letztes Heublumendampfbad, weil die Kräuter sowieso aufgebracht werden mussten. Relativ kurz nach dem Ablösen des Schleimpfropfs ging es dann aber bereits los mit den Wehen, die sich bei mir wie Unterleibskrämpfe anfühlten. Ich fing an, die Wehenlängen und Wehenpausen zu stoppen. Sie kamen von Anfang an ziemlich regelmäßig ungefähr alle zwei Minuten und hielten mindestens eine Minute an. Also fing ich an, auf die Uhr zu schauen da ich mich ja laut 3-2-1 – Regel nach drei Stunden bei der Hebamme melden sollte, falls die Wehen weiterhin so bleiben sollten. Ich beendete dann noch das schlechte Buch und bat meinen Mann, mir die Nägel noch zu lackieren, da ich gerne lackierte Nägel im Wochenbett haben wollte. Warum auch immer. Nun war es schon Mitternacht und wir waren ziemlich müde und legten uns ins Bett. Ich stand aber gleich wieder auf, da sich die Wehen im Liegen nicht veratmen ließen und so auch schmerzhafter waren. Also ging ich ins Nebenzimmer. Das Veratmen der Wehen ging ganz gut. Ich lief viel herum, legte mich in den kurzen Pausen für ein paar Sekunden hin und stützte mich irgendwo ab oder blieb stehen, wenn eine Wehe kam. Unterschiedliche Visualisierungen, die ich während der Schwangerschaft kennengelernt hatte, halfen mir sehr dabei, während der Wehen tief in den Bauch und „zum Kind“ zu atmen und „die Wehenwelle zu surfen“. Ich hatte sehr viel Durst und musste viel Wasser trinken. Ab ca. zwei Uhr musste ich anfangen, die Wehen zu vertönen. Ich hatte nun auch öfter Stuhlgang. Um drei Uhr etwa kam mein Mann und fragte, ob ich nicht langsam die Hebamme anrufen wolle, weil ich ja jetzt schon seit etwa vier Stunden regelmäßige Wehen hatte und die 3-2-1-Regel erfüllt war. Ich hatte zunächst Hemmungen, mitten in der Nacht anzurufen und dachte noch, dass es ja vielleicht ein Fehlalarm ist. Schließlich rief ich dann aber in einer Wehenpause an und hatte Johanna am Telefon. Wir unterhielten uns kurz und Johanna sagte, sie glaube ich könne noch 1-2 Stunden Zuhause bleiben. Ich sollte in die Badewanne gehen und gucken, ob die Wehenabstände länger und die Wehen noch stärker werden würden. Also ging ich in die Badewanne, natürlich unter Aufsicht von meinem Mann, der schonmal die Geburtstasche und alle Sachen für den Hund, den wir auch noch mitnehmen mussten, vor die Tür gestellt hat. Die Wehen blieben gleich stark und die Abstände gleich kurz. Ich musste immer wieder aus der Wanne raus und auf die Toilette gehen. Bei einem Toilettengang musste ich plötzlich sehr stark pressen, obwohl der Darm schon entleert war. Ich dachte mir erstmal nichts weiter und stieg wieder in die Wanne. Dort musste ich dann plötzlich wieder so stark pressen und da ging mir auf, dass das jetzt wahrscheinlich Presswehen sind. Darüber habe ich mich dann ganz schön erschrocken und noch in der Wehe rief ich meinem Mann zu: „Ruf an!“. Der rief daraufhin Johanna an und sagte Bescheid, dass wir jetzt ins Geburtshaus fahren werden. Ich stieg aus der Badewanne, wir zogen mich an, mein Mann brachte alles ins Auto und drei weitere Presswehen später stand ich auf der Straße und setzt mich ins Auto. Als wir losfuhren war es ca. viertel vor fünf. Mein Mann fuhr bewusst langsam, da er wusste, dass Johanna noch 30-45 Minuten brauchen würde, um im Geburtshaus anzukommen. Im Auto fühlte ich mich etwas wohler, da mich nun niemand mehr hören konnte und ich mich am Türgriff festhalten und mit den Füßen im Fußraum abstützen konnte, wenn eine Wehe kam. Das empfand ich als hilfreich. Auf der Fahrt platzte dann auch die Fruchtblase. Wir kamen kurz vor Johanna im Geburtshaus an und ich blieb noch im Auto sitzen, bis sie ankam. Johanna lief gleich ins Geburtshaus und schloss alles auf, mein Mann half mir auf dem Weg. Im Geburtshaus fiel ich bei der nächsten Wehe auf alle Viere. Johanna bereitete nur das notwendigste vor, da sie gleich erkannt hatte, dass es nun schnell gehen musste. Ich sollte mich nun auf eine Unterlage vor dem Bett im Vierfüßlerstand positionieren, damit sie mich untersuchen konnte. Sie sagte, dass das Köpfchen schon zu sehen sei. Jetzt wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, dass das Kind nun geboren werden würde, und zwar im Geburtshaus, da ich sowieso nicht mehr ins Krankenhaus gehen könnte und das Köpfchen ja auch schon da war. Johanna wies uns nun an, wie wir uns am besten positionieren, damit die Geburt jetzt zügig geht. Und dann ging es wirklich schnell: Am 20. März um 5:11 waren wir im Geburtshaus angekommen und um 5:21 Uhr war unser Baby bereits auf der Welt. Das Baby schien keinen Stress gehabt zu haben und lag zunächst ruhig auf dem Boden und wir konnten es bestaunen. Johanna reichte mir schließlich das Baby. Die Plazenta kam gleich nach und wir konnten uns nun in das gemütliche Bett legen. Kathi war nun auch eingetroffen, sie hatte es zur Geburt nicht mehr geschafft, kam aber kurz danach dazu. Den Hund, der im Auto gewartet hatte, holten wir schließlich auch noch dazu.

Die drei anschließenden Stunden im Geburtshaus waren wunderschön. Kathi und Johanna umsorgten uns und kümmerten sich wunderbar ums Baby und um uns. Es gab etwas Leckeres zu essen und zu trinken und wir hatten ganz viel Zeit, uns auszuruhen, zu kuscheln und das kleine Wunder zu bestaunen. Um 8 Uhr ging ich mit Johannas Hilfe duschen, wir packten dann zusammen und zogen das Baby für den Nach-hause-Weg an. Bevor wir uns aufmachten stießen wir noch mit alkoholfreiem Sekt auf die glücklicherweise so unkompliziert verlaufene Traumgeburt an. Ich bin unendlich dankbar dafür, eine so schöne Geburt erlebt haben zu dürfen. Vielen herzlichen Dank für die tolle Betreuung in der Schwangerschaft und bei der Geburt!

 

 

 

Jetzt aber!

„Ich bin froh über jede Wehe, die ich im Geburtshaus veratmet hab.“

„Das Geburtshaus ist der schönste und sicherste Ort, um Kinder zu bekommen.“

„Beim ersten Kind hatten wir wahnsinniges Glück, dass wir im Krankenhaus so eine tolle Hebamme hatten!“

Das waren meine Antworten, wenn ich gefragt wurde, ob wir auch beim zweiten Kind wieder ins Geburtshaus wollen. Das wollten wir. Auch in der zweiten Schwangerschaft haben wir uns für das Geburtshaus entschieden. Das stand für uns schon nach der Geburt des ersten Kindes fest. Vor zwei Jahren sollte auch unser erstes Kind eigentlich im Geburtshaus zur Welt kommen. Aber nach vielen Stunden Wehen – erst zu Hause, dann im Geburtshaus – hatte damals die begleitende Hebamme gesagt, dass ich eine PDA brauche. Das Köpfchen stand schief. Die Hebammen hatten im Geburtshaus wirklich alles versucht. Wir wurden in Ruhe verlegt und nach der PDA und weiteren fünf Stunden im Krankenhaus kam endlich unser Kind zur Welt. Es war eine natürliche Geburt. Wir waren stolz und glücklich. Im Krankenhaus wurden wir während der Geburt sehr gut begleitet.

Trotzdem: Diesmal sollte es anders werden. Unser zweites Kind sollte im Geburtshaus kommen. Diesmal bitte wirklich! Kerzenlicht statt Neonröhre, vertraute Menschen statt völlig Fremden, Natürlichkeit und Individualität statt medizinischer Routine. Zwei Tage vor dem errechneten Entbindungstermin war ich noch einmal bei meiner Frauenärztin. Die meinte, dass die Geburt kurz bevor stehen könnte. Ich freute mich, dass es wohl bald losgehen würde. Abends merkte ich dann, dass es tatsächlich losging. Die Wehen verliefen so anders, dass ich mir immer unsicher war, wie weit die Geburt schon fortgeschritten war. Ich telefonierte mehrfach mit der ersten Hebamme. Beim letzten Telefonat verabredeten wir uns im Geburtshaus – mit der Möglichkeit, dass wir nochmal nach Hause fahren, falls es noch nicht so weit ist. Wir kamen im Geburtshaus an und die Hebamme blickte mir nur ins Gesicht und sagte, dass wir definitiv hier blieben.

Tatsächlich, wir blieben. Aber nicht lange. Nach 19 Minuten im Geburtshaus war unser zweites Kind auch schon da. Schneller als die zweite Hebamme. Wunderbar. So hatten wir uns das vorgestellt. Wir waren unfassbar glücklich und unserem Kind ging es sehr gut. Um vier Uhr morgens waren wir in Richtung Geburtshaus aufgebrochen. Um halb acht waren wir schon wieder zu Hause – auf dem Rückweg hatten wir noch schnell Brötchen geholt.

Ein anderer Ort als das Geburtshaus kommt für uns für eine Geburt nicht in Frage (außer vielleicht zu Hause). Die Hebammen waren immer für uns da und haben alles gegeben – vor, während und nach der Geburt. Danke!

 

Warum ich immer wieder im Geburtshaus entbinden würde

Irgendwie war mir ein bisschen übel… ich war in den letzten Zügen der Schwangerschaft
und hatte Himbeerblütentee getrunken. Dieser soll ja alles etwas weicher machen und
die Geburt herantreiben… ich hatte die Blätter allerdings selbst gepflügt und dachte
schon, dass ich mein Baby vergiftet hatte und mir daher so schlecht sei.
Um mich ein bisschen zu entspannen legte ich mich in die Badewanne. Dann ging es
auch schon los… ein Ziehen, wie ich es noch von meinen Periodenschmerzen kannte,
machte sich bemerkbar… mm… das müssen wohl die ersten Wehen sein… schnell lud
ich mir eine Wehenzähler-App herunter und tönte, wie ich es im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte immer dann „Aaah“, wenn ich eine Wehe verspürte. Das
Tönen war super. Es half mir, mich besser zu entspannen. Als mein Freund allerdings
dazu kam, war mir das Tönen ganz schön peinlich… Jetzt hatte ich zwei Möglichkeiten.
Entweder, ich ziehe das Tönen durch und habe dadurch weniger Schmerzen, alles
entspannt sich und die Geburt verläuft schneller, oder eben das Gegenteil… Also tönte
ich weiter 😉
Die Wehenpausen nutzte ich dazu, um mir noch schnell die Haare zu waschen und mich
zu rasieren. An einigen Stellen brauchte ich da jedoch Hilfe. Mein Bauch war so kugelig,
dass ich einfach nicht mehr alles überblicken konnte…
Während anfangs die Wehen ca. alle 6 Minuten kamen, kamen sie nach ca. 2 Stunden
alle 3 Minuten und waren 1 Minute lang. Um mich weiter besser entspannen zu können,
legte mir mein Freund bei jeder Wehe einen nassen Waschlappen auf die Stirn und ein
Körnerkissen auf den unteren Rücken. Zwischen den Wehen ging es mir so gut, dass ich
sogar mit meiner Mama telefonieren konnte, aber eben nur 3 Minuten lang 😉
Nachdem ich 2 Stunden lang alle 3 Minuten eine 1minütige Wehe verspürte, rief ich im
Geburtshaus an. Die diensthabende Hebamme kam direkt vorbei und schaute, wie weit
die Geburt fortgeschritten war. Sie sagte, dass ich noch ein bisschen Zeit hätte, jedoch
jederzeit ins Geburtshaus kommen könne, wenn ich es gern möchte. Übrigens war mir
auch da das Tönen wieder sehr unangenehm. Aber wenn die Hebamme dies nicht
kannte, wer dann 🙂
Kurz nachdem sie weg war, platzte meine Fruchtblase und die Wehen waren wesentlich
stärker. Jetzt wollte ich los. Die Wehen im Auto waren am Schlimmsten. Ich konnte
einfach nicht mehr meine gewohnte Position einnehmen und war somit wesentlich
verspannter.
Im Geburtshaus angekommen brannten schon die Kerzen im Entbindungsraum. Es war
leicht gedimmtes Licht und ich stützte mich am Himmelbett ab. Die Atmosphäre war so
schön, dass ich mich richtig wohl fühlte.
Es war auch einfach toll, dass ich während des gesamten Geburtsvorgangs immer die
selbe, mir vertraute Hebamme bei mir hatte, die mich motivierte und mir Tipps gab,
welche Stellung ich als nächstes ausprobieren könnte. Als es darauf zusteuerte, dass
mein Baby kam, kam noch eine zweite Hebamme dazu. Ab diesem Moment kümmerte
sich eine Hebamme um mich und eine um mein Baby.
Ich kam um 0.00Uhr im Geburtshaus an und mein Sohn kam bereits um 2.21Uhr zur Welt
und das Stillen klappte sofort.
Zur Stärkung bekamen mein Freund und ich noch eine Hühnersuppe, dann begleiteten
uns die Hebammen zum Auto und wir waren bereits um 6 Uhr als kleine Familie zu Haus.
Ich denke, dass mir vier Dinge besonders geholfen haben mich zu entspannen und somit
den Geburtsvorgang beschleunigt haben und das Stillen auch sofort klappte:
1. Das Wissen über den allgemeinen Ablauf einer Geburt und das Tönen, was ich
beides in einem Geburtsvorbereitungskurs lernte.
2. Ein Video über eine gut ablaufende Geburt. Hier der Link dazu.
3. Die Unterstützung meines Freundes durch das Halten des kalten Lappen auf der
Stirn und des Körnerkissens im Rücken.
4. Vor allem aber die tolle Atmosphäre im Geburtshaus und das Wissen, ständig auf
die Expertise der Hebamme(n) zurückgreifen zu können. Es war toll, dass die
Hebamme zu mir nach Haus kam, um mir zu sagen, wie weit der Geburtsvorgang
fortgeschritten war.
Ich hatte in keinem Moment Angst oder habe mich allein gefühlt.
So war es zwar eine schmerzhafte aber vor allem eine schöne Erfahrung und ich kann
mir keine bessere Geburt vorstellen.
Aus diesen Gründen würde ich immer wieder so vorgehen und vor allem immer wieder
im Geburtshaus entbinden.

 siehe mehr auf dem Blog           www.gemeinsamgrosswerden.de

 

Schnelle Wassergeburt

Kurz nachdem mein Mann und ich  wussten wir würden ein zweites Kind bekommen (5.Woche), war uns klar, wir wollen unbedingt wieder ins Geburtshaus. Schon unseren ersten Sohn haben wir dort bekommen und wir fühlten uns besonders gut und liebevoll betreut. Wir haben die Geburt und alles drum herum in so schöner Erinnerung, dass wir uns nicht vorstellen konnten in ein Krankenhaus zu gehen. Deshalb waren wir sehr froh, als wir unsere Zusage bekamen.

Johanna half schon unserem ersten Sohn mit auf die Welt und auch Edith war vor vier Jahren schon in der Betreuung dabei. Während der vorbereitenden Termine lernte ich die weiteren neuen Kolleginnen kennen und fühlte mich bei allen sehr wohl. Ich fand und finde es immer wieder schön, dass ich weiß, wer bei der Geburt dabei sein wird, das entspannt und gibt Sicherheit. Als die Corona-Zeit losging, wurden wir umso vorsichtiger mit sozialen Kontakten, denn auf keinen Fall wollte ich im Krankenhaus entbinden müssen, gerade unter dem Aspekt, dass Väter evtl. gar nicht oder erst spät mit zur Entbindung kommen dürfen. Alles schien so unsicher…. Zum Glück blieben die hohen Fallzahlen in Bielefeld aus und wir schafften es gesund durch die vielen Wochen. Der monatliche Termin im Geburtshaus beruhigte mich immer wieder und war mir auch Ersatz für Vorbereitungskurse und Mütterkontakte, die ich in der ersten Schwangerschaft sehr genossen habe, die jetzt aber unter den sozialen Einschränkungen nicht möglich waren.

Einen Tag vor dem errechnetem Termin war ich morgens noch bei meiner Frauenärztin und die sagte mir schon, dass es eine Wehentätigkeit gebe und ich damit rechnen könnte, bald zu entbinden. Ich solle viel in Bewegung bleiben. Den Tag über spielte ich mit meinem Großen (4 Jahre) und besuchte die Nachbarn am Gartenzaun und merkte ein Ziehen nach unten, aber so richtig real waren diese Wehen noch nicht für mich. Beim ersten Kind bekam ich eine Formel an die Hand nach der ich genau sagen konnte, wann es losgeht, aber beim zweiten Kind ist alles anders und nicht so richtig vorhersagbar. Der Nachbarsjunge kam noch mit in unseren Garten und ich beschäftigte beide Kinder bis ca.16.30 Uhr. Wobei ich das schon als sehr anstrengend empfand. Mein Mann kam nach Hause und ich sagte ihm, dass es vielleicht bald losgehen würde und er jetzt das Nachbarskind wegbringen und mit mir ins Haus gehen müsse, um früh mit uns zu Abend zu essen. Das taten wir auch – mit viel Aufregung. Wir sprachen mit unserem Sohn nochmal alle möglichen Szenarien durch, dass wir ihn wahrscheinlich noch ins Bett bringen würden und dann sein Onkel da wäre, falls er aufwachen würde. Wir informierten die Hebamme im Dienst und waren sehr froh, da Johanna Dienst hatte. Was für ein schöner Zufall, dass sie bei unserer zweiten Geburt ebenfalls dabei sein würde! Um 20 Uhr lag ich dann mit meinem Sohn im Bett und dachte, dass ich ihn nicht in den Schlaf begleiten kann, weil ich aufgrund der kurzen und heftigen Wehen lauter atmen und tönen musste. Die kamen irgendwann in kurzen Abständen, so alle 2 Minuten und als mein Mann aus dem Schlafzimmer kam und unser Sohn schlief, riefen wir den Onkel an, dass er kommen kann. Ich bat meinen Mann noch den Garten zu wässern, da wir vor kurzem erst sehr viele neue Blumen gepflanzt hatten und es ein sehr heißer Tag war Mein Mann fand das sehr amüsant, zumal ich dann alle zwei Minuten in der Küche an die Arbeitsplatte ging, um mich darauf abzustützen und die nächste Wehe zu veratmen und zu tönen. Als mein Schwager gegen 21 Uhr da war, war ich dann doch sehr erleichtert. Ich war mir nicht sicher, ob wir zu lange gewartet hatten. Johanna war informiert, dass wir nun losfahren. Im Geburtshaus angekommen, wurden die Wehen rasant immer stärker und es gab nur wenige Pausen. Wie eine Naturgewalt überrollten mich die wellenartigen Wehen nun und ich klammerte mich mit aller Kraft an meinen Mann, der mir, wie ein starker Baum, Halt gab und mich einfach sein ließ. Irgendwie lief alles seinen Lauf, es ging Stück für Stück voran. Johanna schaute zwischendurch, wie weit der Muttermund geöffnet war. Da ich die Wehen so intensiv erlebte, hoffte ich auf eine große Weite, aber leider waren es bis dahin nur 4cm. Ich hatte eher auf 9cm gehofft und war kurz enttäuscht. Die erste Geburt verlief relativ schnell und ich hoffte doch so sehr, dass es nun auch schnell gehen würde. Johanna meinte jedoch ganz zuversichtlich, beim zweiten Kind sagt das nicht viel über den Geburtsverlauf aus, es könne trotzdem schnell gehen. Sie wusste, dass ich gerne im Wasser gebären wollte und so ließ sie mir schon kurz nach der Ankunft ein warmes Bad ein. Nach einigen Wehen sollte ich dann hinein und die Wärme tat, was sie sollte, sie verstärkte die Wehen. Es gab quasi keine Pausen und ich wand mich unter den Wehen und stützte mein Gesicht immer wieder in die warmen und vertrauten Hände meines Partners, der am Beckenrand saß. Irgendwann wurde ich unsicher, ob ich die Wehen Aushalten könnte, die Fruchtblase war noch nicht offen und ich konnte wenig zwischen den Wehen ausruhen. Johanna gab mir Mut und sagte: Trau dich jetzt mit den Wehen richtig mitzugehen. Es dauert nicht mehr lange. Und da platzte in der nächsten Wehe die Fruchtblase. Ich war erleichtert und presste weiter. Kurz danach spürte ich den Kopf, er war draußen und nach der nächsten Wehe fühlte ich mich unglaublich erleichtert. Ich setzte mich hin lehnte mich an den Wannenrand, schloss die Augen und als ich sie wieder öffnete, legte Johanna mir meinen zweiten Sohn auf die Brust. Das war so faszinierend, kurz vorher dachte ich noch, ich schaffe das nicht und jetzt war er da! Mein Mann sagte zu mir, er könne das auch nicht glauben. Es sei kurz nach 22 Uhr. Vor einer Stunde sind wir erst ins Geburtshaus gekommen. Nach ein paar Minuten des ersten Kennenlernens, konnte mein Mann mit Kathi und Jesse ins Nebenzimmer gehen. Kathi kontrollierte alle Funktionen und sein Aussehen. Alles war super. Ein gesunder 54cm langer Junge! Jesse, sagten wir direkt zu ihm. Nach dem Duschen, legte ich mich ins Himmelbett und konnte unseren Jesse das erste Mal stillen. Wir kuschelten mit ihm und Johanna brachte uns Obst und Joghurt zur Stärkung. Um kurz vor eins in der Nacht, brachen wir dann nach Hause auf. Unser Großer war noch wach, so dass wir ihm seinen Bruder direkt vorstellen konnten. Er war total begeistert  und bis jetzt ist er sehr verliebt in seinen kleinen acht Wochen alten Bruder.